G7: Donald Trump verlässt völlig überraschend G7-Gipfel

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G7: Donald Trump verlässt völlig überraschend G7-Gipfel

G7: Donald Trump verlässt völlig überraschend G7-Gipfel

US-Präsident Donald Trump hat den G7-Gipfel überraschend am ersten Tag verlassen. Er begründet dies mit der Lage im Nahen Osten. Die Ankündigung traf die G7-Partner völlig unvorbereitet. Immerhin gab es ein versöhnliches Signal vor der Abreise.
Hat scheinbar wichtigere Aufgaben: Nach einem kurzen Auftritt mit Regierungs- und Staatschef beim G7-Gipfel in Kanada reißt US-Präsident Donald Trump wieder ab

Hat scheinbar wichtigere Aufgaben: Nach einem kurzen Auftritt mit Regierungs- und Staatschef beim G7-Gipfel in Kanada reißt US-Präsident Donald Trump wieder ab

Foto: Michael Kappeler / dts Nachrichtenagentur / IMAGO

US-Präsident Donald Trump ist wegen des Kriegs zwischen Israel und dem Iran vorzeitig vom G7-Gipfel in Kanada abgereist. Trump verließ am Montagabend (Ortszeit) nach einem Arbeitsessen mit den anderen Staats- und Regierungschefs den Tagungsort in den Rocky Mountains und bestieg am Flughafen von Calgary seine Präsidentenmaschine Air Force One, um zurück nach Washington zu fliegen.

Das Weiße Haus hatte wenige Stunden zuvor überraschend angekündigt, dass Trump wegen der Nahost-Krise vorzeitig nach Washington zurückkehrt und auf den zweiten Gipfeltag verzichtet. „Ich muss zurück, sehr wichtig“, begründete der Präsident dies beim traditionellen „Familienfoto“ der G7-Runde führender demokratischer Wirtschaftsmächte. Er wolle dem „großartigen Gastgeber“ Kanada danken, „aber Sie sehen wahrscheinlich, was ich sehe, und ich muss so schnell zurück sein, wie ich kann“.

Trump hatte zuvor angedeutet, dass der Iran zu Verhandlungen bereit sei und er sich darum kümmern werde, sobald er vom G7-Treffen heimkehre. Gleichzeitig bestehen Befürchtungen, dass die USA aktiv in die militärische Auseinandersetzung eingreifen könnten, was eine ganz neue Eskalation bedeuten würde.

Der zweite Tag des Treffens der Staats- und Regierungschefs wirtschaftsstarker westlicher Demokratien in den Rocky Mountains findet nun ohne ihn statt. Und der Gipfel wird enden, ohne dass in zentralen Themen wie dem Umgang mit Russland und dem Zollstreit zwischen der EU und den USA Fortschritte erzielt wurden. Kurz vor der Abreise einigte sich die Gruppe immerhin noch auf eine gemeinsame Erklärung zum Krieg zwischen dem Iran und Israel.

Die karge Erklärung des US-Präsidenten zu seiner plötzlichen Abreise lässt Fragen offen: Bedeutet das nun, dass die USA militärisch in den Konflikt zwischen Israel und Iran eingreifen? Oder geht es darum, zu einer Verhandlungslösung zu kommen? Das blieb zunächst offen. Die Ankündigung traf die G7-Partner jedenfalls unvorbereitet. In der Delegation von Bundeskanzler Friedrich Merz (69) war man noch kurz vorher davon ausgegangen, dass der US-Präsident bis zum Ende des Gipfels am Dienstagabend bleiben würde.

Trump startete mit einer Provokation in den Gipfel

Als Affront für die G7 wollte das aber zunächst niemand der Zurückgebliebenen werten. Im Gegenteil: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) äußerte sich demonstrativ positiv zu den US-Bemühungen um ein Ende des Krieges zwischen Israel und dem Iran. Wenn die Vereinigten Staaten einen Waffenstillstand erreichen könnten, sei das eine sehr gute Sache, sagte er.

Ein Dämpfer ist der plötzliche Abschied aber dennoch – und in den wenigen Stunden, die Trump vor seiner Abreise am Gipfel teilgenommen hatte, war es allerdings schon nicht so richtig gut gelaufen für die G7. Der US-Präsident startete mit einer Provokation in das Treffen und bedauerte den Ausschluss Russlands aus der Staatengruppe als „großen Fehler“. Putin war 2014 nach der Annexion der ukrainischen Krim aus der damaligen G8 geworfen worden. Seine Rückkehr gilt seitdem für die Europäer als undenkbar – erst recht nach der Invasion in die Ukraine 2022.

Keine Fortschritte bei Russland-Sanktionen und Zöllen

Zu den von den Europäern dringend geforderten Sanktionen gegen Russland äußerte sich Trump eher abweisend. „Vergessen Sie nicht, dass Sanktionen uns eine Menge Geld kosten“, betonte er. «Wenn ich ein Land sanktioniere, kostet das die USA eine Menge Geld."

Auch bei einem anderen für die Europäer wichtigen Themen gab es keine Fortschritte. Der erbitterte Zollstreit zwischen der EU und den USA wurde bei Trumps Treffen mit Merz gar nicht erst angesprochen

Versöhnliches Signal vor der Abreise

Als versöhnliches Zeichen kann allerdings gewertet werden, dass die G7 sich dann doch noch auf eine gemeinsame Erklärung zur Eskalation im Nahen Osten verständigen konnte. In dem Text wird der Iran als „die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors“ bezeichnet und Israels Recht auf Selbstverteidigung betont. Weiter erklären die Staats- und Regierungschefs der G7, man habe stets unmissverständlich klargestellt, dass der Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen dürfe.

Von einem Eklat, wie beim letzten G7-Gipfel mit Trump in Kanada 2018 kann also keine Rede sein. Damals hatte der US-Präsident in seiner ersten Amtszeit eine mühsam ausgehandelte Gipfelerklärung auf dem Rückflug nach Washington für nichtig erklärt - ein bisher einmaliger Vorgang und bis heute ein traumatisches Erlebnis für die G7. Die Gruppe besteht aus den Staaten USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan. Zudem ist die EU mit dabei.

Ungewissheit statt Einigkeit

Am zweiten Gipfeltag schrumpft die G7 nun also zur G6 - und Trump ist bei einem wichtigen Termin nicht mit dabei: einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Auch mit den Gästen der G7 aus Mexiko, Indien, Südafrika, Indonesien oder Südkorea wird der US-Präsident nicht zusammentreffen. Unklar war am Abend noch, welche gemeinsamen Erklärungen nun noch verabschiedet werden.

Der Gipfel wird jedenfalls ziemlich sang- und klanglos enden. Das Signal der Einigkeit, dass sich Merz erhofft hat, geht von ihm nicht aus. Es bleibt eher ein Gefühl großer Ungewissheit – für die Lage im Nahen Osten und die Zukunft der G7.

manager-magazin

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