Alles neu macht der Merz? Was auf Mieter und Eigentümer jetzt zukommt

Liebe Leserin, lieber Leser,
„Bauen, Bauen, Bauen“, will Friedrich Merz. Der neue Kanzler weiß, wie knapp Wohnungen in Deutschland sind. Ob die neue Regierung es allerdings packt, den Wohnungsbau anzukurbeln, wird sich noch zeigen. Die Lage auf dem Immobilienmarkt ist weiterhin angespannt. In dieser Ausgabe schauen wir uns die dicksten Brocken an.
Eine spannende Lektüre wünscht
Ihre Johanna Apel

Eine verwaiste Baustelle: Noch immer wird zu wenig gebaut, um den Bedarf zu decken.
Die gute Nachricht zuerst: Die Lichtblicke auf dem Immobilienmarkt mehren sich. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass wieder mehr Menschen bei Baufinanzierungen zugreifen. Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) beobachtet, dass Banken deutlich mehr Immobilienkredite vergeben als noch vor einem Jahr.
Auch bei den Baugenehmigungen tut sich was. Anfang des Jahres wurden wieder mehr Wohnungen genehmigt als im Vorjahresvergleich. Dabei muss man allerdings bedenken: Vor einem Jahr war das Niveau auch noch erschreckend niedrig.
Womit wir auch schon bei den schlechten Nachrichten angekommen wären. Denn so richtig kommt der Wohnungsmarkt noch nicht in Schwung. Gerade erst hat das Statistische Bundesamt die ernüchternden Zahlen geliefert: 2024 wurden nur 251.900 Wohnungen fertiggestellt - rund 14 Prozent weniger als im Jahr davor. Damit ist amtlich, dass die Ampel-Koalition es in ihrer Regierungszeit nicht geschafft hat, womit sie geworben hatte: 400.000 Wohnungen pro Jahr zu schaffen.
Zwar hat die Nachfolgeregierung - zu der die SPD ebenfalls zählt - die Finger davon gelassen, eine feste Zahl an Wohnungen zu versprechen. Doch dass auf dem Wohnungsmarkt etwas passieren muss, ist offensichtlich. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat den Bedarf an Wohnungen zuletzt auf 320.000 taxiert - pro Jahr. So viele müssten bis 2030 dazukommen, um die Nachfrage zu decken.
Friedrich Merz weiß, dass Wohnraum knapp ist. Die neue Bauministerin, Verena Hubertz, weiß das auch. Auf die 37-jährige SPD-Politikerin aus Trier kommt jetzt die Mammutaufgabe zu, dagegen anzugehen. „Die Bagger müssen wieder rollen“, sagte sie kurz nach Amtsantritt. Wie sie das schaffen will, erklärt Hubertz in diesem Interview:
Einfach nur bauen wird allerdings nicht reichen. Werfen wir einen kurzen Blick in die komplizierte Gemengelage: Während viele Menschen in den Großstädten und Ballungsräumen händeringend nach einer Wohnung suchen, stehen in ländlichen Regionen gut 2 Millionen Wohnungen leer. Berücksichtigt werden muss auch, dass die Quadratmeterzahl pro Kopf seit Jahren steigt - und dass Deutschlands Bevölkerung immer älter wird. All das spielt bei der Nachfrage nach Wohnraum eine Rolle. Oder anders gesagt: Eine kleine, unsanierte Dachgeschosswohnung auf dem Land mag zwar zu einem fairen Preis verfügbar sein, aber das hilft vielen nicht weiter.

Verena Hubertz ist die neue Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Quelle: photothek.de
Und wer bauen oder kaufen will, muss nach wie vor hohe Immobilienpreise und Baukosten einkalkulieren. Zähe Genehmigungsverfahren und schleppende Bürokratie machen es nicht einfacher. Dass viele Verwaltungen bei der Digitalisierung hinterherhinken und bei manchen Projekten schlicht die Handwerker fehlen, kommt hinzu. Immerhin: Bei den Bauzinsen hat sich die Lage ein wenig entspannt. Mehr Details zum jüngsten Auf und Ab gibt es hier:
Für Mieterinnen und Mieter ist deshalb keine wirkliche Entspannung zu erwarten - im Gegenteil, denn Wohnungen werden immer teurer. In den ersten drei Monaten des Jahres sind bundesweit die Mieten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,3 Prozent gestiegen.
Eine Sache, die die Bundesregierung jetzt anpacken will, ist deshalb die Verlängerung der Mietpreisbremse in angespannten Wohnungsmärkten. Die hat das Kabinett in dieser Woche auf den Weg gebracht.
Zudem will die rot-schwarze Koalition Indexmieten und Kurzzeitvermietungen stärker regulieren. Vor allem braucht es aber auch mehr Wohnungen, damit sich die Lage etwas entspannt. Um Leuten den Weg ins Eigenheim zu erleichtern, will sie die KfW-Förderprogramme umbauen und es Kommunen einfacher machen, Bauflächen auszuweisen. Hubertz will es zudem schaffen, die Baukosten so zu senken, dass im Neubau wieder Mieten unter 15 Euro pro Quadratmeter möglich sind.
Für Hausbesitzer wichtig: Das Heizungsgesetz der Ampel soll abgeschafft und neu aufgesetzt werden. Wer ein Haus erbt, soll die Kosten für die energetische Sanierung künftig von der Steuer absetzen können. Auf der schwarz-roten To-do-Liste stehen zudem Steuererleichterungen für Vermieter, die günstigen Wohnraum anbieten, eine Stärkung des sozialen Wohnungsbaus und Bürokratieabbau. Ganz oben auf der Agenda ist dabei ein „Wohnungsbau-Turbo“, für den in den ersten 100 Tagen ein Gesetzentwurf vorliegen soll.
Ob dem Kabinett Merz die Trendwende gelingt? Wir bleiben auf jeden Fall dran. Und Sie hoffentlich auch.
Treppen, Schwellen, enge Badezimmer: Etliche Häuser in Deutschland sind für Menschen mit Behinderung unbewohnbar. Laut der Arbeiterwohlfahrt gab es zuletzt etwa 560.000 barrierereduzierte Wohnungen - nicht einmal annähernd genug, findet Awo-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner. Das macht die Wohnungssuche für Menschen mit Behinderung enorm schwierig. Wir haben uns umgehört, was das heißt:
Die Bauzinsen haben sich an die 3 vor dem Komma gewöhnt. Laut dem Kreditvermittler Dr. Klein liegt der aktuelle Topzins in einer Beispielrechnung bei 3,31 Prozent (effektiver Jahreszins). Dazu wurde ein Nettodarlehensbetrag von 350.000 Euro bei zehn Jahren Laufzeit angenommen.

Ein Vermieter darf längst nicht alle Nebenkosten auf die Mieter umlegen. Ist Ihre Betriebskostenabrechnung korrekt? Oder zahlen Sie zu viel?
rnd