Das flüchtige Atom
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Gilberto Pichetto Fratin (Ansa)
Leitartikel
Die Regierung ist offen für eine Rückkehr zur Atomenergie, eine einmalige Chance, ohne die der Weg zur CO2-Neutralität, an der die Linke festhält, und zur Energiesicherheit, an der die Rechte interessiert ist, viel schwieriger wäre.
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Nach wochenlangem Warten scheint es, dass der Ministerrat in seiner nächsten Sitzung den vom Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin vorgelegten Entwurf eines Delegationsgesetzes zur Kernenergie prüfen wird. Die Bestimmung gibt die Kriterien und Grundsätze an, an die sich die Regierung bei der Ausarbeitung eines Fahrplans für die Rückkehr zur Atomenergie halten muss, und beschleunigt auch die Verfahren zur Schaffung eines einheitlichen nationalen Endlagers für radioaktive Abfälle (das ungeachtet künftiger Pläne dringend erforderlich ist). In einem Land wie Italien, das durch einen starken industriellen Energiebedarf und eine komplexe Morphologie gekennzeichnet ist, ist die Kernenergie von entscheidender Bedeutung, um die Energieversorgung zu dekarbonisieren, ohne die Versorgungssicherheit zu beeinträchtigen und die Kosten unter Kontrolle zu halten . Bislang verhält sich die Exekutive allerdings zurückhaltend: Sie bekräftigt zwar ihre Absicht, diese Quelle wieder zu öffnen, hat jedoch noch keine konkreten Schritte unternommen.
Dies ist eines der wenigen Gesetze, das nicht im Palazzo Chigi, sondern im Parlament entstand. Die Regierung ergriff erst Maßnahmen, nachdem sie ein klares Mandat der Kammer erhalten hatte, in der der Energiechef von Forza Italia, Luca Squeri, die Genehmigung eines Antrags zur „Aufnahme der Atomkraft in den nationalen Energiemix als alternative und saubere Energiequelle“ geleitet hatte. Durch diese Aktion konnte eine große Mehrheit zustande gebracht werden, da sich zu den Stimmen der Mitte-Rechts-Partei auch jene von Azione – die schon immer eine Vorreiterrolle in der Befürwortung der Atomkraft einnahm – und von Iv. gesellten.
Dies verschaffte Pichetto nicht nur die nötige Deckung, sondern weckte auch breites Interesse seitens der Wirtschaft (Confindustria ist heute der größte Förderer der Atomkraft). Und die Diskussion über die neue Maßnahme sollte direkt im Plenum beginnen. An diesem Punkt kann die Regierung nicht länger zögern: Sie muss unbedingt aufs Gaspedal treten. Und die Opposition kann sich nicht auf ein oberflächliches „Nein“ beschränken: Wie die Internationale Energieagentur kürzlich bekräftigte, wird der Weg zur CO2-Neutralität (das den Linken am Herzen liegt) und zur Energiesicherheit (das die Rechten interessiert) ohne Atomkraft viel steiler sein.
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