Miley Cyrus befindet sich in ihrer Mugler-Ära

Es kommt nicht oft vor, dass jemand einen Blick in die Mugler-Archive werfen kann, geschweige denn mehr als eine Handvoll der kultigsten Laufstegmomente der Marke aus den 80ern und 90ern. Als Miley Cyrus und ihr langjähriger Stylist Bradley Kenneth sich jedoch daran machten, eine Stilgeschichte für das mit Spannung erwartete visuelle Album der Sängerin „ Something Beautiful“ zu entwerfen, das am 30. Mai erscheint, war dies ihre erste Station. Für Kenneth fühlte es sich wie ein Karrierehöhepunkt an, nicht nur historische Stücke in den Händen zu halten, sondern ihnen in Cyrus‘ kreativer Vision neues Leben einzuhauchen. Gegenüber ELLE erzählt er: „Es war ein absoluter Traum, der wahr wurde. Es gab keine wirklichen Grenzen und es war einfach nur etwas Wunderschönes.“

Im Folgenden erzählt die Stylistin, wie es war, Laufstegmonografien von Thierry Mugler für die Bildrecherche aufzukaufen, sich von der Musik inspirieren zu lassen, mit den äußerst empfindlichen Kleidungsstücken umzugehen und vieles mehr.

Cyrus in der Mugler-Couture Frühjahr 1997.

Miley hat so markante Modemomente erlebt und ist nun im Rockstar-Look angekommen – Alaïa, Saint Laurent, das volle Programm. Können Sie erklären, wie sich dieser aktuelle Stil, der das Mugler-Archiv nutzt, von früheren Epochen unterscheidet?

Die Inspiration kam wirklich vom Albumtitel „Something Beautiful“. Wenn man sich „Endless Summer Vacation“ ansieht, war das sehr minimalistisch, es gab viele Badeanzüge und es hat wirklich alles neu gemacht. Als ich den Titel hörte, musste ich bei diesem Album sofort an Thierry Mugler denken. , die Magie seiner Laufstegshows und wie er mit Mode Geschichten erzählte. Als ich mich an das [Mugler-Team] wandte und grünes Licht bekam, wusste ich, dass das das Richtige für das Album war.

Glauben Sie, dass die Mode auf diesem Album den Höhepunkt von Mileys Stilbemühungen als Künstlerin darstellt?

Auf jeden Fall. Man sieht einige Silhouetten, die auf Dinge verweisen, die sie früher getragen hat. Das Video ist noch nicht erschienen, aber es gibt babyblaue Chaps mit Federn aus dem Frühjahr 1992 und einen türkisfarbenen BH, der sehr an ihre Bangerz -Ära erinnert. Aber ihr Stil ist jetzt einfach auf einem anderen Level. Es ist Mugler-Couture-Archiv! Und jedes Mal, wenn ich den theoretischen Schlüssel zu einem dieser Archive bekomme, fühle ich mich, als hätte ich einen neuen Gipfel erklommen. Ich denke auch, dass es ein Beleg dafür ist, was die Leute von Miley halten. Wir hatten zum Beispiel Zugang zu den Galliano-Archiven oder zu seiner Margiela-Nachbildung seines eigenen Sicherheitsnadelkleides für Herbst 1997 – diese Skizze hängt bei mir im Büro.

Mugler Frühjahr 1992, Prêt-à-porter.

Wie verlief Ihr Einstieg bei Mugler, als Sie sich einen der größten Archivbestände der Markengeschichte sicherten?

Als ich offiziell die Genehmigung bekam, kaufte ich mir sofort alle möglichen Bücher über Mugler-Laufstege, denn manches davon findet man online einfach nicht. Anschließend erstellte ich PDFs und hatte meine Favoriten. Ich habe nach dem Mond gegriffen. Ob es zu extravagant oder zu alt war oder sonst etwas, war mir egal. Dann kam Mugler zurück und teilte mir mit, was im Archiv vorhanden ist, was nicht, was beschädigt ist, was zu zerbrechlich ist usw. Sie sagen einem dann: „Wir haben die Hose, aber wir haben zum Beispiel nicht die Jacke.“

Dann wurden sie in diesen riesigen Worldnet-Metallboxen verschickt – ich bekam Gänsehaut. Ich habe mir diese Outfits schon als Kind in Büchern angesehen und bewundert. Das Original in den Händen zu halten und die Qualität, die Herstellung, die Konstruktion und all die kleinen Details zu sehen, ist einfach surreal.

Cyrus in der Mugler-Couture Frühjahr 1997.

Hatten Sie bei Ihrer Top-Auswahl konkrete Vorstellungen, wie Sie jeden Look mit jedem Song kombinieren wollten?

Auf jeden Fall. Der Look auf dem Cover ihres Albums aus der Couture-Kollektion „Les Insects“ (Frühjahr 1997) war vom Morgentau auf einem Spinnennetz inspiriert. Ich wusste, dass sie im Album-Opening eine wunderschön beleuchtete Blume zeigen wollten. Ziel war es, etwas so Schönes im Alltag zu präsentieren, das man vielleicht für selbstverständlich hält. Und ich wollte etwas, das genau dazu passt, genau wie der Morgentau auf einem Spinnennetz.

Haben Sie das Gefühl, dass die Musik damals diese treibende Kraft war, bei der Sie sagten: „Okay, wie bekommen wir diese Looks hin, die ähnliche Gefühle hervorrufen?“

Absolut. Die Musik steht immer an erster Stelle. Wenn das Album entsteht, gehe ich mit ihr ins Studio und höre mir einfach an, was sie macht. Sie erzählt mir dann, was ein Song in ihr auslöst oder was sie sieht. Sie ist in jeder Hinsicht Teil des kreativen Prozesses und darin ein wahres Genie. Sie schätzt und respektiert Mode sehr und versteht die Geschichte und den Wert ihrer Kleidung. Sie zieht nie ein Kleid an und sagt: „Wen kümmert es, wenn es reißt?“

Cyrus in Mugler Herbst 1998 Prêt-à-porter.

Gab es noch andere Looks, die Ihnen besonders gut gefallen haben?

Da ist dieser Look aus dem gerade erschienenen Video „More To Lose“ aus der Herbstkollektion 1998, das damals auch von Helmut Newton fotografiert wurde. Und diesen Look, der so ein Stück Modegeschichte darstellt, in unseren eigenen Händen zu halten und mit Miley fotografiert zu werden – ich bin ein echter Mode-Nerd für solche Momente. Ich mochte auch den schwarzen Spinnen-Look von 1997, den wir in die Verpackung ihres Albums gepackt haben. Die Perlen aus der Nähe zu sehen, war unglaublich.

Dieses Interview wurde aus Gründen der Klarheit bearbeitet und gekürzt.