Die EU und Deutschland erheben ihre Stimme gegen Israel

Brüssel. Die israelische Bombardierung einer Schule im Gazastreifen, die palästinensischen Familien Schutz bot, sei „abscheulich“, sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, gestern in einem Telefonat mit Jordaniens König Abdullah II.
„Die Ausweitung der israelischen Militäroperationen im Gazastreifen, die sich gegen die zivile Infrastruktur richten, darunter eine Schule, die als Unterkunft für vertriebene palästinensische Familien diente, und bei der Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet werden, ist abscheulich“, sagte er einer Erklärung zufolge.
In dem Telefongespräch betonte von der Leyen, Israel müsse „die Hilfslieferungen im Einklang mit humanitären Grundsätzen unter Beteiligung der Vereinten Nationen und anderer internationaler humanitärer Partner unverzüglich wieder aufnehmen“.
„Wir fordern die israelische Regierung auf, die derzeitige Eskalation unverzüglich zu beenden“, sagte er.
„Wir fordern außerdem die palästinensische Terrororganisation Hamas auf, die verbleibenden Geiseln, die seit dem 7. Oktober 2023 grausam festgehalten werden, unverzüglich und ohne Verzögerung freizulassen“, fügte er hinzu.
Von der Leyen versicherte Abdullah II.: „Europas Engagement für einen gerechten, umfassenden und dauerhaften Frieden auf der Grundlage einer Zweistaatenlösung bleibt unerschütterlich.“
Die EU, fügte er hinzu, habe Israels Recht auf Sicherheit und Selbstverteidigung unterstützt und werde dies auch weiterhin tun, „aber diese Eskalation und unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt gegen Zivilisten kann weder durch das humanitäre noch durch das Völkerrecht gerechtfertigt werden.“
Deutschland ändert seinen Ton
Bundeskanzler Friedrich Merz erteilte Israel gestern seine bislang schärfste Rüge. Er kritisierte die massiven Luftangriffe auf Gaza und sagte, sie seien nicht länger durch die Notwendigkeit gerechtfertigt, die Hamas zu bekämpfen und seien „nicht länger verständlich“.
Die auf einer Pressekonferenz in Finnland übermittelte Botschaft spiegelt einen breiteren Wandel in der öffentlichen Meinung wider, aber auch eine größere Bereitschaft hochrangiger deutscher Politiker, das Verhalten Israels seit den Hamas-Angriffen vom 7. Oktober 2023 zu kritisieren.
Merz‘ Außenminister Johann Wadephul äußerte ähnliche Kritik und sein Koalitionspartner, die Sozialdemokraten, forderte einen Stopp der Waffenexporte nach Israel, da man sonst riskiere, Deutschland zu einer Mittäterschaft bei Kriegsverbrechen zu machen.
Auch wenn es sich nicht um einen völligen Bruch handelt, ist der veränderte Ton doch bedeutsam in einem Land, dessen Führung aufgrund des Erbes des Nazi-Holocaust eine Politik der besonderen Verantwortung gegenüber Israel verfolgt, die als Staatsraeson bekannt ist.
Deutschland ist neben den Vereinigten Staaten einer der entschiedensten Unterstützer Israels.
Eleconomista