Fussball-Klub-WM: Saudiarabien rettet Trump die Show


Donald Trump ist in der Disziplin, mit faktenfreien Behauptungen zu verblüffen, schwer zu schlagen, aber Gianni Infantino gelang im März ein beachtlicher Teilerfolg. Bei einem Besuch im Weissen Haus behauptete der Fifa-Präsident, die Klub-WM im Sommer 2025 sowie die WM der Nationalteams im folgenden Jahr könnten 40 Milliarden Dollar generieren und 200 000 Jobs schaffen. Geht es nach ihm, werden die beiden Turniere in den USA einen ungeahnten Wirtschaftsboom auslösen.
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Wie Infantino zu seiner Einschätzung kam, blieb unklar, derzeit sagen Ökonomen den USA eher eine Rezession voraus. Die Klub-WM, an der sich vom 14. Juni bis zum 13. Juli erstmals 32 Teams messen, findet vor den Augen einer amerikanischen Bevölkerung statt, die mehrheitlich andere Sorgen hat. Rekordhoch sind am Turnier bis jetzt vor allem die Ausgaben. Um Vereinsfunktionäre zu besänftigen, die wegen des dichten Terminkalenders vor Verletzungen warnten, versprach der Weltfussballverband ihnen nie da gewesene Preisgelder. Insgesamt erhalten die teilnehmenden Mannschaften 1 Milliarde Dollar, davon 525 Millionen allein dafür, dass sie überhaupt anreisen.
Derartige Unsummen müssen refinanziert werden, und hier ist der Gastgeber Trump keine grosse Hilfe, zumal er wenig von Fussball versteht. «Können die USA gewinnen?», fragte er Infantino bei dessen Besuch im März. Mit Blick auf die WM 2026 verkündete der amerikanische Präsident darüber hinaus, es sei das erste Mal, dass das Turnier in diesem Teil der Welt stattfinde. Spätestens in diesem Moment hatte er bezüglich des freizügigen Umgangs mit Fakten Infantino wieder eingeholt. Der wichtigste Anlass des Fussballs wurde bereits 1994 in den USA ausgetragen, 1970 und 1986 darüber hinaus in Mexiko.
Allen sporthistorischen Wissenslücken zum Trotz freut sich Trump auf die Turniere. Mehrere Wochen nach Infantinos Visite fiel bei Staatsbesuchen im Oval Office immer noch die Klub-WM-Trophäe auf, sie war dort einfach auf einer Kommode stehen geblieben. Vielleicht nicht zuletzt, weil sie golden glänzt und von gigantischer Grösse ist.
Jemand muss allerdings die horrende Rechnung bezahlen. Und diese Woche zeigte sich, um wen es sich handelt. Am Mittwoch, nur zehn Tage vor dem Eröffnungsspiel der Klub-WM, präsentierte die Fifa Qatar Airways als Turnierpartner. Einen Tag später kam mit dem saudischen Staatsfonds ein weiterer Geldgeber hinzu. In der Pressemitteilung des Regierungs-Vehikels wimmelte es von Versprechungen, das Turnier wird demnach den Vereinsfussball neu definieren und Innovationen fördern. Auch die Saudi beherrschen die Kunst, sich von den Fakten zu befreien.
Aber das Königreich bewahrt das Turnier eben auch vor einer finanziellen Schieflage, ganz im Gegensatz zu Trump, der Fans mit Einreisebeschränkungen verschreckt, den Erfolg also eher torpediert. Der Staatsfonds des Landes investierte bereits eine Milliarde Dollar in Anteile am Fernsehsender DAZN, nachdem sich dieser für ebenjenen Betrag die Medienrechte an der Klub-WM gesichert hatte.
Saudiarabien rettet Trump die Show. Der Fussball wird zum Spiegelbild der Geopolitik.
Ein Artikel aus der «NZZ am Sonntag»
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