„Er wird an die Reihe kommen“, François Bayrou in den Händen des Rassemblement National: Guillaume Darets politischer Leitartikel

François Bayrou hatte sein Amt in Matignon mit einer Obsession angetreten: Anders als sein Vorgänger Michel Barnier wollte er nicht dem Rassemblement National ausgeliefert sein. Sechs Monate später ist jedoch genau das der Fall.
Sobald François Bayrou nicht mehr von der Lebensversicherung der Sozialisten profitiert, hat die Partei von Marine Le Pen und Jordan Bardella die Macht über Leben und Tod seiner Regierung. Die Arithmetik ist stärker als die Politik: Die Vereinigte Linke verfügt nur über 192 Abgeordnete, weit entfernt von den 289, die für die Verabschiedung eines Misstrauensantrags erforderlich wären. Der RN ist in dieser Nationalversammlung erneut der Spielmacher.
Und schlimmer als der vorhergesagte politische Tod ist die Qual des letzten Tropfens, den die Partei vor ihrer Aufgabe noch schlucken wird. Sollte der Ausgang kaum zweifelhaft sein, wird der Rassemblement National seinen Zeitpunkt wählen, und das wird nicht vor dem Sommer sein. Die Abgeordneten des Front National werden dem Misstrauensantrag, den die Sozialisten nach dem Scheitern der Rentenkonferenz einbringen werden, nicht zustimmen.
„Die Sitzung mit dem Misstrauensvotum findet im Herbst statt, wenn der Haushalt beschlossen wird. François Bayrou wird an der Reihe sein (…). Er sollte diese fehlende Zensur als echte Warnung verstehen“, sagt Sébastien Chenu, Vizepräsident der Partei Front National. Marine Le Pen und Jordan Bardella glauben, dass dies der Moment ist, in dem Prioritäten gesetzt werden, Symbole echter politischer Entscheidungen.
Hinter den Kulissen fragen sich unterdessen einige RN-Funktionäre: Sollen wir ab dem 8. Juli erneut das Risiko einer möglichen Auflösung eingehen? Marine Le Pen, die in erster Instanz wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder im Zusammenhang mit den parlamentarischen Assistenten des FN zur Nichtwählbarkeit mit sofortiger Vollstreckung verurteilt wurde, könnte bei Neuwahlen nicht erneut kandidieren. Sie hat Berufung eingelegt.
Vielleicht noch schlimmer als der heutige Sturz ist, dass François Bayrou von einer Gnadenfrist des Rassemblement National profitiert. Eine heikle Situation, in die er sich durch mehrere Fehler während des Konklaves gebracht hatte. Ohne Tabus, sagte er, was das Alter angeht, schloss er eine Rückkehr in den Ruhestand mit 62 Jahren schnell aus. Auch hier versprach er keine staatliche Intervention, allerdings mit einem Premierminister, der in den letzten Tagen des Konklaves einen Seniorenbonus aus dem Hut zauberte, den niemand will, weder Arbeitgeber noch Gewerkschaften.
Die Zensuraxt kann bei der kleinsten Maßnahme, dem kleinsten Wort, der kleinsten Ungeschicklichkeit fallen, die Marine Le Pen und Jordan Bardella missfällt. Und die Situation war für den Premierminister noch nie so prekär:
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