Literatur über den Libanon: Von Beirut lernen

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Dem libanesischen Autor Pierre Jarawan ist mit „Frau im Mond“ ein Bestseller gelungen. Auch der Comic-Autor Charles Beberian verhandelt das Drama des Libanon. Warum elektrisiert es so viele?
Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins – und dann? Dann kommt die Zündung, und die Rakete erhebt sich in die Luft. Erst majestätisch langsam, dann immer schneller. Oder der Countdown gilt einer Sprengung – und etwas fliegt in die Luft. Pierre Jarawans Roman „Frau im Mond“ hat sowohl einen Raketenstart als auch eine Explosion zum Thema, sie finden jeweils in Libanon statt: Am 4. August 1966 steigt die Cedar 8 200 Kilometer in die Höhe, erreicht das Weltall. Auf den Tag genau 54 Jahre später, am 4. August 2020, explodieren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen Beiruts, heruntergezählt hat hier aber keiner: Das Material war fahrlässig gelagert und bei Schweißarbeiten in Brand geraten. Die Innenstadt von Libanons Hauptstadt ist verwüstet, 200 Menschen sterben, 7000 werden verletzt, 300 000 obdachlos. Wer schuld war an der bislang heftigsten Detonation der Menschheitsgeschichte – Atombomben einmal ausgenommen - ist bis heute nicht aufgeklärt.
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