Friedrich Merz verspricht Benjamin Netanjahu in Deutschland freies Geleit – trotz Haftbefehl
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Wahlgewinner Friedrich Merz (CDU) hat angekündigt, er werde Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach Deutschland einladen – und dafür sorgen, dass dieser dabei nicht verhaftet wird. Rechtlich ist diese Ankündigung irrelevant, denn Merz hat noch kein Staatsamt inne, formal ist er noch Kanzlerkandidat.
Politisch hat Merz‘ Aussage aber Sprengkraft und dürfte die Koalitionsverhandlungen belasten. Denn der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat im November Haftbefehl gegen Netanjahu und Israels Ex-Verteidigungsminister Yoav Gallant erlassen. Es bestehe der Verdacht, dass die beiden für Kriegsverbrechen und für Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen verantwortlich sind. Unter anderem wird ihnen das Aushungern der Zivilbevölkerung vorgeworfen.
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Der Haftbefehl ist für alle 124 Vertragsstaaten des IStGH verbindlich, insbesondere für Deutschland, das den Gerichtshof wesentlich mit aufgebaut hat. Zwar ist Israel kein Vertragsstaat. Der IStGH ist aber zuständig, weil Palästina das Römische Statut des Gerichtshofs ratifiziert hat und die mutmaßlichen Taten auf palästinensischem Boden verübt wurden.
Netanjahu hatte Merz nach dessen Wahlsieg angerufen und gratuliert. Dabei habe Merz ihn eingeladen, verkündete zunächst Netanjahus Büro. Merz bestätigte das am Montag. Er habe Netanjahu in dem Telefonat zugesagt, dass er für den Fall eines Besuchs „Mittel und Wege“ finden werde, „dass er Deutschland besuchen und auch wieder verlassen kann, ohne dass er in Deutschland festgenommen worden ist“.
In Deutschland ist Generalbundesanwalt Jens Rommel für die Strafverfolgung von Völkerstraftaten verantwortlich. Er müsste auch darüber entscheiden, ob im Falle einer Einreise Netanjahus der Haftbefehl gegen ihn vollstreckt wird. Dabei könnte ihm der Justizminister – derzeit Volker Wissing (Ex-FDP) – Weisungen geben. In einer künftigen schwarz-roten Koalition würde vermutlich die SPD das Amt des Justizministers beanspruchen.
Der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid deutete an, dass die SPD das Merz-Manöver nicht mitträgt. „Die Unabhängigkeit des IStGH ist von zentraler Bedeutung, und wir respektieren seine Verfahrensabläufe sowie die Entscheidungen seiner Organe. Dies gilt ausnahmslos“, sagte Schmid.
Wenn ein Kanzler Merz sich mit Netanjahu besprechen möchte, könnte er ihn auch in Israel besuchen. Dies ist trotz Haftbefehl möglich.
rnd