Große Verwirrung im Fall Jannik Sinner. Der Italiener wollte nicht auf Anwälte hören
Die dreimonatige Sperre von Jannik Sinner (23) spaltet die Tenniswelt: Die einen halten die Strafe für zu milde, die anderen für zu hart. Die Sanktion ist das Ergebnis einer Vereinbarung, die Sinners Team mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) getroffen hat.
Wie aus einer BBC-Recherche hervorgeht, wollte der Italiener den Vorschlag der WADA zunächst jedoch nicht annehmen. „Jannik fragte: Warum sollte ich das tun, wenn die erste Instanz mich von den Vorwürfen freigesprochen hat?“ – enthüllte sein Anwalt Jamie Singer. Sinner berief sich dabei auf die International Tennis Integrity Agency, die ihn im vergangenen Sommer trotz zweier positiver Tests auf das Steroid Clostebol nicht suspendiert hatte.
Sinners Team befürchtete allerdings, dass die WADA nicht so nachsichtig vorgehen würde. Sollte er die Vereinbarung nicht akzeptieren, könnte die WADA den Fall an den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) verweisen. „Man weiß nie, was in einem Prozess wie diesem passieren wird“, erklärte Singers Anwalt. "Wir wissen, dass die WADA eine einjährige Sperre wollte. Wenn wir ihr Angebot nicht annehmen, werden sie vor Gericht gehen und eine einjährige Sperre fordern. Und niemand weiß, wie die drei Richter entscheiden werden."
Zweifel an Sünders SchuldDie Hintergründe des Falles zeigen, dass selbst die Staatsanwälte nicht an Sinners Schuld glaubten. „Dieser Fall hat nichts mit Doping zu tun. Die wissenschaftliche Forschung bestätigt das“, sagte Ross Wenzel von der WADA. "Vor dem CAS wäre Sinner entweder freigesprochen oder für mindestens ein Jahr suspendiert worden." Wenzel hält beide Szenarien für ungerecht: "Ein Freispruch würde zentrale Prinzipien unseres Regelwerks untergraben. Eine lange Sperre hingegen wäre eine unnötig harte Strafe."
WADA ändert VorschriftenAuch deshalb plant die WADA ab 2027 Regeländerungen. Sollte ein Sportler wie Sinner trotz eines positiven Testergebnisses für unschuldig befunden werden, könne er nur mit einer Verwarnung rechnen. "Nach den neuen Regeln würde Sinner lediglich eine symbolische Verwarnung erhalten", sagt ein anonymer WADA-Mitarbeiter.
Kontroverse um die BestrafungFür viele Beobachter war die dreimonatige Sperre, die Sinner schließlich akzeptierte, lediglich eine symbolische Warnung. Der Weltranglistenerste wird in dieser Zeit kein Grand-Slam-Turnier verpassen und kann Anfang Mai bei seinem Heimturnier in Rom wieder in den Spielbetrieb der ATP-Tour einsteigen.
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