Western-Filme: Diese 13 Klassiker muss man gesehen haben

Howdy, Fremder! Ein zweites Mal wenden wir uns in unseren Filmlisten dem amerikanischsten aller Genres zu. Der Western hatte zuletzt nicht nur in den Serien von Taylor Sheridan („Yellowstone“, „1883″, „1923″) einen Run, er ist auch wieder in den Kinos („Horizon“, „Rust“) und spielt dabei schon mal – siehe Mads Mikkelsen in „King’s Land – in der Heide Jütlands. Meist ist der Western aber der Historienspiegel Amerikas. Was Ihnen im Folgenden empfohlen wird, ist keine Westernresterampe, diese 13 Filme sollten Sie unbedingt kennenlernen.
Regie: Robert Altman
Worum es geht: Robert Altman führt den Zuschauer in den amerikanischen Nordwesten vor 130 Jahren. In einem potthässlichen Minenstädtchen mit windschiefen Häuschen macht McCabe (Warren Beatty) mit der jungen Puffmutter Mrs. Miller (Julie Christie) ein neues Bordell auf. Er wird ein wohlhabender Mann, verliebt sich unglücklich in seine Geschäftspartnerin und erkennt neue Machtverhältnisse erst, als sie unausweichlich seinen Tod bedeuten. Altman schafft eine realistische Western-Welt, die neu und verrottet zugleich erscheint, die offiziell zwar mittels Demokratie zivilisiert, aber innen noch immer voller Wildnis ist. Und Leonard Cohen singt dazu.
Wo ich es sehen kann: auf DVD; bei Prime Video, Apple TV (gegen Gebühr)
Regie: Henry Hathaway
Worum es geht: Am Ende reißt Henry Hathaway die Story von „Nevada Smith“ (1965) einfach ab. Nachdem Steve McQueen Karl Malden, dem letzten der Elternmörder, Hände und Knie durchschossen hat, lässt er ihn leben, bluten, vielleicht auch im Fluss ersaufen. In jedem Fall geht mit diesem bleiluftigen „The end“ die Odyssee des Halbbluts Max Sand zu Ende. Die Rache hat sich als wieder mal als Blutwurst erwiesen, das muss reichen.
Zuvor ist man mit McQueen durch herrliche Landschaften gezogen und hat Max’ Wandel vom Greenhorn zum waschechten Westerner vollzogen. Ein spannender Film, extrem gewalttätig für die Maßstäbe des 60er-Jahre-Kinos und nicht zuletzt deshalb auch heute noch aufführbar. Problem: Der damals schon über 30-jährige McQueen war als zorniger Wildwest-Teenie ganz klar falsch besetzt.
Wo ich es sehen kann: auf DVD; bei Magenta TV (Flatrate), bei Prime Video, Sky Store, Apple TV (gegen Gebühr)
Regie: John Huston
Worum es geht: Westernzeit mit John Huston. Burt Lancaster schleppt erst mal ein altes Piano auf die Zachary-Ranch, und die Diskrepanz zwischen Instrument und Umgebung verspricht ebenso ungewöhnliche Unterhaltung wie ein unheimlicher Soldat, der wie ein Untoter die Lande durchstreift. „Denen man nicht vergibt“, die Geschichte eines indigenen Mädchens (Audrey Hepburn), das bei Weißen aufwächst, war 1960 ein Kinohit: leuchtendes Technicolor, prächtige Panavision.
Den Rassismus der weißen Siedler gegenüber den Kiowa dürfte Huston aus Authentizitätsgründen so stark betont haben. Dass aber auch der Held (Lancaster) dieser Gesinnung ist, macht den Film schwierig – zumal Hollywood schon zuvor ein differenzierteres Indigenenbild im Western erreicht hatte. Wozu wiederum Lancaster als entwurzelter Apache in Robert Aldrichs „Massai“ 1954 enorm beigetragen hatte.
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; bei MGM+ - Prime Video Channels (Flatrate), Arte (gratis), Prime Video und Apple TV (gegen Gebühr)
Regie: Howard Hawks
Worum es geht: Figuren aus dem wirklichen Leben. Nie Rückblenden. Nie Kameratricks: „Der weite Himmel“ ist einer der schönsten Western überhaupt, eine pathosfreie Männerfreundschaft zwischen Kirk Douglas und Dewey Martin - mit Dimitri Tiomkins bester Westernmusik nach „12 Uhr mittags“. Zwei Tagediebe begleiten französische Pelzhändler zum Oberlauf des Missouri, haben ihre Not mit der Konkurrenz und Indigenen und verlieben sich beide in eine schöne Häuptlingstochter. Alles ohne Sentimentalität, dafür mit Arthur Hunnicutt als Trapper aller Trapper.
Wo ich es sehen kann: auf DVD; bei Plex (gratis)
Regie: Henry Hathaway
Worum es geht: Der Wilde Westen geht in Henry Hathaways „True Grit“ (1969) zivilisierteren Zeiten entgegen. In den Gasthäusern speist man schon von Porzellan, die Wände sind fein tapeziert, und bei Hinrichtungen schaukeln die Kinder im Hintergrund, Maronenverkäufer ziehen durch die Reihen, und die Schaulustigen singen fürs Seelenheil der zu Hängenden „Amazing Grace“. In dieser Welt sucht Marshal Rooster Cogburn für ein junges Mädchen den Mörder seines Vaters, John Wayne brachte die Rolle 1969 den längst fälligen Oscar.
Wo ich es sehen kann: auf DVD; bei Joyn (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Sky Store (gegen Gebühr)
Regie: Sam Peckinpah
Worum es geht: Der Westen von Sam Peckinpah war noch frei – auf eine andere, weniger pathetische Art freilich als im John-Wayne-Kosmos. Und einer wie Billy The Kid (Kris Kristofferson), der gegen die Einzäunung dieses Landes antritt, der dem Recht der Rancher und des Geldes das eigene entgegensetzt, ist sein Held. Peckinpah erzählt natürlich nicht die wahre Geschichte vom berüchtigten Outlaw und seinem Mörder. Garrett (James Coburn) und Kid stehen ihm für zwei Amerikas – das alte, unverfälschte, männliche und das neue, zivilisierte, in jeder Hinsicht vermessene.
Geradezu perfekt passt zur Melancholie über eine versinkende Welt die nölige Stimme Bob Dylans, der die Bilder mit seinen Songs schmückt. Am Ende singt er „Knocking on heaven’s door“ – schmerzensreich.
Wo ich es sehen kann: auf DVD; bei Prime Video, Magenta TV, freenet Video, Maxdome, Apple TV (gegen Gebühr)
Regie: William Wyler
Worum es geht: Mit Samantha, der rabiaten Kämpfer-Gans, und einem Kutschen-Wettrennen zu Kirche und Bethaus beginnt dieses amerikanische Bürgerkriegsepos höchst augenzwinkernd. William Wyler erzählt in „Lockende Versuchung“ (1956) davon, wie der Krieg zwischen Yankees und Rebellen ein Idyll zerstörte. Der humorvolle Grundton, die karikaturhafte Überzeichnung der Quäker-Gemeinde und ein Gary Cooper, dem man unter der steifen Garderobe des strikten Pazifisten Jesse Bloomer allzeit den coolsten Westerner von allen anmerkt, halten den Film auch fast 70 Jahre nach seiner Entstehung noch staubfrei. Der Übergang von Komödie zu Drama verläuft ohne Brüche, und nur Dimitri Tiomkins Musik wird gelegentlich von allzu üppigen Engelschören geflutet.
Nouvelle-Vague-Meister Jean-Luc Godard fand, Coopers Gesicht gehöre ins Reich der Mineralogie. Anthony Perkins ist hier noch als schüchterner junger Held tätig, aber manchmal erinnert sein unbeholfenes Lächeln schon an den Hitchcock-Killer Norman Bates, der vier Jahre später aus ihm kriechen sollte.
Wo ich es sehen kann: auf DVD; bei Prime Video, Apple TV, maxdome, freenet Video (gegen Gebühr)
Regie: Howard Hawks
Worum es geht: Howard Hawks verfilmte den eigenen Klassiker Rio Bravo 1966 noch einmal – dieses Mal als Buddy-Movie. „El Dorado“ war einer der letzten bedeutsamen Western mit John Wayne. Ein Sheriff, ein Revolverheld, ein Greenhorn mit Messertick und ein alter Kauz, der unablässig seine Rolle in den Indianerkriegen betont, helfen einem kleinen Rancher gegen einen skrupellosen Viehbaron.
John Wayne zeigt, dass er rückwärts reiten kann, Schauspieler Robert Mitchum, dass er Humor hat. Beide sind ein Fest, nur der junge James Caan nervt mit dem ewigen Vortrag von Reitergedichten. Einige dramaturgische Schwächeleien und der abrupte Schluss stellen das schnittige Remake qualitativ hinter sein spröderes Original.
Wo ich es sehen kann: auf VHS, DVD & BluRay; bei Prime Video, Apple TV, Magenta TV, Sky Store, Youtube Store, Microsoft (gegen Gebühr)
Regie: Martin Ritt
Worum es geht: Eine Geschichte vom Fortschritt, der nicht eine neue Menschenordnung hervorbringt, sondern die bislang schon Unterprivilegierten neuerlich überrollt. Der Weiße Henry Russell, (Paul Newman), der als Kind von Apachen gefangen genommen wurde und später bei ihnen blieb, bestreitet seinen Lebensunterhalt durch die Verkäufe gezähmter Mustangs an Postkutschenunternehmen. Doch die Zeit der Eisenbahn ist da, die Post hat einen schnelleren und sichereren Weg gefunden, und Russell nimmt die letzte Kutsche aus dem Städtchen Sweetmary.
Die wird unterwegs von Banditen überfallen, die Geld erbeuten, das der indigene Agent von Sweetmary veruntreut hat. Der Überfall wird zur Belagerung, bei dem Russell das Heft aufseiten der Belagerten in die Hand nimmt und unerbittlich dafür kämpft, dass das Geld den betrogenen Apachen zukommt, koste es auch das Leben von Geiseln. Einer der großen „Paul Newman stirbt am Ende“-Filme (Die anderen sind „Der Unbeugsame“ und „Zwei Banditen“), der Partei für die amerikanischen Ureinwohner ergreift. Die waren 27 Jahre zuvor, in John Fords „Ringo/Stagecoach“, noch gesichtslose Reiterhorden, die Postkutschen überfielen.
Wo ich es sehen kann: auf VHS, DVD & BluRay
Regie: Kevin Costner
Worum es geht: John Dunbar (Kevin Costner) hat beinahe ein Bein verloren, er hat die Gemetzel des amerikanischen Bürgerkriegs erlebt, hasardeurhaft eine Schlacht für die Seite des Nordens entschieden und zieht es vor, der „weißen“ Welt den Rücken zuzukehren. In der Weltferne wird er mit einem Sioux-Stamm konfrontiert, dessen Respekt er sich unter Schwierigkeiten erkämpft. Er wird Zeuge, wie die ursprünglichen Kulturen Amerikas verdrängt und beseitigt werden, wie ein Zeitalter endet und ein Kontinent sich verwandelt. Und er versucht zunächst, diese neue Zeit aufzuhalten, dann in der alten zu verschwinden und alle Spuren zu verwischen.
Ein Wolf, der sein Nachbar wird und mit dem er in der einer der bewegendsten Szenen dieses Films „tanzt“, wird zum Sinnbild der auf die falsche, rücksichtslose Weise untertan gemachten Welt. Costners bester Film als Regisseur und Schauspieler hat uns Heutigen, die wir die Natur in selbstmörderischer Weise gegen uns gekehrt haben, viel zu geben. Wir sollten lernen, mit dem Wolf zu tanzen.
Wo ich es sehen kann: auf VHS, DVD & BluRay
Regie: Clint Eastwood
Worum es geht: Da reitet einer in Lago ein, der Stadt am See. Er hat zusammengekniffene Augen und den „snarl“ um die Lippen, der jedem sogleich sagt: „Es ist nicht gut Kirschenessen mit mir!“ Im Saloon wird er von drei Pistoleros verspottet, für deren Ableben er nur drei Sekunden und drei Kugeln benötigt. Das Städtchen ist nervös, denn es erwartet die Rückkehr von drei Banditen aus dem Gefängnis. Sie hatten einst die dortige illegale Goldmine zunächst bewacht, dann ausgeraubt und den Sheriff zu Tode gepeitscht.
Wie das Nest in Fred Zinnemanns „High Noon“ (1952) ist auch der Ort von Clint Eastwoods „Ein Fremder ohne Namen“ (1973) die Heimstatt von Feiglingen. Sie suchen einen Stellvertreter, der für ihren Frieden und Wohlstand den Kopf hinhalten möge. Aber anders als Gary Cooper ist der Fremde kein moralisches Aushängeschild – er vergewaltigt eine Frau und bringt die Bewohner bei seinen „Hilfeleistungen“ an den Rand von Ruin und Nervenzusammenbruch, um sie dann zum Showdown hin im Stich zu lassen.
So erscheint der „Fremde“ als Gegenfilm sowohl zu „High Noon“ (nobler Charakter – auf sich gestellt), Howard Hawks‘ „Rio Bravo“ (Helden der Gemeinde halten zusammen) und John Sturges‘ „Die glorreichen Sieben“ (Helden von außerhalb retten ein Dorf). Vom Italowestern geprägt, mit dem seine Karriere in Europa Fahrt aufnahm, präsentiert Eastwood in seiner zweiten Regiearbeit einen durch und durch verkommenen Westen.
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; bei Netflix und Wow (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, maxdome, freenet Video (gegen Gebühr)
Regie: Sergio Leone
Worum es geht: Sein Gesicht war wie Stein, sein Instrument war die Mundharmonika, auch da herrschte strikter Minimalismus, drei Töne stieß sie aus. Die klangen exakt so, wie der Film hieß: „Spiel mir das Lied vom Tod“. Wenn Charles Bronson als Harmonica mit seinen fast geschlossenen Augen den eigentlichen Bösen des Films, Henry Fonda, nicht mehr aus dem Blick lässt, ist klar, wer in Sergio Leones Kultwestern am Ende ins Gras beißt. Pokerface Bronson jedenfalls nicht. Sein Stern stieg auf mit diesem Bericht vom Ende einer Zeit.
Der des Wilden Westens, bevor ihm die Zivilisation in den Rücken schoss – eine schlechte, alte, männliche Zeit. Ein skrupelloser Bahnunternehmer tötet eine Familie und ruft zwei Desperados mit Herz auf den Plan. Man bekommt in Sergio Leones unbestrittenem Meisterwerk ein Gefühl für die Weite Amerikas, und es scheint, als tanzten in dieser Weite schreiende Dämonen, die in die Menschen fahren. Die Westmänner jedenfalls sehen anders aus als in den alten Filmen mit John Wayne und James Stewart. Elegisch, zerdehnt, betörend ist der Film, ein Epitaph, Summe aller Western, in dem sich die Legenden der kommenden Tage zu einer Sinfonie des Grauens, einem Totentanz, bewegen.
Wo ich es sehen kann: auf DVD und BluRay; bei Filmlegenden – Prime Video Channels (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Sky Store (gegen Gebühr)
Regie: George Roy Hill
Worum es geht: Der Tod stand ihm gut. In seinen besten Filmen (siehe oben: „Man nannte ihn Hombre”) starb Paul Newman zum Schluss. Butch Cassidy, ist umstellt, keine Chance, auch nur zehn Minuten länger auf Erden zu weilen. Also besser Mythos werden – mit fliegenden Pistolen raus in den Kugelhagel, Seit‘ an Seit‘ mit dem von Robert Redford gespielten Sundance Kid. Zwei für eine Träne und ein Augenzwinkern.
Zwischen Romantik und Ironie irrlichternd, hatte George Roy Hill einen Western zum Kinohit gemacht, als das Genre Western den Leuten bis zum Knie aus dem Hals hing. Die Zeit von John Wayne, Jeff Chandler und Gary Cooper war 1969 vorbei. Newman und Redford als sexy Strauchdiebe aber – so etwas ließ sich das Publikum gefallen. Die Kritik freilich war mürrisch: Irritiert vom Rieseneinspielergebnis von „Zwei Banditen“ schlug sie George Roy Hill den im Seichten fischenden Hollywood-Handwerkern zu, während Hollywood selbst den Mann aus Minneapolis eher als Regie-Autoren sah, der – oft mit Erfolg – auf Risiko filmte.
Wo ich es sehen kann: auf BluRay; bei Disney+ (Flatrate), bei Prime Video, Apple TV, Sky Store, Magenta TV, freenet Video, maxdome, YouTube Store, Microsoft, Rakuten TV (gegen Gebühr)
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