Landwirte und Energiesektor vom Sturz des Kabinetts enttäuscht, Bauunternehmen wittern Chance


Der Sturz der Regierung wird vor allem in wichtigen Wirtschaftszweigen mit Enttäuschung aufgenommen. Energiekonzerne und Landwirte sind enttäuscht. „Die Unsicherheit hält an.“ Doch die Bauwirtschaft sieht darin eine Chance.
PVV-Chef Geert Wilders kündigte heute Morgen an, die Koalition zu verlassen und die PVV-Minister aus dem Kabinett abzuziehen. Das bedeutet Neuwahlen, wobei noch unklar ist, wann.
Bis dahin wird kaum oder gar keine Politik umgesetzt. „Viele Pläne werden jetzt nicht umgesetzt“, erklärt Frits Wester im Video unten.
In den kommenden Wochen wird das Repräsentantenhaus darüber abstimmen, welche Dossiers als umstritten gelten. Diese Themen bleiben dann bis zur Bildung eines neuen Kabinetts unberührt.
VerzögerungUnd das führt zu Verzögerungen, befürchtet beispielsweise die Energiebranche. „Eine Übergangsregierung bedeutet Verzögerungen bei der Entscheidungsfindung und Gesetzgebung, während wir jetzt Fortschritte machen müssen“, sagt Cora van Nieuwenhuizen , Vorsitzende des Branchenverbands Energie-Nederland.
Im Energiesektor gibt es große Probleme. So reicht die Kapazität des Stromnetzes nicht aus, um den Strombedarf zu decken. Durch die Umstellung von Gas auf (nachhaltig erzeugten) Strom besteht ein deutlich höherer Bedarf.
Angst um die NiederlandeDie Energiewende muss fortgesetzt werden, fordert auch der niederländische Verband für nachhaltige Energie (NVDE). Dies kann auch vom Repräsentantenhaus aus geschehen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Niederlande zu einem ‚Noorderland‘ werden, wo wichtige Themen stecken bleiben“, sagt Olof van der Gaag , Vorsitzender des NVDE.
Eine gute Regulierung der Energieversorgung ist auch für ein weiteres großes gesellschaftliches Problem wichtig: die Bauwirtschaft.
Dass der Bau hinter dem Bedarf zurückbleibt, liegt maßgeblich an der Stickstoffproblematik. Ihre Lösung wird sich noch weiter verzögern.
Doch Bouwend Nederland, der Branchenverband der Bauunternehmen, ist keineswegs in Sack und Asche. „Der Sturz des Kabinetts ist für die politischen Parteien die Gelegenheit, die Themen Wohnungsbau, Infrastruktur, Stickstoff und Klima in Ordnung zu bringen“, sagt Arno Visser, Vorsitzender von Bouwend Nederland. „Da wir nun kurzfristig sowohl Abgeordnetenhaus- als auch Kommunalwahlen haben, ist es wichtig, die nationale und lokale Politik besser zu koordinieren. Und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern vor allem in der Umsetzung.“
Der Bauernverband LTO Nederland ist vom Sturz des Kabinetts enttäuscht. „Für die Landwirtschaft bedeutet dies erneut, dass die Unsicherheit, mit der Landwirte und Gärtner seit Jahren leben, anhält“, so LTO-Vorsitzender Ger Koopmans .
Enttäuschung unter den BauernDie Interessengruppe Agractie äußert sich etwas weniger diplomatisch. „Nach Jahren der landwirtschaftlichen Anti-Agrarpolitik gab es endlich ein Kabinett, das eine realistische Agrarpolitik auf den Weg gebracht hat. Für die Landwirte ist es dramatisch, dass diese nun zu Ende geht“, heißt es in der Erklärung.
Das folgende Video bietet einen Rückblick auf das Kabinett Schoof, das mit einem komplizierten Bildungsprozess begann und nun mit einem Konflikt über Asylpläne endete.
RTL Nieuws