Autoindustrie: 20 000 VW-Mitarbeiter stimmen Job-Verzicht zu

Die Zahl klingt enorm: Bis 2030 sollen rund 35 000 Jobs bei Volkswagen in Deutschland wegfallen, also rund ein Viertel aller Stellen. Darauf hatten sich Betriebsrat und Management im Dezember verständigt. Bedingung der Arbeitnehmervertreter war allerdings, dass kein Mitarbeiter gekündigt wird, der Jobabbau soll auf freiwilliger Basis erfolgen. Nun berichtete VW-Personalvorstand Gunnar Kilian auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg, dass der Autobauer gut vorankomme bei seinem Sparprogramm.
„Rund 20 000 Austritte aus dem Unternehmen bis 2030 sind bereits vertraglich fixiert“, sagte Kilian dort. „Die ersten Maßnahmen der Vereinbarung ‚Zukunft Volkswagen‘ greifen, und wir liegen auf Kurs“, wird der Manager in einer Mitteilung zitiert. Mit „messbaren Fortschritten bei Fabrikkosten“ in Wolfsburg und dem Stellenabbau allein an den sechs deutschen Standorten beschleunige der Konzern seine Transformation.
Nur ein kleiner Teil der VW-Beschäftigten verlässt den Autobauer demnach gegen Abfindung, die Mehrheit geht laut Betriebsrat in Altersteilzeit. In den 20 000 Austritten bis 2030 sind zudem diejenigen Beschäftigten eingerechnet, die regulär das Rentenalter erreichen. Bald will VW nun auch den geburtenstarken Jahrgang 1969 für Altersteilzeit öffnen, davon erwartet sich das Unternehmen erneut eine hohe Zahl an Menschen, die dieses Angebot annehmen.
Man sei beim Sparkurs nicht am Ziel, sagte Marken-Finanzvorstand David Powels auf der Betriebsversammlung: „Für die Zukunft haben wir aber noch viel Arbeit vor uns.“ Ziel sei es, Volkswagen bis 2029 wettbewerbsfähig und nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen. Mit dem Sparkurs will der Konzern Überkapazitäten abbauen und die Gewinnmarge der ertragsschwachen Kernmarke steigern. „Wir müssen an unseren strukturellen Problemen arbeiten“, sagte Powels. So investiere VW bisher zu viel und verdiene zu wenig an seinen E-Autos. Zudem dauere es zu lange, bis ein neues Modell die Gewinnschwelle erreiche. „Unsere Chance liegt jetzt darin, gemeinsam diese Schieflage zu korrigieren und wieder ertragreich zu wirtschaften.“
Allerdings gab es zuletzt auch positive Nachrichten aus dem laufenden Geschäft: Im Wolfsburger Stammwerk, wo ausschließlich Verbrenner wie Golf und Tiguan gebaut werden, wurden Sonderschichten gefahren, weil die Nachfrage nach diesen Modellen so hoch war. Das werde aber nicht so bleiben, warnte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo. Der Absatz des Golfs werde weiter nachlassen, sagte sie laut einem Bericht im VW-Intranet. „Die Tendenz ist unaufhaltsam sinkend.“
Zugleich warnte sie davor, dass es ab 2027 Probleme mit der Auslastung in Wolfsburg geben könnte. Der Golf soll dann nach Mexiko wechseln, das Stammwerk anschließend für einen geplanten E-Golf umgebaut werden, der aber erst später anlaufen wird. „Ab 2027 ist hier die zeitweise Vier-Tage-Woche kein abwegiges Szenario“, sagte Cavallo nach Angaben von Teilnehmern auf der Betriebsversammlung. Dafür müsse bereits jetzt Vorsorge getroffen werden.
süeddeutsche