Coober Pedy in Australien: Hier findet das Leben unter der Erde statt

Außergewöhnliche Unterkünfte, Häuser und Lebensweisen gibt es viele. In einem Dorf mitten im australischen Outback treiben es die Bewohnerinnen und Bewohner aber auf die Spitze. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung von Coober Pedy wohnen unter der Erde.
Die Entscheidung, unterirdisch zu leben, ist in Coober Pedy absolut keine exotische Kuriosität, sondern eine pragmatische Reaktion auf die extremen Lebensbedingungen. Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius im Sommer und regelmäßige Sandstürme machen das Leben an der Oberfläche zur Herausforderung.
In den unterirdischen Behausungen hingegen herrschen konstant angenehme 20 bis 23 Grad – ganz ohne Klimaanlage, berichtet „Das Erste“.
Die meisten Menschen, die in dem Wüstendorf leben, sind aus demselben Grund dort: Sie sind auf der Suche nach Opalen. Der Ort in Australien gilt seit vielen Jahrzehnten als die „Opal-Hauptstadt der Welt“, rund 70 Prozent aller weißen Opale stammen aus der Region im australischen Outback.
Um an die wertvollen Edelsteine zu gelangen, graben sich die Schatzsuchenden tief in das Gestein und lassen dabei komplizierte Tunnelsysteme entstehen. Die Idee, direkt in den Höhlen zu wohnen und somit gleichzeitig den extremen Temperaturen zu entkommen, lag auf der Hand.
Neben Opalminen findet man in Coober Pedy auch unterirdische Kirchen, Läden, Hotels und sogar einen Pub. Die Stadt zählt heute rund 1700 Einwohnerinnen und Einwohner, darunter insbesondere „Individualisten“. Viele davon genießen das ruhige unterirdische Leben und schätzen besonders, dass bauliche Erweiterungen der eigenen Wände stets möglich sind. Für die Höhlenwohnungen gibt es nämlich keine Bauabnahmen und kaum Vorschriften. Nur eine Sicherheitsregel gilt es zu beachten: Ein Raum sollte nicht breiter als fünf Meter sein, sonst könnte die Höhle einstürzen.
Fenster vermissen die Bewohnerinnen und Bewohner laut eigenen Angaben auch nicht. Draußen gäbe es sowieso nur Gruben und Dreck zu sehen und gleichzeitig spare man sich das lästige Fensterputzen. Vollkommen abgeschottet von der Außenwelt sind die Opaljägerinnen und ‑jäger aber keineswegs.
Coober Pedy ist längst nicht nur ein Wohnort, sondern auch ein beliebtes Reiseziel. Jedes Jahr nehmen rund 150.000 Reisende den beschwerlichen Weg ins Outback auf sich, um die unterirdischen Häuser zu bestaunen und einen Urlaub der etwas anderen Art zu verbringen.
Langweilig wird es in Coober Pedy aber nicht, dafür haben die Bewohnerinnen und Bewohner mit einem vielfältigen Angebot gesorgt.

Im Museum von Coober Pedy können Reisende alte Minen und die Geschichte des Ortes entdecken.
Quelle: IMAGO/Depositphotos
Eine ehemalige Opal-Mine dient heute als Museum und bietet Einblicke in die Welt der wertvollen Steine. Auf den umliegenden Halden dürfen Gäste sogar selbst nach Edelsteinen suchen und mit etwas Glück lässt sich ein wertvoller Fund machen.
Ein weiteres Highlight ist „Josephine’s Gallery & Kangaroo Orphanage“, eine Mischung aus Kunstgalerie und Auffangstation für Kängurus. Hier können Reisende nicht nur Aborigine-Kunst erwerben, sondern auch verwaiste und gerettete Kängurubabys kennenlernen.
Der Name „Coober Pedy“ stammt übrigens aus der Sprache der indigenen Völker Australiens und bedeutet übersetzt: „Weißer Mann im Loch“ – eine treffende Bezeichnung für eine Stadt, in der das Leben unter der Erde nicht nur Notlösung, sondern Lebensphilosophie geworden ist. Wer die Hitze des australischen Outbacks umgehen will, findet hier nicht nur Abkühlung, sondern auch faszinierende Geschichten, Lebensstile und vielleicht sogar einen Opal.
Mehr Inspiration gesucht? Tipps für alle Top-Reiseziele findest du beim reisereporter, die besten Reiseangebote auf unserer Deal-Seite.
Reisereporter
reisereporter