Mitten in Berlin: Plakat an der Humboldt-Universität verherrlicht Ermordung von Deutsch-Israeli

An der Humboldt-Universität Berlin (HU) ist offenbar ein Poster aufgetaucht, auf dem die Ermordung des israelischen Diplomaten Yaron Lischinsky in Washington verherrlicht wird und das zu Gewalt gegen Juden aufruft. Über einem Porträt von Lischinsky steht: „Make Zionists Afraid.“ Auf Deutsch heißt das etwa: „Zionisten Angst einjagen.“ Dazu ist ein rotes Dreieck über Lischinskys Kopf abgebildet, das von Hamas-Anhängern zur Markierung von Feinden eingesetzt wird. Auch sein Geburts- und Todesjahr sind auf dem Poster abgebildet.
Lischinsky wurde am Mittwoch mit seiner Partnerin Sarah Milgrim vor dem Jüdischen Museum in Washington D.C. erschossen, mutmaßlich aus politischen Motiven. Der mittlerweile gefasste Täter aus Chicago soll bei der Tat „Free, free Palestine“ gerufen haben. Medienberichten zufolge war Sarah Milgrim nicht sofort tot, sondern wurde regelrecht hingerichtet. Lischinsky und Milgrim arbeiteten für die israelische Botschaft in Washington und nahmen am Abend ihrer Ermordung an einer Veranstaltung des Capital Jewish Museums teil.
Ein Foto des Posters an der Humboldt-Universität wurde zuerst über den Social-Media-Account von Hanna Veiler verbreitet, Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschland. Ihr sei das Foto von einer Person, die anonym bleiben möchte, zugesandt worden, sagte sie der Berliner Zeitung. Das Poster habe am Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum in Berlin-Mitte gehangen, der Universitätsbibliothek der HU. Weiter erklärte Veiler: „Dass es Menschen gibt, die sich über den Mord an Juden erfreuen, ist keine neue Information für mich. Trotzdem trifft dieses Plakat Jüdinnen und Juden unvorstellbar tief in die Magengrube. Dies ist ein weiterer, perfider Versuch, Juden einzuschüchtern und eine klare Morddrohung.“
Die Pressestelle der Berliner Polizei teilte am Nachmittag mit, dass der Sachverhalt geprüft werde, aber noch keine Erkenntnisse vorlägen. Die Humboldt-Universität Berlin wurde um Stellungnahme gebeten.
Yaron Lischinsky, der 28 Jahre alt wurde, ist in Nürnberg aufgewachsen und im Alter von 16 Jahren nach Israel ausgewandert. Er soll auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben und aus einer jüdisch-christlichen Familie stammen. Nach Berichten amerikanischer und israelischer Medien hat er sich für den Frieden zwischen Palästinensern und Israelis eingesetzt, so wie auch seine ermordete Partnerin Sarah Milgrim, die in den USA aufgewachsen ist. Sie wurde 26 Jahre alt. Das Paar wollte sich in der kommenden Woche in Jerusalem verloben.
Berliner-zeitung