Glücklicher alleine

SZ-Magazin: Frau Kullmann, Sie haben mal geschrieben, das Geraufe und Getümmel in langjährigen Beziehungen, die Fouls und die Erschöpfung, schauten Sie sich lieber vom Spielfeldrand an, als singuläre Frau. Was beobachten Sie bei Paaren?Katja Kullmann: Mir fällt auf, dass es in der Liebe viele vorgestanzte Muster oder Textbücher, Rollenspiele und Rollenverteilungen zu geben scheint. Die sind mir zuerst in meiner eigenen Liebesbiografie aufgefallen, aber dann nochmal stärker vom Spielfeldrand aufgeschienen. Als würden alle Leute ewig das gleiche Theaterstück aufführen, mit leichten Modulationen. Es gibt einen halbironischen Spruch, den manchmal Frauen untereinander machen: »Naja, er ist halt ein Mann«. Oder: »So sind Männer halt«. Oder umgekehrt bei Männern heißt es: »Typisch Frau. Sie redet halt immer so viel mit ihren Freundinnen.« Solche Sprüche sind vielleicht Ermüdungserscheinungen. Es sind Stanzen, in denen Menschen sich in ihren Partnerschaften doch immer wieder bewegen. Und die sie unfrei machen.
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