Anne Will bereut Nicht-Einladung der AfD in ihre Talkshow: Das entspricht nicht dem Auftrag des ÖRR

Wie sollen Medien mit der AfD umgehen? Diese Diskussion ist so alt wie die Partei selbst. Die Journalistin Anne Will hinterfragt im Rückblick den Umgang mit der AfD in ihrer früheren ARD-Talkshow. Im letzten Jahr der Ende 2023 eingestellten, nach ihr benannten Sendung sei die AfD nicht mehr eingeladen worden, erklärte Will in der am Dienstag erschienenen Folge des Medien-Podcasts „Läuft“.
„Da kann man sagen, das war journalistisch an ein, zwei Stellen gar nicht mehr richtig begründbar, an Wahlabenden beispielsweise, an denen die AfD dann erstaunliche Erfolge feiert.“ Da tue sich eine Schwierigkeit auf. „Die konnten wir aushalten, weil wir wussten, wir hören mit diesem Format bald auf. Aber das entspricht nicht dem Auftrag, den öffentlich-rechtliches Fernsehen hat.“
Nach 16 Jahren hatte Will im Dezember 2023 die Moderation der Talkshow „Anne Will“ im Ersten aufgegeben. Seit etwa einem Jahr hat sie nun einen wöchentlichen Podcast. Unter dem Titel „Politik mit Anne Will“ spricht sie mit ihren Gästen über ein aktuelles politisches Thema.
In ihrem eigenen Podcast müsse sie die AfD nicht einladen, führte die 59-Jährige aus: „Ich arbeite nicht fürs öffentlich-rechtliche System, ich bin nicht an Staatsverträge gebunden. Ich habe keinen Auftrag, sondern ich kann das alles selbst entscheiden. Und da entscheide ich mich dagegen, jemanden von der AfD einzuladen.“ Dies gelte „noch mal mehr“, nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die gesamte Partei als gesichert rechtsextremistisch eingestuft hat.
Für Journalisten beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ergäben sich durch diese Einstufung durchaus Änderungen im Umgang mit der AfD, so Will. Man müsse sich sehr genau überlegen, wann man die AfD einlädt und zu welchen Themen. „Ich würde immer raten, sie zu Themen einzuladen und nicht zu sich selbst.“
Mit der AfD über die Einstufung des Verfassungsschutzes zu sprechen, sei keine gute Idee. „Da würde ich eher mit jemandem sprechen, der etwas von Einstufungen vom Verfassungsschutz versteht und der nicht sofort den Verfassungsschutz diskreditiert“, sagte Will. Aber man könne mit der AfD durchaus über Rentenpolitik, Arbeitsmarktpolitik oder Gesundheitspolitik sprechen. „Das war schon immer der richtigere Weg, mit der AfD umzugehen.“
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD Anfang Mai als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft. Dagegen geht die AfD juristisch vor. Die Einstufung ist daher ausgesetzt, bis das Verwaltungsgericht Köln über einen entsprechenden Eilantrag entschieden hat. (mit epd)
Berliner-zeitung