Breel Embolo scheitert vor Gericht – der Schweizer Nationalspieler bleibt verurteilt wegen mehrfacher schwerer Drohung

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Breel Embolo scheitert vor Gericht – der Schweizer Nationalspieler bleibt verurteilt wegen mehrfacher schwerer Drohung

Breel Embolo scheitert vor Gericht – der Schweizer Nationalspieler bleibt verurteilt wegen mehrfacher schwerer Drohung
Wollte «die Wahrheit ans Licht» bringen: der Schweizer Nationalspieler Breel Embolo auf dem Weg zum Basler Appellationsgericht.

Georgios Kefalas / Keystone

Breel Embolo ist Fussballer von Beruf. Als Schweizer Nationalspieler sollte er sich in diesen Tagen vorbereiten auf die WM-Qualifikationsspiele gegen Kosovo und Slowenien. Aber Embolo kommt gerade einiges dazwischen.

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Beim Zusammenzug fehlt der 28-Jährige, weil er für Medizintests bei seinem künftigen Klub Stade Rennes antreten muss. In dieser Saison hat Embolo noch nie gespielt. Nach dem Eintreffen bei der Nationalmannschaft meldet er sich nochmals ab: Termin vor dem Basler Appellationsgericht.

Dass Embolo vor Gericht aufkreuzt, entspricht seinem eigenen Wunsch. Im Juni 2023 ist er vom Basler Strafgericht wegen mehrfacher Drohung verurteilt worden. Statt die Sache auf sich beruhen zu lassen, hat er mit seinem Anwalt das Urteil angefochten. Die Sache wird noch einmal aufgerollt.

«Wenn du Stress suchst, dann gebe ich dir Stress»

Die Angelegenheit liegt über sieben Jahre zurück, es geht um eine nächtliche Auseinandersetzung in der Basler Ausgehmeile. Eine Pöbelei zwischen einer Gruppe um Embolo und Passanten endet mit einer gebrochenen Nase und einer Strafanzeige des Opfers. Kläger und Staatsanwaltschaft fehlen am Mittwoch. Embolos Freund, der wegen des Schlags für Körperverletzung verurteilt worden ist, erscheint hingegen ebenfalls mit seinem Anwalt.

«Es geht mir darum, dass die Wahrheit ans Licht kommt», hatte Embolo dem «Tages-Anzeiger» vor dem Gerichtstermin in Basel gesagt. Im ersten Prozess habe er sich «wie in einem falschen Film gefühlt, weil jeder Beteiligte seine eigene Version erzählte». Am Mittwoch wird klar, dass Embolo unterdessen dazugelernt hat. Vielleicht noch nicht, dass es zum Wesen einer Gerichtsverhandlung gehört, dass die Beteiligten ihre Version der Ereignisse erzählen. Aber immerhin erscheint er nicht mit umgekehrt aufgesetzter Baseball-Cap und in löchrigen Jeans wie beim ersten Mal. Und er scheint zu wissen, dass es vor Gericht von Vorteil ist, wenn er von Sprücheklopferei absieht und dem Vorsitz nicht ins Wort fällt.

Adrett, im schwarzen T-Shirt, in Begleitung seines Anwalts und des Medienchefs des Fussballverbandes betritt Embolo den Gerichtssaal und berichtet nochmals, wie er in jener Nacht zusammen mit Kollegen in seinem Mercedes sass und Kollegen vom Ausgang abholen wollte. Als ihn eine junge Frau als den stadtbekannten Nationalspieler erkennt und um ein Handy-Foto bittet, kommt er dem Wunsch nach. Im Hintergrund fallen Sprüche, Embolo fühlt sich provoziert. Er habe «Hurensohn» gesagt, aber es sei gegenseitig gewesen. Das Einzige, was als Drohung hätte verstanden werden können, sei gewesen: «Wenn du Stress suchst, dann gebe ich dir Stress.»

Wie es zur gebrochenen Nase kam, weiss Embolo auch auf mehrfaches Nachfragen des Richters wie schon im ersten Prozess nicht mehr. Embolo erinnert sich nur noch an einen «Schubser», er habe niemanden «am Boden liegen» gesehen oder «Blut», er und seine Freunde seien wieder ins Auto gestiegen und weggefahren. Nach einer Dreiviertelstunde entlässt der Richter Embolo ins Training und wünscht ihm einen «guten Match».

«Nur Gott kann mich richten»

Danach folgen die Plädoyers der Anwälte. Die Aussagen der Zeugen werden infrage gestellt, die Dauer des Verfahrens bemängelt, der Tatbestand der Drohung in Zweifel gezogen oder die mediale Berichterstattung strafmildernd in Rechnung gestellt. Kein Thema vor Gericht ist hingegen, inwiefern Embolo als hochbezahlter Nationalspieler mit 77 Einsätzen für die Schweiz seiner Rolle als Vorbild und Aushängeschild für die Fussball-Schweiz nachkommt.

«Nur Gott kann mich richten», so kommentiert Embolo das erste Urteil, «geht aus meinem Weg, kümmert euch um die eigenen Angelegenheiten», rügte er die Berichterstattung in den Medien. Mit ungebührlichem, gedankenlosem Benehmen ist Embolo immer wieder aufgefallen. Auch mit dem Gesetz ist er mehrfach in Konflikt geraten.

Im vergangenen April etwa wird er gesperrt, weil er nach dem Derby gegen Nizza ein Hass-Banner entrollt. In Basel ist er zweifach vorbestraft. Mit 18 Jahren wird er ohne Lernfahrausweis beim Herumkurven erwischt. Drei Jahre später wird Embolo geblitzt, mit 81 statt der erlaubten 50 km/h.

Covid-Party und Temposünder

Nach dem Transfer in die Bundesliga im Sommer 2016 nimmt ihm die Polizei in Deutschland den Führerschein ab, weil er zu schnell fährt und telefoniert. Während der Corona-Pandemie muss er der Polizei in Essen 8000 Euro Busse zahlen, weil er in der Nacht nach einem Spiel bei einer Razzia an einer illegalen Party in einer Badewanne aufgegriffen wird. Sein damaliger Klub Mönchengladbach verknurrt ihn zu einer Strafe von angeblich über 200 000 Euro.

Später ist er in Monaco um vier Uhr morgens mit seinem Lamborghini in einen Verkehrsunfall verwickelt. In Basel sorgt er für Schlagzeilen, weil er mit seinen Millionen marode Immobilien kauft und die Mieterschaft aus den Wohnungen ekeln lässt.

Vor anderthalb Jahren taucht Embolos Name am Rande eines Strafprozesses gegen Ertan Y. auf, der unter anderem wegen Sexualdelikten, der Fälschung von Covid-Zertifikaten, Geldwäscherei, illegalem Waffenbesitz, Betrug in Millionenhöhe zu zwölf Jahren Haft verurteilt wird.

Die Ermittler sind auch auf Bargeld und Luxusuhren gestossen, sechs der Uhren gehören Murat Yakin. Der Nationaltrainer hat sie dem Verurteilten zum Weiterverkauf anvertraut, später fordert er seinen Besitz über seinen Anwalt zurück. Das Gericht urteilt zu Yakins Gunsten, er bekommt seine Uhren wieder. Unter den vorgefundenen Uhren war auch eine goldene Rolex Daytona, sie gehört Embolo.

Als der Richter am Mittwochnachmittag das Urteil der Vorinstanz bestätigt – zwei Jahre Probezeit und 45 Tagessätze à 3000 Franken –, ist Embolo dispensiert. Er ist bei Murat Yakin und der Schweizer Nationalmannschaft. Der Fussballer bereitet sich auf den Match gegen Kosovo vor.

nzz.ch

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