Die Berufung von Jared Isaacman zum neuen Nasa-Direktor schien nur noch eine Formsache. Jetzt lässt Trump ihn fallen


«Jared wird die Mission der Nasa zur Entdeckung und Inspiration vorantreiben und den Weg für bahnbrechende Errungenschaften in der Weltraumwissenschaft, -technologie und -erkundung ebnen.» Mit diesen Worten hatte Donald Trump im Dezember seine Entscheidung begründet, den Milliardär und Amateur-Astronauten Jared Isaacman für das prestigeträchtige Amt des Nasa-Direktors zu nominieren. Doch am Wochenende machte der amerikanische Präsident einen Rückzieher. Er entzog Isaacman das Vertrauen und zog dessen Nominierung zurück.
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Die Entscheidung Trumps kommt überraschend. Erst vor zwei Monaten war Isaacman vom Senatsausschuss für Handel, Wissenschaft und Verkehr angehört worden und hatte einen guten Eindruck gemacht. Der Ausschuss sprach sich mit 19:9 Stimmen für seine Ernennung zum Nasa-Direktor aus. Für ihn hatten nicht nur einflussreiche republikanische Senatoren wie Ted Cruz aus Texas gestimmt, sondern auch vier demokratische Senatoren. Danach galt seine Ernennung als Formsache.
Isaacman spendete für die falsche ParteiWarum Trump die Nominierung von Isaacman trotz der breiten Unterstützung in letzter Minute rückgängig machte, ist unklar. Auf seinem Social-Media-Account «Truth Social» schreibt Trump, er ziehe die Nominierung «nach einer gründliche Überprüfung früherer Verbindungen» zurück. Die «New York Times» berichtet unter Berufung auf anonyme Quellen, Trump habe sich daran gestört, dass Isaacman in der Vergangenheit die demokratische Partei mit Spenden unterstützt habe.
Allerdings gibt es auch andere Lesarten. So wird auf dem Blog «Ars Technica» spekuliert, die Denominierung von Isaacman habe möglicherweise damit zu tun, dass sich das Verhältnis zwischen Trump und seinem Berater Elon Musk abgekühlt habe. Tatsächlich fiel die Entscheidung schnell, nur einen Tag nachdem Trump und Musk an einer gemeinsamen Pressekonferenz das Ende ihrer Zusammenarbeit bekanntgegeben hatten.
Musk gilt als Fürsprecher von Isaacman. Die beiden verbinden geschäftliche Interessen. Isaacman hatte seine beiden privat finanzierten Weltraumflüge mit einer Rakete und einem Raumschiff von SpaceX absolviert. Musk soll bei der Nominierung von Isaacman ein gewichtiges Wort mitgeredet haben. Bei der Anhörung vor dem Senatsausschuss hatte Isaacman jedoch versichert, er sehe keinen Interessenkonflikt.
Möglich ist auch, dass Trump an der Loyalität von Isaacman zweifelte. Bekanntermassen möchte Trump die amerikanische Raumfahrt stärker auf den Mars ausrichten. Bei der Anhörung vor dem Senatsausschuss hatte Isaacman diesen Kurs unterstützt. Gleichzeitig versuchte er jedoch, die Bedenken namhafter Senatoren zu zerstreuen. Diese befürchten, Amerika können den Wettlauf zum Mond gegen China verlieren.
Auch bei der Beurteilung der Wissenschaft gibt es Reibungspunkte. Der detaillierte Budgetentwurf, den die Regierung am Freitag letzter Woche veröffentlicht hat, sieht vor, das Wissenschaftsbudget der Nasa von 7,3 Milliarden Dollar auf 3,9 Milliarden Dollar zu kürzen, also fast um 50 Prozent. Viele wissenschaftliche Weltraummissionen müssten geopfert werden, darunter auch unbemannte Missionen zum Mars. Möglicherweise gab es Bedenken, ob Isaacman diesen Kurs mittragen wird. Bei der Anhörung hatte er sich jedenfalls als Freund der Wissenschaft bezeichnet.
Trump stösst mit seiner Entscheidung auf KritikIsaacman reagierte auf die Denominierung erstaunlich gelassen. «Ich werde immer dankbar für diese Gelegenheit sein und den Präsidenten und die Nasa anfeuern, wenn sie uns in das grösste Abenteuer der Menschheitsgeschichte führen», schrieb er auf X. Der republikanische Senator Tim Shelly kritisierte hingegen die Entscheidung. Der Astronaut und erfolgreiche Geschäftsmann Isaacman sei eine gute Wahl von Präsident Trump für die Leitung der Nasa gewesen. Er wehre sich gegen Versuche, dessen Nominierung zu verhindern.
Noch deutlicher wurde die von Trump geschätzte amerikanische Influencerin Laura Loomer. Sie wittert eine Verschwörung. Agenten des «Deep State» versuchten, die Wahl von Isaacman zu verhindern. Auch Elon Musk ergrifft Partei für Isaacman. Es sei selten, jemanden zu finden, der so kompetent und gutmütig sei.
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich Trump von solchen Voten umstimmen lässt. Er hat angekündigt, bald einen neuen Vorschlag für das Amt des Nasa-Direktors zu machen. Im Gespräch ist nach Informationen von «Ars Technica» unter anderem ein ehemaliger Generalleutnant der amerikanischen Luftwaffe, der als loyal gegenüber Trump gilt.
Die Vakanz trifft die Nasa zu einem ungünstigen ZeitpunktBis zu einer Ernennung könnten weitere Monate vergehen. So lange bleibt das Amt des Nasa-Direktors vakant. Dafür könnte es keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben. Die Nasa braucht gerade jetzt eine starke Führungspersönlichkeit, die den Bestrebungen der Regierung Trump, das Budget der Nasa zu kürzen, mit innovativen Ideen begegnet.
In den nächsten Monaten stehen schwierige Entscheidungen an. Wie soll es mit dem Artemis-Programm weitergehen, das die USA zurück zum Mond bringen soll? Was passiert mit der Internationalen Raumstation, die beträchtliche Geldmittel bindet? Und wie forciert man die Kommerzialisierung der Raumfahrt, ohne die Amerika weder zum Mond noch zum Mars fliegen wird? Einen Ansprechpartner bei der Nasa brauchen auch die internationalen Partner. Denn wenn Amerika sein Raumfahrtprogramm neu ausrichtet, betrifft das auch Europa, Japan oder Kanada.
Es ist das erklärte Ziel von Trump, Amerika wieder gross zu machen. Mit der Entscheidung, die Nominierung von Isaacman in letzter Minute zu widerrufen, könnte er allerdings eher das Gegenteil erreichen.
nzz.ch