Es gibt viel Grund zum Feiern, da der Radsport wieder auf Schottlands Straßen Einzug hält … doch die schwindende Bekanntheit gibt Anlass zur Sorge

Von SUSAN SWARBRICK
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Für Radsportfans in Schottland sind dies sicherlich aufregende Zeiten. Die Lloyds Tour of Britain Women wird dieses Wochenende ihren längst überfälligen ersten Besuch nördlich der Grenze machen.
In den elf Jahren seit Beginn des mit Stars gespickten Etappenrennens, das sich zu einem der größten im britischen Kalender entwickelte, hat es noch nie schottischen Boden betreten.
Entgegen dem alten Sprichwort, dass der Blitz nicht zweimal einschlägt, werden in Schottland nicht nur eine, sondern gleich zwei Etappen des viertägigen Events ausgetragen. Es ist zudem das erste Mal, dass hier ein Rennen der UCI World Tour stattfindet.
Das ist eine Menge Eröffnungsaktion und obwohl sie ungemein aufregend ist, wirft sie die Frage auf: Warum hat es so lange gedauert?
Und bedeutet dies, kurz nach der jüngsten Ankündigung, dass Schottland im Jahr 2027 sowohl den prestigeträchtigen Grand Départ der Tour de France als auch eine Etappe der Tour de France Femmes ausrichten wird, dass wir eine neue goldene Ära für den Radsport einläuten?
Die kurze Antwort: Ja und nein. Die nackte Wahrheit ist, dass der Radsport derzeit in einer Zwickmühle steckt. Die rasant steigende Popularität, die er seit dem glorreichen Sommer 2012 genießt – als Tour de France und Olympiafieber die Öffentlichkeit begeisterten – ist massiv bedroht.
Das Commonwealth Games Women's Road Race führte 2014 durch den Kelvingrove Park
Die Straßenweltmeisterin von 2015, Lizzie Deignan, wird bei der Tour of Britain Women antreten
Die eigentliche Ursache? Eine massive Umwälzung bei den Übertragungsrechten. Als Eurosport im Februar seine Ausstrahlung in Großbritannien einstellte, wurde die Berichterstattung – darunter wichtige Rennen wie der Giro d'Italia, die Vuelta a España und die Frühjahrsklassiker – von TNT Sports übernommen, das zum Streaming-Angebot von Discovery+ gehört. Viele verärgerte Radsportfans häuften in Online-Foren an, dass die darauffolgenden Preiserhöhungen – die monatlichen Abonnements stiegen laut Berichten von 6,99 Pfund auf 30,99 Pfund, eine Steigerung von 343 Prozent – dazu geführt hätten, dass das Verfolgen ihres geliebten Sports nun unerschwinglich teuer sei.
Ab dem nächsten Jahr wird die Tour de France exklusiv auf TNT Sports übertragen, nachdem ITV die Rechte verloren hat, die es seit 2001 innehatte. Damit ist auch die frei empfangbare Übertragung in Großbritannien beendet.
Schwindende Aufmerksamkeit ist für keinen Sport gut. Vor diesem Hintergrund gibt es ein starkes Argument dafür, dass wir hier in Schottland hochkarätige Radrennen – sozusagen live – jetzt mehr denn je sehen müssen.
Zugegeben, nicht alle sind dieser Meinung. Das Konzept des „Vermächtnisses“ ist zu einem heiklen Thema geworden.
Ein Trojanisches Pferd in dem Sinne, dass es für jeden zukünftigen Olympia- oder Weltmeisterschaftsmedaillengewinner, der davon spricht, dass ihm beim Anblick der Spitzenradfahrer, die durch das Velodrom flitzen oder durch die Straßen der Stadt rasen, eine Flamme entzündet wurde, unzählige andere gibt, für die sich die versprochenen Türen einfach nicht geöffnet haben.
Der Schotte David Millar nimmt am Straßenrennen der Männer in Glasgow 2014 teil
Der Niederländer Mathieu Van Der Poel gewann Gold bei den Rad-Weltmeisterschaften 2023
Die Commonwealth Games 2014 in Glasgow – sowie die Europameisterschaften 2018 und die UCI-Radweltmeisterschaften 2023, die beide ebenfalls in Glasgow stattfanden – wurden als Plattform für Schottland angepriesen, um die Kraft des Sports zu nutzen und eine bewegungsarme Nation zu motivieren.
Das ist nicht ganz eingetreten – was mittlerweile gut dokumentiert ist. Es reicht nicht, lediglich die Vorzüge der „Inspiration“ zu erwähnen. Es muss einen spürbaren Trickle-Down-Effekt geben.
In diesem Sinne ist es ein großer Erfolg, dass Schottland zwei Etappen der Lloyds Tour of Britain Women ausrichtet. Dieses Event setzt sich seit seiner Einführung im Jahr 2014 für Parität ein und versucht, gleiche Bedingungen für männliche und weibliche Radsportler auf höchstem Niveau zu schaffen.
Der Gesamtpreistopf für die Ausgabe 2025 beträgt knapp 60.000 Euro (50.500 Pfund). Es hat sich den Ruf erworben, eines der wenigen Rennen zu sein, bei dem – im Verhältnis zur Anzahl der Etappen – das gleiche Preisgeld ausgezahlt wird wie bei der entsprechenden Herrentour.
Die Veranstaltung verlief jedoch nicht ohne Probleme. Sie wurde letztes Jahr von British Cycling gerettet, nachdem sie 2023 aufgrund von Finanzierungsproblemen abgesagt werden musste, die den ursprünglichen Veranstalter, den inzwischen aufgelösten SweetSpot, zur Insolvenz zwangen.
Das diesjährige Rennen beginnt heute mit einer Etappe von Dalby Forest nach Redcar, gefolgt von Hartlepool nach Saltburn-by-the-Sea morgen, bevor es weiter nach Schottland geht.
Die dritte Etappe am Samstag führt über die anspruchsvollen Straßen der Scottish Borders und beginnt und endet in Kelso. Die vierte und letzte Etappe am Sonntag ist ein 10-Runden-Rundkurs durch die Innenstadt von Glasgow.
Olympiasiegerin Kristen Faulkner wird bei der Tour of Britain Women antreten
Die Schülerin Erin Boothman aus East Renfrewshire beeindruckte bei den UCI Junior Track World Championships im letzten Jahr
Insgesamt treten 19 Teams mit 114 Reitern an – ein Rekordfeld. Zu den hochkarätigen Teilnehmern zählen zahlreiche Olympia-, Welt- und Europamedaillengewinner, darunter Top-Athleten wie Lizzie Deignan, Kristen Faulkner, Elisa Balsamo, Anna Henderson und Lorena Wiebes.
Warum war Schottland bisher nicht Teil der Route? Weil die Organisation eines Etappenrennens selbst mit bestem Willen deutlich komplexer ist, als einfach eine Stecknadel in die Karte zu stecken und zu sagen: „Gut, dann fahren wir dorthin.“
Es handelt sich dabei um eine unglaublich komplizierte, vielschichtige Struktur aus Logistik und beweglichen Teilen, nicht zuletzt, wenn es um die genauen Einzelheiten der Finanzierung geht.
Letztere reichen typischerweise vom traditionellen Sponsoring – mit Markennamen auf den Trikots der Fahrer und Werbetafeln entlang der Strecke – bis hin zu den eher langweilig klingenden Stakeholder-Partnerschaften, die größtenteils darauf beruhen, dass die lokalen Behörden Geld für die Ausrichtung der Etappen aufbringen.
Alles in allem kann sich dies als heikler Balanceakt erweisen, wie die Parabel vom einstigen SweetSpot deutlich zeigt. Richten wir den Fokus auf Schottlands aktuelle Radsporttalente. Bei der Lloyds Tour of Britain Women 2025 werden sicherlich einige Namen dabei sein, die man im Auge behalten sollte, darunter ein starkes Kontingent des Handsling Alba Development Road Teams.
Zu ihnen gehören die aus Glasgow stammende Kate Richardson, die im Mai bei der Tour de Féminin ihren ersten UCI-Sieg und Gesamtsieg errang, und die aus Lasswade stammende Lauren Dickson, die nach ihrem Podiumsplatz am vergangenen Wochenende gegen ein Weltklassefeld bei der Norwegen-Rundfahrt antreten wird.
Diese beeindruckende Serie an Ergebnissen ist nur eine von mehreren hervorragenden Leistungen von Handsling Alba, das als erstes Frauenteam des UCI Continental mit Sitz in Schottland entschlossen auf der internationalen Bühne vorangeht.
Peebles-Fahrer Callum Thornley gehört zum Red Bull-BORA-hansgrohe Rookies-Team
In den letzten zehn Jahren waren es vor allem die Medaillengewinne im Bahnradsport, die einheimische Stars – von Sir Chris Hoy bis Katie Archibald – zu bekannten Namen machten. Interessanterweise fasst jedoch gerade im Straßenradsport eine neue Generation schottischer Radsportler Fuß.
Unter ihnen ist Erin Boothman aus Netherlee, East Renfrewshire. Sie glänzte bei den UCI Junior Track World Championships 2024 mit Gold in der Mannschaftsverfolgung und im Madison, erweist sich aber auch auf der Straße als vielversprechendes Talent und belegte im Mai bei den Gent-Wevelgem Women Juniors den ersten Platz.
Für Aufsehen im WorldTour-Peloton der Männer sorgt der Kelso-Fahrer Oscar Onley, der für das Team Picnic-PostNL fährt und letztes Jahr sein Tour-de-France-Debüt gab. Sein in Edinburgh geborener Teamkollege Sean Flynn nahm 2023 an der Vuelta a España teil.
Callum Thornley aus Peebles gehört zum Rookie-Team von Red Bull-BORA-hansgrohe. Sein Team hat bestätigt, dass auch er ab 2026 den Sprung in die Topliga wagen und in der WorldTour antreten wird.
Angesichts dieser wachsenden Dynamik erscheint es mir ein wenig kurzsichtig, dass es bei den abgespeckten Commonwealth Games 2026 in Glasgow im nächsten Sommer keinen Straßenradsport geben wird, da dieser aufgrund sogenannter „Kostensenkungsmaßnahmen“ aus dem Programm genommen wurde.
So kann man von einem Stochern in den Speichen des aufkeimenden Erfolgs sprechen.
Daily Mail