VW-Krach: Noch lange kein Frieden

Die offizielle Mitteilung vom Rauswurf des VW-Personalvorstands war gerade eine Minute in der Welt, da lieferte der Betriebsrat schon eine ausgefeilte Erklärung für die Belegschaft, um eine Kleinigkeit klarzustellen: Für Wohl und Wehe des Arbeitsdirektors ist die IG Metall zuständig. Will heißen: Wir haben Gunnar Kilian gefeuert, und wir klären die Nachfolge.
Was zunächst wie eine Machtdemonstration nach klassischem VW-Klischee aussieht, zeigt vor allem, wie sehr der Betriebsrat mit der Tarifeinigung vom vergangenen Dezember unter Druck geraten ist. Um Werke und Jobs zu retten, waren viele größere und kleine Opfer nötig, die bei der Belegschaft erst mit Verspätung ins Bewusstsein sickern.
An der Basis, wo Betriebsratschefin Daniela Cavallo vielen ohnehin als zu pragmatisch gilt, ist der Unmut über das Vereinbarte gewachsen. Den Eindruck, dass die Arbeitnehmervertretung dem umtriebigen früheren Betriebsrat Kilian auf den Leim gegangen sein könnte, kann sich dort niemand leisten.
Natürlich gibt es auch noch andere Gründe, warum ausgerechnet der „Chefdiplomat“ das Machtspiel verlor, aber die wichtigste Botschaft dieser Personalie ist: Die VW-Belegschaft in Deutschland hat noch lange nicht ihren Frieden mit der im Dezember vereinbarten „Zukunft Volkswagen“ gemacht.
Das ist fatal, denn es bedeutet auch, dass viele immer noch nicht begriffen haben, was für Volkswagen - und damit für sie selbst und ihre Familien -auf dem Spiel steht.
Wer auch immer Kilians Aufgabe übernimmt - angesichts der Männerdominanz in den oberen Etagen wird sicher eine Frau gesucht - wird den schweren Weg weitergehen müssen wie der Vorgänger. Und zwar mit Cavallos Unterstützung.
rnd