LinkedIn: Wird Protzen und Posen auf der Business-Plattform jetzt salonfähig?




Großspurig: Möchtegerninfluencer Andreas Baulig auf LinkedIn
„Wenn du ein High Performer bist, dann weißt du: Schuhe sind ein Statement“, schreibt Unternehmensberater Andreas Baulig (35) in einem seiner vielen auf Krawall getrimmten LinkedIn-Posts: „Und genau deshalb trage ich Louboutins – weil sie genau das verkörpern, was ich von mir selbst erwarte: Klasse, Qualität und Dominanz.“
Ist das Satire? Wer viel auf LinkedIn unterwegs ist – schließlich will man ja sichtbar sein und bleiben –, wird sich diese Frage aktuell vermutlich häufiger stellen. Es wimmelt dort nur so von Poser-Posts, die den eigenen beruflichen Erfolg mit guter alter Statussymboldenke abfeiern: Schaut mal, meine Uhr, mein neues Office, meine Luxus-Workation, kann ich mir alles leisten, weil ich im Job die richtigen Entscheidungen getroffen habe!
Hat da jemand einfach ein paar Folgen zu viel „Succession“ oder „The White Lotus“ geguckt und versucht jetzt, den Ein-Prozent-Vibe nachzustylen – zumindest auf Social Media? Oder was ist da los?
Leider lässt es sich nicht verhindern, dass die unerträgliche Erfolgsinszenierung von selbst ernannten Beratern, Coaches oder Gurus für irgendwas über kurz oder lang in der eigenen Timeline landet. Weil auch berufliche Kontakte, die man eigentlich bislang für ganz vernünftig gehalten hatte, auch noch Applaus spenden: Jawoll, man wird doch wohl stolz sein dürfen auf das, was man geschafft hat, Schluss mit langweiliger deutscher Bescheidenheit!
Understatement galt hierzulande einmal als Tugend. Zumindest als stilsicheres Empfinden dafür, dass Luxus zwar angenehm sein mag, Erfolg sich aber trotzdem nicht in flashy Statussymbolen bemessen lässt. Jetzt heißt die Devise offenbar: klotzen statt kleckern.
Das hat auch mit den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie zu tun, schon klar: Je brachialer die Message im Internet, desto mehr Reaktionen gibt es. Also ist Prahlen in, zumindest unter all jenen, die ganz fest an ihr Erfolgs-Mindset glauben wollen. Erst die Schweizer Uhr, dann der Jahresabschluss, das scheint die Logik zu sein, der die Hustle-Culture nur allzu gern vertraut.
In der Folge entwickelt sich im digitalen Raum ein peinlicher PS-Vergleich in Dauerschleife. Fragt sich nur, wie begegnet man der neuen Angeberitis im Jobumfeld? Vermutlich mit der einzigen Taktik, die Aufschneidern den Wind aus den Segeln nimmt und die eigenen Nerven schont: ignorieren.
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