Eine Basler Connection steuert künftig die Geschicke von Spar Schweiz


Gian Ehrenzeller / Keystone
Als die südafrikanischen Besitzer Ende Mai den Verkauf der Schweizer Spar-Aktivitäten ankündigten, war die Zukunft des Detailhändlers unklar. Nun gibt es eine Lösung, die den Fortbestand der rund 360 Läden sicherstellen soll. Auch die Mitarbeitenden sollen ihre Stelle behalten können.
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Eine Schweizer Gesellschaft namens Tannenwald Holding AG mit Sitz in Basel übernimmt die Aktivitäten. Der Name bezieht sich wohl auf das Tännchen im Logo des Händlers. Dieses zeigt einen Nadelbaum, weil der Name Spar vom niederländischen Wort für Tanne kommt.
Wer die neuen Besitzer sind und wie viele es sind, gibt Spar nicht bekannt. Es handle sich um eine Gruppe von Investoren mit Erfahrung im Schweizer Handels- und Lebensmittelbereich, heisst es auf Anfrage.
Einen Anteil, so viel ist offiziell bekannt, wird Peter Weber halten. Der ehemalige Banker ist heute Investor und lehrt an der Universität Basel Finanzmarkttheorie. Er wird auch als Präsident und Delegierter des Verwaltungsrats agieren. Weber war zuletzt Managing Partner beim Basler Family-Office Arpig, das an der gleichen Adresse wie die Tannenwald Holding residiert.
Dort ist Weber laut seiner Biografie auf der Uni-Basel-Website verantwortlich für die Investitionsstrategie und Übernahmen. Hinter Arpig stehen die beiden Töchter des ehemaligen Sarasin-Bankiers Georg Krayer und dessen Schwiegersöhne. Eine der beiden Schwestern zählt mit ihrem Ehemann zu den Grossaktionären des FC Basel.
Swiss-Präsident im VerwaltungsratDer prominenteste Name im neuen Spar-Verwaltungsrat ist Reto Francioni. Er ist Titularprofessor an der Universität Basel und hat verschiedentlich Artikel mit Weber publiziert. Bekannt ist er in der Öffentlichkeit etwa als Präsident der Fluggesellschaft Swiss oder als Chef der Deutschen Börse.
Ausserdem werden der Basler Anwalt Daniel Häring sowie Stefan Hromatka als ständiger Beirat im Gremium sitzen. Letzterer hat vor ein paar Monaten den Posten des Chief Restructuring Officer bei Spar Schweiz übernommen.
Wie genau dieses Team die Zukunft von Spar sichern will, ist noch nicht bekannt. Spar ist als verhältnismässig kleiner Händler in einer Sandwich-Position zwischen den Riesen Migros und Coop und den Discountern Denner, Aldi und Lidl. Im vergangenen Geschäftsjahr ist der Spar-Umsatz um 6 Prozent auf 745 Millionen Franken gesunken.
Weniger eigene Läden, mehr FranchisenehmerIn der Mitteilung vom Dienstag ist von einer Optimierung der Prozesse die Rede. Zudem sollen nicht näher beschriebene «Synergien mit dem Ökosystem der neuen Eigentümer» genutzt werden.
Laut der Nachrichtenagentur AWP schwebt dem neuen Spar-Präsidenten Weber auch eine Reduktion der direkt von Spar geführten Läden vor. Dafür soll der Anteil der Geschäfte zunehmen, die von Dritten als Franchise betrieben werden. Heute sind es rund die Hälfte.
Dadurch könnten sich von den heute 1600 Spar-Arbeitsplätzen etwa 300 bis 400 zu den eigenständigen Spar-Läden verschieben. Neben dem klassischen Detailhandel betreibt Spar noch elf Cash-and-Carry-Märkte unter dem Namen Top CC.
Der Unternehmenswert der hiesigen Spar-Aktivitäten wird mit 46,5 Millionen Franken beziffert. Allerdings überweisen die neuen Besitzer diesen Betrag nicht nach Südafrika, sondern verrechnen ihn mit Schulden, welche die bisherigen Eigentümer gegenüber der Schweizer Spar noch hatten.
Drohende MillionenbusseWie einer Mitteilung der börsenkotierten Spar Group zu entnehmen ist, fliessen von dieser im Rahmen der Transaktion vielmehr noch 31 Millionen Franken an die Schweizer. 11,5 Millionen Franken davon sind als Reserve für eine mögliche Wettbewerbsbusse gedacht. Spar ist wegen Absprachen mit anderen Händlern und der Firma Markant im Visier der Behörden.
Einen Teil der 31 Millionen Franken erhält die Verkäuferin Spar Group möglicherweise wieder zurück. Denn je nachdem, wie erfolgreich Spar Schweiz wirtschaftet oder wie hoch die Busse ausfällt, muss die Tannenwald Holding den Südafrikanern eine Rückzahlung leisten. Diese würde Ende 2027 fällig und kann bis zu 30 Millionen Franken betragen. Die genaue Höhe hängt davon ab, wie sich der Betriebsgewinn vor Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) in den Jahren 2026 und 2027 entwickelt.
nzz.ch