Erneut ein Ausfall bei einem großen Cloud-Dienst – was macht diese so anfällig?

Aufgrund eines Problems mit Microsofts Azure-Cloud-Dienst war die App der Niederländischen Eisenbahnen (NS) gestern nicht erreichbar, und Fahrgäste konnten weder Zugtickets kaufen noch OV-Fiets (Fahrräder des öffentlichen Nahverkehrs) mieten. Doch nicht nur die NS war betroffen: Auch Microsoft Teams, Minecraft und andere Websites und Apps funktionierten nicht.
Dies ist der zweite größere Internetausfall in diesem Monat, nachdem auch die Webdienste von Amazon (AWS) teilweise beeinträchtigt waren. Zahlreiche Anwendungen waren während dieses Ausfalls offline, darunter Social-Media-Plattformen wie Reddit und Snapchat, Spiele wie Roblox und Fortnite sowie andere Dienste wie Zoom, Signal und Duolingo.
In beiden Fällen handelte es sich um einen kleinen Fehler mit weitreichenden Folgen. Die Bedeutung von Cloud-Diensten wie Azure und AWS kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Sie bilden das Rückgrat des modernen Internets. Schätzungsweise die Hälfte des gesamten Internets läuft auf Servern von Amazon (30 Prozent) und Microsoft (20 Prozent). Auch Google ist mit 13 Prozent vertreten.
Größere Ausfälle sind zwar selten, haben aber erhebliche Auswirkungen, da so viele verschiedene Unternehmen diese Art von Cloud-Diensten nutzen. Letztes Jahr kam es bei dem Cybersicherheitsunternehmen CrowdStrike zu einem größeren Ausfall, der Flughäfen, Banken und Krankenhäuser weltweit lahmlegte.
Ein Grund für die Anfälligkeit von Cloud-Diensten ist ihre oft fragile Architektur. Auch Amazons Webdienste sind voneinander abhängig. Als diesen Monat ein Datenbankdienst ausfiel, löste dies einen Dominoeffekt aus, der zum Ausfall weiterer Dienste des Unternehmens führte.
Andererseits sind Cloud-Dienste über viele verschiedene Rechenzentren weltweit verteilt, was bedeutet, dass die meisten Ausfälle auf eine einzige Region beschränkt sind.
Cloud ist viel günstigerCloud-Dienste erleichtern Unternehmen die Erstellung von Websites oder Apps erheblich. Mussten sie früher eigene Server kaufen und Personal für deren Verwaltung einstellen, erledigt ein Cloud-Dienst all dies in wenigen Minuten.
Die Nutzung der Cloud ist zudem deutlich günstiger als die Eigenentwicklung. Für eine kleine App oder Website fallen nur wenige Euro pro Monat an. Und die Cloud wächst problemlos mit dem Unternehmen mit: Selbst ein Gigant wie Netflix nutzt die Cloud-Dienste von Amazon. Allerdings investiert Netflix deutlich mehr: schätzungsweise eine Milliarde US-Dollar pro Jahr.
Die Cloud hat aber auch Nachteile: Neben der Anfälligkeit bei größeren Ausfällen ist es fraglich, wie wünschenswert es ist, sensible Daten auf den Servern großer amerikanischer Unternehmen zu speichern, auf die auch die amerikanische Regierung Zugriff erhalten kann.
Der Cloud-Markt wächst weiterhin rasant: Sowohl Microsoft als auch Google verzeichneten heute in ihren Quartalszahlen enorme Umsatzsteigerungen bei Cloud-Diensten. Auch Amazon hat seine Cloud-Sparte zur wichtigsten Einnahmequelle gemacht und erzielt damit höhere Gewinne als mit seinem bekannten Online-Shop.
Letzten Monat entdeckte ein niederländischer Hacker eine gravierende Sicherheitslücke in den Cloud-Diensten von Microsoft. Dieses Video zeigt die Folgen:
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