In diesem Wald wachsen krumme Bäume – was ist sein Geheimnis?

Gezielt dem Licht entgegen: Das ist die Wuchsrichtung, die man von Baumstämmen normalerweise kennt. Doch in einem Wald in Polen ist das anders. Im Krzywy Las (Deutsch: Krummer Wald) legt eine Vielzahl an Bäumen eine imposante Krümmung hin, um dann wieder gen Himmel zu wachsen. Wie ein umgekehrtes Fragezeichen, als würden die Kiefern nach Antworten suchen.
Das außergewöhnliche Waldstück befindet sich im Nordwesten des Landes nahe der deutschen Grenze, in der Nähe der Gemeinde Gryfino. Über die Entstehung der untypischen Stammform kursieren unterschiedliche Theorien und Erklärungsversuche.
Das Entstehungsjahr des Waldabschnittes mit den krummen Stämmen gilt dabei als relativ gesichert. Der Ursprung des ungewöhnlichen Areals soll auf das Jahr 1934 zurückgehen, als die preußische Provinz Pommern noch zu Deutschland gehörte.
Damals sollen rund 400 Kiefern gepflanzt worden sein, die dann allesamt der merkwürdigen Wuchsform folgten: Ihre Stämme schlagen knapp über dem Boden einen Bogen, um dann wieder gen Himmel weiterzuwachsen.
Um die 100 dieser Exemplare sind heute noch erhalten, die anderen bereits abgestorben. Noch immer geben die übrig gebliebenen Exemplare des anerkannten Naturdenkmals ein skurriles Bild ab und Anlass für verschiedene Spekulationen, denn es ist nicht abschließend geklärt, wie es zu dem schwunghaften Stammwuchs gekommen ist.
Wo sich etwas anders als die Norm präsentiert, muss nicht lange nach vielfältigen Legenden und Theorien gesucht werden. Da macht auch der „Krumme Wald“ in Polen, der von den Einheimischen als „Märchenwald“ bezeichnet wird, keine Ausnahme. Dem Phänomen der nach Norden gekrümmten Stämme wird sowohl mit rationalen als auch unwissenschaftlichen Erklärungsversuchen begegnet.
Hat ein Besuch von Außerirdischen die Krümmung der Bäume verursacht? Oder sind elektromagnetische Felder und Wasseradern die Erklärung für den außergewöhnlichen Stammwuchs? Oder waren es Panzer, die 1945 durch den Wald fuhren und die Bäume in ihrer jungen Wuchsphase verbogen? Auch starker Schneefall, der die noch jungen Triebe niederdrückte, und Schädlinge, die zu einer Deformierung des Stammes beitragen, gehören zu den mehr oder weniger glaubwürdigen Theorien, die über Krzywy Las kursieren.
Als wahrscheinlichste Theorie rund um die gebogenen Stämme des Kiefernwaldes wird menschlicher Einfluss gehandelt. Um eine Stammkrümmung zu erreichen, wird dabei die Spitze abgeschnitten und ein zur Seite gewachsener Trieb übernimmt dann die Rolle als Stamm. Die ursprüngliche seitliche Wuchsrichtung ändert sich und der Ast wächst wieder gen Himmel und bildet die skurrile Kurve. So ein Cut könnte aus verschiedenen Gründen passiert sein.

Der mystische Wald Krzywy Las in Polen.
Quelle: imago images/Dreamstime
Einer ist der Bedarf an geschwungenen Hölzern im Handwerk, etwa um Karren oder Schlittenkufen oder Alphörner zu bauen. Die Krümmung vereinfacht da die handwerkliche Herstellung. Eine weitere Spekulation besagt, der Wipfeltrieb wurde gekappt und als Weihnachtsbaum verkauft, heißt es in „National Geographic“. Der Seitentrieb hätte dann im folgenden Jahr ebenfalls ressourcenschonend seinen Weg in den Christbaumständer gefunden. Aber dazu kam es nicht.
Zu sämtlichen Theorien wurden nie Aufzeichnungen gefunden, sodass Polens „Krummer Wald“ auch weiterhin ein wunderbar mysteriöser Ort ist, der Platz für Fantasien lässt.
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Reisereporter
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