Gefängnisinsel: Macht Trump Alcatraz Great Again?

Der US-Präsident will die verrotteten Gebäude von Alcatraz wieder zu einem Hochsicherheitsgefängnis umbauen. Das könnte teuer werden. Bereits in der Vergangenheit war die Anlage bekannt für ihre hohen Kosten.
Schon einmal hat ein politisch sehr versierter Immobilienspekulant beim Kauf einer Insel inmitten der Bucht von San Francisco enorm viel Geld verloren. Im Jahre 1846 kaufte John Fremont, der später erste Senator Kaliforniens im amerikanischen Kongress, das knapp neun Hektar große Eiland Alcatraz für 5000 Dollar von einem Privatmann in der Hoffnung, die Insel mit einem Riesengewinn an die amerikanische Regierung weiterverkaufen zu können.
Doch anstatt Fremont fürstlich zu entlohnen, konfiszierte der damalige amerikanische Präsident Millard Fillmore kurzerhand die Insel und begann auf Alcatraz eine militärische Festung zu errichten, aus der später ein Militärgefängnis wurde. Nun will Präsident Trump aus den weitgehend baufälligen und verrotteten Gebäuden auf der Insel wieder ein Hochsicherheitsgefängnis machen, in dem er “die skrupellosesten gewalttätigen Verbrecher” unterbringen will.
Alcatraz ist neben Yerba Buena und Angel Island eine von drei aus Fels bestehenden, hügeligen Inseln in der Bucht von San Francisco. Benannt nach den früher dort heimischen Pelikan-Kolonien wurde die Insel aber bekannt als Zuchthaus für amerikanische Schwerverbrecher. Die amerikanischen Streitkräfte betrieben das Militärgefängnis bis zum Jahre 1933, als sie es an das Bundesjustizministerium übergaben. Dessen Beamten suchten damals nach einem idealen Ort für ein Hochsicherheitsgefängnis. Nach dem Umbau bot Alcatraz Platz für mehr als 330 Gefangene doch meist waren nur 275 Zellen belegt, darunter auch Zelle 181, in der der berühmte Gangster Al Capone fünf Jahre in Einzelhaft verbrachte.
Trotz seiner unmittelbaren Nähe zu den Ufern von San Francisco galt die Insel als besonders ausbruchssicher, denn die Gezeitenströme sind heftig und selbst im Sommer ist das Wasser in der Bucht sehr kalt. Angeblich hat es 14 Ausbruchsversuche gegeben, von denen jedoch keiner erfolgreich endete. Allerdings belegen heutzutage Sportler bei dem jährlichen San Francisco Triathlon immer wieder, dass gut trainierte Menschen auch die gefährlichen Gewässer rund um das ehemalige Zuchthaus bezwingen können.
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass Alcatraz das teuerste Zuchthaus der Vereinigten Staaten war. Nach einer Erhebung des Justizministeriums aus dem Jahre 1959 kostete der Betrieb der Einrichtung mehr als zehn Dollar pro Insasse und Tag, während die meisten anderen Gefängnisse nur ein Drittel der Kosten verursachten. Außerdem begann der Zahn der Zeit an den meisten Gebäuden zu nagen und die anstehenden Renovierungskosten wurden damals auf mehrere zehn Millionen Dollar geschätzt. Wegen dieser hohen Kosten wurde das Gefängnis in Alcatraz im Jahre 1963 geschlossen und aufgegeben. Die Infrastruktur begann zu verfallen.
Mehrere Jahre moderte die Anlage unbeaufsichtigt vor sich hin, bis im Jahre 1969 eine Gruppe indigener Amerikaner die Insel besetzte. Das Land gehöre der ursprünglichen Bevölkerung sagten die Anführer und forderten, auf Alcatraz ein Kultur- und Studienzentrum für indigene Stämme einzurichten. Anfangs erhielt die Gruppe sehr viel öffentlichen Zuspruch. Nachdem aber mehrere Brände einige historische Gebäude zerstört hatten, beendete die Bundespolizei die Besetzung im Jahre 1971.
Wieder stand die Insel für mehrere Jahre leer und verfiel zusehends, bis sie vor etwa 50 Jahren den amerikanischen Nationalparks unterstellt wurde. Im Jahre 1973 wurde ein regelmäßiger Fährdienst von San Francisco zur Insel eingerichtet und zur Zeit wird die Insel jährlich von mehr als einer Million Menschen besucht. Allerdings geht auch jetzt der Parkverwaltung das Geld zum Unterhalt der Gebäude aus. Die ehemaligen Zellblöcke verrotten und verfallen immer mehr und an mehreren Steilhängen auf der Insel gibt es immer wieder Erdrutsche.
Vor diesem Hintergrund nimmt sich Trumps jüngste Idee, aus den Ruinen ein modernes Hochsicherheitsgefängnis zu bauen wie ein schlechter Scherz aus. Die Kosten werden auf Hunderte von Millionen Dollar geschätzt. Er wolle, so schrieb der Präsident auf seiner Plattform „Truth Social”, Alcatraz wieder zu einem Symbol für Recht und Ordnung machen, in das die „gefährlichsten Verbrecher des Landes” für immer eingesperrt würden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung