Nvidia meldet einen weiteren Wachstumssprung

Nvidia hat einen weiteren Wachstumssprung gemacht. Der amerikanische Halbleiterkonzern hat mit seinen am Mittwoch nach Börsenschluss vorgelegten Geschäftsergebnissen die Erwartungen von Analysten übertroffen. Auch mit Blick auf das nächste Berichtsquartal zeigte er sich zuversichtlich, wenngleich er ein etwas niedrigeres Wachstumstempo erwartet. Vorstandschef Jensen Huang sagte in einer Mitteilung, die Nachfrage nach Nvidias neuer Chipgeneration Blackwell sei „erstaunlich“.
Der Aktienkurs notierte im nachbörslichen Handel leicht im Plus. Nvidia gehörte in den vergangenen Jahren zu größten Gewinnern an der Börse, allein 2024 hat sich der Kurs fast verdreifacht. Dies spiegelt Nvidias bislang dominierende Position im Markt mit Chips für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz wider. Das Unternehmen hat derzeit eine Marktkapitalisierung von 3,2 Billionen Dollar, nur der Elektronikkonzern Apple ist wertvoller.
Allerdings gab es in jüngster Zeit verstärkt Sorgen, ob Nvidia sein rasantes Wachstum fortsetzen kann. Dies hat mit der jüngsten Aufregung um Deepseek zu tun. Das chinesische Start-up-Unternehmen machte im Januar mit einem KI-Modell Furore, das angeblich mit Programmen wie ChatGPT von Open AI mithalten kann, aber viel billiger zu entwickeln gewesen sein soll. Dies warf Fragen auf, ob Amerikas bisherige Führungsposition im KI-Geschäft bedroht ist - und auch ob die teuren Chips von Nvidia für bestimmte KI-Aufgaben wirklich nötig sind. Der Aktienkurs von Nvidia stürzte damals an einem einzigen Tag um 17 Prozent ab, der Börsenwert schrumpfte um fast 600 Milliarden Dollar. Diese Verluste wurden seither zum Teil, aber nicht ganz wettgemacht.
Nvidia-Vorstandschef Jensen Huang zeigte sich bislang unbeeindruckt von solchen Bedenken. In einem Interview vor wenigen Tagen beschrieb er Reaktionen an Finanzmärkten, wonach KI nun „am Ende“ sei, als überzogen. „Genau das Gegenteil ist der Fall.“ Fortschritte wie von Deepseek würden den Markt vergrößern. Am Mittwoch sagte er, Deepseek habe “globalen Enthusiasmus entfacht“ und sei “eine exzellente Innovation“. Fast jeder KI-Entwickler arbeite mit dem Modell.
Huang fügte hinzu, er bleibe kurz-, mittel- und langfristig optimistisch, die Branche befinde sich „erst am Anfang einer neuen Ära“. Nvidia hebt auch verstärkt die Einsatzmöglichkeiten seiner Chips hervor, wenn es nicht um das Entwickeln von KI-Modellen geht, sondern um deren Anwendung, in der Branche wird das als “Inferenz“ beschrieben. Auch viele von Nvidias wichtigsten Kunden, darunter Technologiegiganten wie Microsoft, Meta oder der Google-Mutterkonzern Alphabet, sagten kürzlich bei der Vorlage ihrer Ergebnisse, sie wollten weiter aggressiv in ihre KI-Projekte investieren.
Für das am 31. Januar abgelaufene Schlussquartal des Geschäftsjahres 2024/2025 meldete Nvidia einen Umsatzsprung um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar, Analysten hatten im Schnitt mit 38,1 Milliarden Dollar gerechnet. Allein die im vergangenen Jahr auf den Markt gebrachten Blackwell-Chips hätten einen Umsatz von 11,0 Milliarden Dollar beigesteuert. Finanzchefin Colette Kress sagte, noch nie in Nvidias Geschichte habe ein Produkt so schnell so viel Umsatz eingebracht.
Der Nettogewinn von Nvidia stieg um 80 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie von 89 Cent war um 5 Cent höher als erwartet. Im gesamten Geschäftsjahr hat sich der Umsatz auf 130,5 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt, der Nettogewinn betrug 72,9 Milliarden Dollar.
Mit zunehmender Größe wird es für Nvidia freilich schwieriger, seine Wachstumsraten aufrechtzuerhalten. Für das kommende Quartal sagt das Unternehmen ein Umsatzplus um 65 Prozent voraus, also weniger als in den vergangenen drei Monaten. Das war aber besser als von Analysten erwartet.
Nvidia sieht sich mittlerweile im Geschäft mit KI-Chips einigen ernsthaften Wettbewerbern gegenüber. Dazu gehören traditionelle Halbleiteranbieter wie Advanced Micro Devices (AMD). Aber auch einige Nvidia-Kunden wie Amazon, Google und Microsoft entwickeln eigene Chips, wenngleich sie auch weiter rege bei Nvidia einkaufen. Es gibt auch eine Reihe junger Start-ups, die sich auf KI-Chips spezialisieren.
Der Analyst Jacob Bourne von der Marktforschungsgesellschaft Emarketer sagte jetzt, Nvidia habe mit seinen Geschäftszahlen seine Führungsposition im Markt unterstrichen und damit Skeptiker eines Besseren belehrt. „Nvidias Herrschaft über den Markt bleibt unerreicht.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung