Schicksals-Stichwahl für Tusk: Hochrechnungen sehen Nawrocki in Polen vorn

Erste Prognosen sehen den PiS-nahen Karol Nawrocki bei 51 Prozent.
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Polen steht eine schlaflose Nacht bevor: In der Stichwahl zur Präsidentschaft sehen Prognosen den PiS-nahen Kandidaten Nawrocki knapp in Führung. Anders als der pro-europäische Bewerber Trazskowski stellt der Nationalist die Ukraine-Hilfen in Frage. Das Endergebnis steht erst am frühen Morgen fest.
Bei der Stichwahl um das polnische Präsidentenamt liegt der rechtskonservative Kandidat Karol Nawrocki nach jüngsten Prognosen vor seinem liberalen Rivalen Rafal Trzaskowski. Auf Nawrocki entfielen laut den Zahlen des Meinungsforschungsinstituts Ipsos vom frühen Morgen 51 Prozent der Stimmen, Trzaskowski kam auf 49 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,7 Prozent. Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale hatte Trzaskowski laut Ipsos mit 50,3 Prozent noch knapp vor Nawrocki gelegen, auf den demnach 49,7 Prozent der Stimmen entfielen.
Der dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk politisch nahestehende Kandidat Trzaskowski sagte nach der Veröffentlichung der ersten Umfrage-Ergebnisse am Abend vor seinen Anhängern: "Wir haben hauchdünn gewonnen." Er dankte seinen Wählern und fügte hinzu: "Ich habe gesagt, es würde sehr knapp werden." Der nationalistische Kandidat Karol Nawrocki sagte seinerseits angesichts des knappen Unterschieds zwischen beiden Kandidaten: "Wir werden heute Nacht gewinnen."
Stichwahl weiterhin offenAngesichts des knappen Vorsprungs und der statistischen Fehlertoleranz ist das Wahlergebnis weiterhin offen. Noch ist auch ein Sieg des Proeuropäers Trzaskowski denkbar. Die Prognosen beruhen auf der Grundlage von Nachwahlbefragungen in 500 Wahllokalen und Teilauszählungen von 450 der Wahllokale. Die Fehlertoleranz liegt laut Ipsos bei 0,5 Prozentpunkten. Mit dem vorläufigen Ergebnis wird erst für Montag in den frühen Morgenstunden gerechnet. "Wir haben eine schlaflose Nacht vor uns", sagte die Abgeordnete Dorota Loboda von der liberal-konservativen Bürgerplattform bei der Wahlveranstaltung ihres Kandidaten Trzaskowski.
Die Wahl ist möglicherweise richtungsweisend nicht nur für Polen, sondern für ganz Europa: Ein Sieg Trzaskowskis würde dem liberal-konservativen Regierungschef Donald Tusk und dessen Reformen neuen Schwung geben. Diese waren vom bisherigen, rechtsnationalen Präsidenten Andrzej Duda blockiert worden.
Nawrocki hingegen, der wie Duda von der vorherigen rechtsnationalistischen Regierungspartei PiS unterstützt wird, könnte die bisher starke Unterstützung Polens für die Ukraine in Frage stellen. Sollte er gewinnen, halten manche Beobachter in der Folge sogar Neuwahlen des Parlaments in Polen für möglich.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa
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