Probetraining | Versuch macht klug: Wie geht Triathlon?
Aua! Das war ein Tritt! Schon der dritte, den ich heute abbekommen habe, diesmal traf der Fuß meinen Oberarm. Ich pruste beim Ausatmen laut ins Chlorwasser, dann kraule ich wütend an dem weit ausholenden Brustschwimmer vorbei: Oh Mann, wer hätte ahnen können, dass das Stadtbad Tiergarten an einem Dienstagabend so überfüllt ist?
Auf der 50-Meter-Bahn tummeln sich mehr als ein Dutzend Schwimmer, es ist ein ständiges Überholen und Überholtwerden, schlecht für mich, denn ich will heute herausfinden, ob ich wenigstens im Schwimmen triathlonreif bin: In welcher Zeit schaffe ich die 1500 Meter? Rette ich im Wasser etwas Vorsprung, ehe ich mich 43 Kilometer auf dem Rad abstrample und beim Laufen über qualvolle 10 Kilometer von der Konkurrenz einkassiert werde?
Derlei böse Vorahnungen vom Laufen plagen mich seit Neuestem. Ganz anders als vor ein paar Wochen, als ich mit meinem Freund Steffen beim Bier saß, nach einer gemeinsamen Schwimmrunde. Wir fühlten uns stark. Nach dem zweiten Augustiner waren wir in Höchstlaune und uns sehr sicher, dass wir ausprobieren wollen, was wir mit Felix, dem Dritten im Bunde, schon ein paar mal ausgesponnen hatten: Wir machen’s, wir starten beim Triathlon! Die Königsdisziplin des Ausdauersports, sie wartet auf uns! Nichts leichter als das! Drei Ironmännchen in der Pubertät.
In null Komma nix hatten wir unsere Whatsapp-Gruppe in »Team Triathlon« umbenannt, erste Recherchen im Web angestellt (Trainingspläne, wir brauchen Trainingspläne!) und uns natürlich für die olympische Distanz entschieden. Wennschon, dennschon! Steffen fand eine Internetseite, auf der alle Wettkämpfe aufgelistet sind. Wir suchten uns Fehmarn heraus: Bis zum 14. September ist noch genügend Zeit, und irgendwie erschien uns Fehmarn verlockend. Spätsommer, Ostseestrand, Sonnenschein. Erst etwas später kamen zumindest mir die ersten Bedenken: Triathlon an der Ostsee? Salzwasser, Wellen, Wind! Was, wenn’s regnet? Was, wenn’s donnert? Und überhaupt, ich bin 53, Steffen ist zehn Jahre jünger, Felix sogar erst 39! Der Kerl ist den Marathon schon unter drei Stunden gelaufen, und Steffen ist ein zäher, drahtiger Mecklenburger. Ich hab keinen Neoprenanzug und keine Ahnung, stattdessen drei Kilo zu viel auf den Hüften. Was tue ich hier?
Andererseits weiß ich sicher: Diese Triathlonmission ist der beste Weg aus der Komfortzone. Das finden auch andere: Mittlerweile ist unsere Whatsapp-Gruppe auf neun Mann angewachsen, alle sind für den Fehmarn-Triathlon angemeldet, wir teilen Anfänger-Tipps und Resultate. Es hagelt Herzchen und Daumen-hoch-Emojis! Und ich bin auf die Idee gekommen, Ihnen hier im »nd« alle zwei Wochen von meinen Fortschritten zu berichten, von Ausrüstungs-Gadgets und Ernährungsplänen, von Sportpsychologie und Trainingssteuerung – und ob all das bei Allerweltssportlern wie mir nun eine Rolle spielt oder nicht.
Im Stadtbad stand am Dienstag nach 1500 Metern übrigens 31:43 Minuten auf der Uhr. So schnell war aus unserer Truppe noch keiner. Na also! Dranbleiben!
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