News: Florian Wirtz, Ibiza, Eredivisie

Ich habe einen neuen Wassersprudler. Und ich liebe das Teil. Manchmal drücke ich so viel Kohlendioxid aus der Kartusche, dass die Nachbarn denken müssen, ich würde mit einem MG3 um mich ballern. Ratatatata. Ein ganz ähnlicher Verdacht entsteht beim Blick auf die Liga. Denn unerwarteterweise hat sie sich gerade in ihren besten, prickelndsten Zustand zurückversetzt. In Köln haut sich der Topstürmer vor dem wichtigsten Spiel des Jahres drei Meter Kölsch in die Glatze. Die Bayern feiern auf Ibiza, während der Rest der Liga schäumt: Gerade jetzt, vor dem letzten Spiel gegen Hoffenheim, könnte man die Münchner ausnahmsweise mal in Bestform benötigen. In Gelsenkirchen wird derweil nervös auf die Uhr geblickt, wann endlich Saisonschluss ist. Würde die Spielzeit nämlich noch zwei Wochen länger gehen, müssten sie dort wirklich demnächst Reiserouten ins Erzgebirge und nach Verl raussuchen. Oder – Gott bewahre – nach Cottbus. Wo Pele Wollitz jeden Morgen mit verdickter Halsschlagader aufwacht, wenn ihm wieder der Name Maximilian Krauß ins Gedächtnis schießt. Der es doch tatsächlich wagt, den Verein in Richtung des Konkurrenten nach Rostock zu verlassen. Nur minder spannend ist, was sich auf dem Flughafen Maastricht-Aachen abspielt, wo Paparazzi jüngst die geldgierigen Piranha-Berater von Florian Wirtz ablichteten. Sie waren gerade mit einem Privatjet aus Blackpool gekommen. Uiuiui. Wo man auch hinsieht: Es prickelt, blubbert und zischt. Ein Jammer, dass die Saison jetzt, da sie erst so richtig in Fahrt kommt, schon wieder zu Ende geht.

Barcelona kann im Derby gegen Espanyol Meister werden. Tippe auf ein taktisch geprägtes 8:4. Vorher spielt noch Osasuna gegen Atletico. Tippe auf ein mitreißendes 0:1. Und in der norwegischen Toppserien, der 1. Frauenliga, kommt es zum Super-Donnerstag: Die vier Besten des Tableaus treffen aufeinander: Brann Bregen (1.) spielt gegen Satabek IF (4.) und parallel Valerenge IF (3.) gegen Rosenborg BK (2.). Tippe auf 18 Uhr Anstoß.


Es kommt zur wilden Rudelbildung nach dem Abpfiff, Wout Weghorst verschwindet flennend in den Katakomben. Ajax vergeigt in allerletzter Sekunde die Meisterschaft. Also wahrscheinlich. Acht Minuten war das gestrige Spiel schon über der Zeit, da kassierte der Rekordmeister in Groningen noch den 2:2-Ausgleich. Weil Eindhoven parallel mit 4:1 gewinnen konnte, rückt die PSV nun wieder an Ajax vorbei und steht mit einem Punkt mehr an der Tabellenspitze – erstmals seit Februar. Vor vier Wochen war Amsterdam noch mit neun Punkten auf den Verfolger enteilt. Am Wochenende hat Eindhoven nun den Matchball. Ein Sieg bei Sparta Rotterdam genügt. Ajax spielt parallel zu Hause gegen Twente. So geht Meisterrennen auf niederländisch.

Unser heutiges Foto aus dem Archiv entstand vor exakt 60 Jahren, am 15. Mai 1965, und zeigt die Elf von Werder Bremen, die soeben zum ersten Mal Deutscher Meister geworden ist. Es steht allerdings zu vermuten, dass es keines der Bilder ist, die ihr von diesem überraschenden Erfolg kennt. Denn die zeigen meistens ausgelassen jubelnde Bremer an einem nasskalten norddeutschen Nachmittag. Der Witz ist, dass diese klassischen Meisterfotos eine Woche zuvor gemacht wurden, am 8. Mai, als Werder noch gar nicht Meister war! Nach dem 3:0-Heimsieg der Grün-Weißen gegen Borussia Dortmund und einem gleichzeitigen Punktverlust des 1. FC Köln gegen Nürnberg hatte der SVW einen Spieltag vor Schluss nämlich nur zwei Zähler Vorsprung und war damit auch unter der damaligen Zwei-Punkte-Regel rechnerisch noch nicht durch. Ein Blick auf das Torverhältnis lässt moderne Fans sogar noch ratloser zurück, denn Werder (51:27) besaß eine nur unwesentlich bessere Tordifferenz als Köln (64:43). Warum also feierte der Klub den Titel schon am 8. Mai? Nun, zu jener Zeit gab der Torquotient den Ausschlag, also erzielte Treffer geteilt durch kassierte. Und da lagen die Bremer so weit vorne, dass sie am letzten Spieltag schon 0:5 in Nürnberg verlieren mussten, damit Köln sie mit einem 5:0 in Dortmund noch überholen konnte. Trotzdem: Inzwischen feiern Vereine eine Meisterschaft erst dann, wenn sie auch wirklich unumstößlich feststeht. Und das war bei Werder erst heute vor 60 Jahren der Fall.

Von welchen vier Vereinen sehen wir hier die Maskottchen? Schickt eure Lösung an [email protected] und freut euch mit ein bisschen Glück über nette Gewinne. Gestern lautete dir richtige Lösung Gerard Deulofeu.

Zum Abschluss wollen wir von euch wissen: Findet ihr es okay, dass die Bayern-Spieler auf Ibiza ihren Meistertitel vor Saisonende feiern? Stimmt über den Link ab. Und dann erfahren wir morgen, ob wir es bei unserer Leserschaft mit einem Haufen von Moralaposteln oder wild gewordenen Feierbiestern zu tun haben. Wir sind gespannt.
Genießt den kleinen Freitag!
11freunde