Deutsche Bahn | Generalsanierung auf der Strecke Berlin–Hamburg beginnt
Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) begann am Freitag mit der Generalsanierung der Strecke zwischen Hamburg und Berlin, eine von Deutschlands meistbefahrenen Zugstrecken. Der Chef der Bahn-Tochter Infrago, Philipp Nagl, und Verkehrs-Staatssekretär Ulrich Lange (CSU) gaben am Vormittag das Startsignal. Ab den Abendstunden wurden die Oberleitungen auf der Strecke abgeschaltet – die Bauphase beginnt dann, erklärte die Deutsche Bahn. Die Schienenstrecke ist für neun Monate voll gesperrt.
Laut DB-Sprecher Achim Stauß sei die »Unzuverlässigkeit der Bahn so groß, die Pünktlichkeit so schlecht in ganz Deutschland, dass wir uns entschlossen haben, die am stärksten belasteten Korridor generalzusanieren«. Das Bauvolumen auf der Strecke Berlin–Hamburg sei zu groß für alternative Lösungen: »165 Kilometer Gleise werden ausgetauscht, 250 Weichen. Wir modernisieren Stellwerke und bauen sechs neue, und wir nutzen die Gelegenheit, alle 28 Bahnhöfe an der Strecke auf einen modernen Stand zu bringen.« Das sei nur mit einer Vollsperrung zu schaffen.
In der Bauphase bis Ende April 2026 werden die Züge des Fernverkehrs umgeleitet, die Fahrzeit zwischen Hamburg und Berlin verlängert sich um durchschnittlich 45 Minuten. Der Regionalverkehr auch auf zulaufenden Bahn-Linien wird teils massiv beeinträchtigt. Vielerorts kommen Busse als Schienenersatzverkehr zum Einsatz.
Die kriselnde Bahn versucht derzeit, mit einem umfangreichen Sanierungsprogramm wieder in die Spur zu kommen. Das Programm soll in allen drei Bereichen – Infrastruktur, Betrieb, Finanzen – bis Ende 2027 Verbesserungen bringen. Das soll unter anderem mit der umfassenden Sanierung von rund 40 hoch belasteten Strecken gelingen.
Dass sich nach der Sanierung der Strecke Hamburg–Berlin die Pünktlichkeit der Bahn schon deutlich verbessern wird, ist unwahrscheinlich. Dafür sind aller Voraussicht nach noch weitere Generalsanierungen nötig. 2026 stehen vier auf dem Programm.
Besserung ist aus Sicht der Fahrgäste dringend geboten. Im Juni wurden lediglich 57,1 Prozent der Fernverkehrshalte pünktlich erreicht, also mit einer maximalen Verspätung von 5:59 Minuten. Das Ziel der Bahn ist eine Pünktlichkeitsquote von 65 bis 70 Prozent für das gesamte Jahr.
Im ersten Halbjahr 2025 hatte das Unternehmen einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren, aber besser abgeschnitten als im Vorjahreszeitraum. Der bundeseigene Konzern verzeichnete nach Ertragssteuern einen Verlust von rund 760 Millionen Euro, wie in dieser Woche bekannt wurde. Der Konzernumsatz stieg im Vergleichszeitraum auf 13,3 Milliarden Euro, ein Plus von 3,4 Prozent. Der operative Verlust vor Zinsen und Steuern (preisbereinigtes Ebit) lag bei 239 Millionen Euro.
Zusätzlichen Ärger bringt der Bahn nun noch eine Anschlagserie in Nordrhein-Westfalen: Auf die wichtige Nord-Süd-Strecke wurden in Düsseldorf am Donnerstag und am Freitag zwei Brandanschläge verübt. Die Bahn hatte daraufhin einen Bus-Pendelverkehr eingerichtet und leitet den Fernverkehr über Dortmund und Wuppertal um. Es kam zu zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen. Die Polizei geht von Sabotage aus. Auf der Plattform »Indymedia« war ein Bekennerschreiben veröffentlicht worden. Ein »Kommando Angry Birds« reklamiert darin die Taten für sich. Agenturen/nd
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