Heimspiele im Volkspark, Abschied der Kapitänin: So plant der HSV für die Bundesliga

Die Frauen des HSV sind zurück in der Bundesliga und bringen viel mit: Vollprofitum, das Volksparkstadion und die Hoffnung auf einen Zuschauerrekord. Die langjährige Kapitänin fällt der Professionalisierung zum Opfer.
Bierdusche beim Aufstieg: Sarah Stöckmann (Mi.) nimmt Abschied vom HSV. IMAGO/Lobeca
Nach Saisonsieg Nummer 14 brachen alle Dämme: Durch das 3:0 gegen den SC Freiburg II kehrt der Hamburger SV nach 13 Jahren in die Bundesliga zurück - als dritter Aufsteiger neben dem 1. FC Nürnberg und Union Berlin. Einen Tag nach dem Aufstieg der Männer machten die Frauen damit einen historischen Doppel-Aufstieg perfekt.
"Es war eine unfassbar intensive, sehr aufregende, emotionale Saison mit Höhen und Tiefen aller Art", sagte Hamburgs Frauenfußball-Koordinatorin Saskia Breuer zum kicker. Dabei hat der HSV nur an sieben Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz gestanden, war nie Erster oder Zweiter. Dafür stellt man die beste Abwehr der Liga (15 Gegentore in 25 Spielen) und hat auswärts kein Spiel verloren.
Hinter dem HSV liegt aber auch eine lange Durststrecke: 2012 wurde das Frauenteam vom damaligen Vorstand wegen fehlender Rentabilität abgemeldet. Es folgte ein Absturz bis in die Verbandsliga. Erst in den letzten Jahren ging es mit dem Frauenfußball beim HSV wieder bergauf. Auch dank Marwin Bolz.
Aufstiegstrainer Bolz geht, Brancao kommtVier Jahren war der 27-Jährige beim HSV, zunächst als Co-Trainer von Lewe Timm, in den vergangenen beiden Jahren als Chefcoach. Unter Bolz gelang der Sprung von der 3. bis in die 1. Liga, im DFB-Pokal führte er sein Team zuletzt bis ins Halbfinale. Und dennoch geht der HSV nicht mit Bolz in die neue Saison. "Mit Marwin haben wir uns im beiderseitigen Einvernehmen geeinigt. Er hat hier großartige Arbeit geleistet und auch selbst eine sehr gute Entwicklung genommen. Und dennoch tut es dem Verein gut, frischen Wind reinzubringen, um neue Blickwinkel zu eröffnen", erklärt Breuer.

Es wäre ein Riesenerfolg in einer eigentlich enttäuschenden Saison: Warum es bei Borussia Dortmund aber selbst im Falle einer Champions-League-Qualifikation einen Umbruch geben muss, erklärt BVB-Reporter Matthias Dersch. Und: Ist Dynamo Dresden bereit für die 2. Liga?
Auch die langjährige Kapitänin Sarah Stöckmann (seit 2019 beim HSV) ist der Professionalisierung zum Opfer gefallen. "Auf diesem Weg müssen manchmal auch schwierige Entscheidungen getroffen werden, die nicht so schön sind", weiß Breuer, die seit Sommer 2024 beim HSV tätig ist und dort eng mit Ex-Nationaltrainer Horst Hrubesch zusammenarbeitet.
In der neuen Saison übernimmt die Brasilianerin Liese Brancao als Cheftrainerin. Die 43-Jährige führte den SKN St. Pölten zuvor drei Mal in Folge in die Gruppenphase der Champions League, holte sieben österreichische Meistertitel und sieben Pokalsiege. "Liese hat Pölten an der gleichen Schnittstelle übernommen, an der wir jetzt stehen. Was sie auszeichnet, ist die Entwicklung von jungen Spielerinnen", erläutert Breuer. Und genau das brauche der HSV derzeit.
Breuer hofft auf 5000 bis 6000 Zuschauer im VolksparkWeitere Entscheidungen in Sachen Kader sollen folgen, mit Nina Räcke von RB Leipzig steht ein erster externer Zugang fest. Generell will man in Hamburg aber weiter auf die eigenen Talente setzen. "Wir haben die letzten Jahre bewiesen, dass wir hier gut ausbilden. Uns ist aber auch bewusst, dass wir uns punktuell verbessern müssen", merkt Breuer an. Dass dank der Hilfe von Sponsoren künftig keine Spielerin beim HSV mehr einer geregelten Arbeit nachgehen muss, dürfte ein zusätzlicher Anreiz für Neuzugänge sein. "Das haben wir ligaunabhängig entschieden. Damit sind sie alle Profis und dürfen sich unter der Woche komplett dem Verein widmen. Wir können dann auch endlich tagsüber trainieren."
In der neuen Saison werden die Hamburgerinnen zudem ihre Heimspiele im Volksparkstadion austragen - auch da die Arena die Vorgaben für TV-Übertragungen erfüllt. 57.000 Zuschauer wie im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Werder Bremen (1:3 n. V.) werden es zwar eher selten werden, dennoch hofft Breuer auf einen Bundesliga-Spitzenwert von 5000 bis 6000 Besuchern: "Wir nehmen die Begeisterung auf jeden Fall so wahr. Die beiden Pokalspiele im Volksparkstadion haben uns geholfen, noch sichtbarer zu werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir einen guten Zuschauerschnitt erreichen können."
Und wie will man den großen Sprung in die 1. Liga meistern? "Wir nehmen den positiven Schwung mit. Es läuft noch nicht alles perfekt, aber wir machen unsere Entwicklungsschritte. Jetzt geht es nach oben - und wir wollen auf keinen Fall zurückschauen", kündigt Breuer an, für die der Klassenerhalt an erster Stelle steht. Aber: "Das Ziel ist immer, den besten Erfolg rauszuholen. Wo das endet, werden wir sehen."
kicker