Das ist Polens neuer Präsident: So lebt Karol Nawrocki privat

Verheiratet mit einer Finanzbeamtin, Vater in einer Patchworkfamilie, stramm konservativ – und ab sofort Präsident Polens. Karol Nawrocki, 42, hat am Sonntag überraschend die Stichwahl gewonnen: Mit hauchdünnen 50,89 Prozent setzte er sich gegen den linksliberalen Amtsinhaber Rafał Trzaskowski durch, der auf 49,11 Prozent kam.
Am Wahlabend trat Nawrocki dann gemeinsam mit seiner Familie vor die Kameras, mittendrin auch seine gerade siebenjährige Tochter Katarzyna. An seiner Seite Ehefrau Marta sowie die Söhne Daniel und Antoni. Doch wie tickt der Politiker abseits der politischen Bühne?
Nawrocki ist 1983 in Danzig geboren. Sein Vater war Dreher und Mitglied der Gewerkschaft Solidarność, während seine Mutter als Buchbinderin arbeitete. Karol Nawrocki studierte Geschichte in Danzig, promovierte 2013 und legte später einen MBA in Strategie und Projektmanagement nach. Er arbeitete für das Institut für Nationales Gedenken (IPN) und leitete das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig.
In seiner Jugend war Nawrocki als Amateurboxer aktiv und beteiligte sich an organisierten Kämpfen zwischen Fußballfans. Er besitzt Tätowierungen der Fußballvereine Lechia Gdańsk und FC Chelsea. Berichte deuten darauf hin, dass er in jungen Jahren als Sicherheitskraft in einem Hotel arbeitete, wobei einige Quellen behaupten, er habe dabei mit dem Rotlichtmilieu zu tun gehabt.
Auch während seiner Präsidentschaftskampagne geriet Nawrocki in die Kritik, als bekannt wurde, dass er mal eine Wohnung von einem älteren Mann übernommen hatte, dem er lebenslange Pflege zugesichert hatte. Später stellte sich heraus, dass der Mann in einem staatlichen Pflegeheim untergebracht wurde, ohne dass Nawrocki sich um ihn gekümmert hatte. Als Reaktion auf die öffentliche Empörung versprach er, die Wohnung einer Wohltätigkeitsorganisation zu spenden.
Polens neuer Präsident: Verheiratet mit einer BalletttänzerinInzwischen lebt er ein konservatives Familienmodell: Vor 15 Jahren heiratete der Politiker Marta Nawrocka, die als starke Frau an seiner Seite gilt. Die 38-Jährige ist Juristin, seit 17 Jahren Finanzbeamtin und spezialisiert auf Steuerrecht, illegale Strukturen in der Öl-, Alkohol- und Glücksspielbranche. In ihrer Jugend studierte sie an der staatlichen Ballettschule in Danzig.
Normalerweise bleibt sie im Hintergrund, der Rest der Familie ebenso. Es gibt keine Influencer-Kampagnen, keine inszenierten Wohnzimmerbilder – nur ein konservatives Familienmodell. Im April 2024 aber trat sie dann doch einmal ins Rampenlicht – bei einer Wahlkampfveranstaltung. „Ich habe mich an seiner Seite immer sicher gefühlt“, sagte sie dort über ihren Mann. „Und ich weiß, dass er auch Polen Sicherheit bringen kann.“
Zur Familie gehört auch Daniel Nawrocki, 21 Jahre alt. Er ist nicht Karol Nawrockis leiblicher Sohn, sondern stammt aus Martas früherer Beziehung. Daniel arbeitet heute als Journalist bei der Gazeta Morska und studiert Jura und Verwaltung an der Universität Danzig. 2024 kandidierte er für den Stadtrat – allerdings erfolglos. In Interviews betont er regelmäßig den Einfluss seines „Vaters“, obwohl sie genetisch nicht verbunden sind.
Polens neuer Präsident: Sein Sohn ist FußballspielerDann ist da noch Antoni, der zweite Sohn, ein talentierter Fußballspieler beim traditionsreichen Verein Lechia Gdańsk. Und Katarzyna, die jüngste der Familie, gerade sieben Jahre alt. Bald soll sie in die erste Klasse eingeschult werden. Am Abend der Wahl war sie der Hingucker. „Die Tochter des PiS-Präsidentschaftskandidaten wurde zum kleinen Star der großen Nacht in der Karriere ihres Vaters“, schreibt die Nachrichtenseite onet.pl. Nach den ersten Ergebnissen „platzte“ sie „direkt vor Energie“ und eroberte so die Sympathie der Nawrocki-Anhänger.
Politisch präsentiert sich Nawrocki als patriotisch und prochristlich, er bekennt sich zur Nato und wird als Trump-Enthusiast beschrieben. Für die regierende Mitte-links-Regierung von Premier Donald Tusk ist die Wahl eine Katastrophe, schließlich verfügt der neue Präsident über ein mächtiges Vetorecht, das er einzusetzen gedenkt.
Berliner-zeitung