Laos: Tourismus als Ausweg aus der Armut?

Die Stadt Luang Prabang befindet sich im Norden von Laos. Sie erlebt so etwas wie einen Wirtschaftsboom. Noch vor zehn Jahren sah man auf der Sisavangvong Road, der zentralen Straße der Stadt, selten ausländische Touristen. Diese waren meistens Rucksacktouristen auf der Durchreise nach Thailand oder Vietnam.
Doch heute ist alles anders. Am südlichen Ende der jetzt belebten Straße, die vom buddhistischen Tempel Wat Pa Phai abgeht, sind gut besuchte Märkte für Kunsthandwerk. Durch die Sisavangvong Road selbst schlendern internationale Reisende, die in schicken Bars und Restaurants essen und trinken. Die Reisebüros sind auf die internationale Kundschaft eingestellt.
Offizielle Zahlen zeigen einen Anstieg der Besucherzahlen um 162 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Stand: April 2025). Luang Prabang wurde auch von "Lonely Planet" als Asiens Top-Reiseziel für 2025 bezeichnet - wegen der einzigartigen Kombination aus Kultur, Natur und Geschichte.

Selbst die Regierung der laotischen Provinz war überrascht von der steigenden Beliebtheit. 2024 strebte sie 900.000 Besucher an. Es kamen über zwei Millionen, die knapp 500 Millionen Euro ausgaben. Nach offiziellen Angaben konnten über 16.000 Familien der Armut entkommen, was 98,3 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt entspricht. Die Stadt zählt insgesamt 70.000 Einwohner.
Das bedeutet, dass diese einen festen Arbeitsplatz und einen festen Wohnsitz haben. Auch eine Sekundarschulbildung und der Zugang zu medizinischer Grundversorgung, sauberem Wasser und Energie gehören zu den Erfolgsskriterien.
Doch das Land Laos mit 7,8 Millionen Einwohnern gehört weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt. Die UN führen das südostasiatische Land auf der Liste der am wenigsten entwickelten Länder (LCD). Laos ist mit 13,8 Milliarden US-Dollar hoch verschuldet. Die Gesamtschulden sind höher als die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes. Entsprechend ist die Landeswährung Kip sehr schwach.
Neben der Landwirtschaft will Laos, durch das viele wasserreiche Flüsse mit Quellen im Himalaja fließen, stark in die Wasserkraft investieren und die "Batterie" für die Region zu werden. Es kamen chinesische Investoren. Und die Regierung steht tief in der Kreide.
Tourismus als Ausweg?Der Touristenboom in Luang Prabang, der alten Hauptstadt des Königreichs Lan Xang bis zum 18. Jahrhundert und später des französischen Protektorates, weckt die Hoffnung, dass der Tourismus ein Wirtschaftsfaktor werden kann. Allerdings warnen Analysten davor, dass vom Tourismus nicht zwingend alle Menschen im Lande profitieren können.
Zum Beispiel: 2024 kamen über eine Million chinesische Touristen nach Laos. Die meisten von ihnen waren die so genannten "Null-Dollar"-Touristengruppen, die den Veranstaltern nicht ansatzweise kostendeckend für die Reise bezahlen. Außerdem konsumieren sie nur in Läden in Laos, die mit China geschäftlich verbunden sind. Die lokale Wirtschaft durfte dabei nur zugucken, wie die Menschenmassen durch ihr Dorf marschieren.

"Die neue Zugverbindung, die China mit Laos verbindet, hat zwar die Zahl der Touristen erhöht, aber keine nennenswerten wirtschaftlichen Vorteile für die laotische Bevölkerung gebracht", sagt Professor Worrawoot Jumlongnark von der thailändischen Mahasarakham-Universität. Bis Ende 2024 kamen knapp 43 Millionen Bahnreisende nach Laos, nachdem die Strecke 2022 in Betrieb genommen worden war.
"Die Provinz Luang Prabang liegt an der laotisch-chinesischen Eisenbahn. Wir können uns mehr auf die Landwirtschaft und den Export konzentrieren. Und die Eisenbahn kann das Exportgeschäft nach China ankurbeln, was den Menschen vor Ort zugutekommen kann", sagt Inthy Danesavanh, Vorsitzender der Inthira Group und Spezialist für Ökotourismus in Laos, das zwischen Vietnam und Thailand liegt. Beide Länder gelten als Traumziele des Massentourismus.
"Und ich glaube fest an den Tourismus, denn Laos ist von fünf bevölkerungsreicheren Ländern umgeben. Mehr als 200 Millionen Touristen reisen jedes Jahr durch Laos oder in die Nähe von Laos. Ich glaube, dass Tourismus, Landwirtschaft und Logistik eine Zukunft haben, um Laos dabei zu helfen, die Armut zu überwinden", sagt er der DW.
Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan
dw