Dax robust: Die Börse hat eine Sorge weniger

Es gibt sie noch, die gute Nachricht. Was aus den Handelsgesprächen zwischen den USA und China letztlich werden mag, weiß kein Mensch. Aber eins hat der unerwartet konstruktive Start vor einer Woche in Genf jetzt schon bewirkt: Die Gefahr einer US-Rezession in diesem Jahr ist erheblich gesunken. Der größte Teil der gegenseitigen Zölle wurde für 90 Tage ausgesetzt, in China machen sich wieder die Containerfrachter auf den Weg, um US-Regale zu füllen.
Am Großrisiko Trump ändert das allerdings wenig, speziell die Budgetpläne und der Streit des Präsidenten mit der US-Notenbank werden in den nächsten Monaten noch einige Haare grau färben. Und auch das Zollthema ist natürlich noch längst nicht vom Tisch.
Doch immerhin ist mit der Annäherung zwischen den USA und China ein Großkonflikt vorläufig entschärft. Das macht Unternehmen optimistischer und Anleger erst recht. Der Rückgang des V-Dax unter 20 Punkte zeigt, dass nach den wilden Marktschwankungen wieder eine stabilere Entwicklung erwartet wird.
So sind auch in den USA die Kurse wieder ins Laufen gekommen, der S&P 500 hat mit gut 5900 Punkten den Zollschock von Anfang April mehr als ausgeglichen. Der Rückstand gegenüber den Europäern ist in diesem Jahr allerdings immer noch erheblich.
Der S&P steht auf dem Niveau vom Jahresbeginn, der Eurostoxx 50 hat seitdem etwa 10 Prozent gewonnen, der Dax fast 20 Prozent – trotz Mini-Crash nach Trumps „Liberation Day“. Für einen Rekord (letzter Stand: 23.911 Punkte) reichte es am Freitag zwar nicht, aber mit über 23.700 Punkten zum Xetra-Schluss ist noch nichts verloren.
Das Aufatmen in Winterbach hat man wahrscheinlich bis Frankfurt gehört. In dem Stuttgarter Vorort hatte sich das Familienunternehmen Pfisterer zum Börsengang entschlossen – in Deutschland mittlerweile eine seltene Übung, zumal in so bewegten Zeiten.
Doch auf dem Papier passt alles. Das Geschäft mit Komponenten für Stromnetze verspricht robustes Geschäft und Wachstum, bei zuletzt 380 Millionen Euro Umsatz ist dafür auch noch einige Luft nach oben. Helfen sollen dabei rund 100 Millionen Euro aus dem Emissionserlös. Die 27 Euro Ausgabepreis – es war die Mitte der geplanten Spanne – entsprechen einem Unternehmenswert von 489 Millionen Euro.
Zumindest das Debüt am Mittwoch ist gelungen. Am ersten Handelstag stieg der Kurs zeitweise über 31 Euro. Dann bröckelte es etwas, aber auch den Rest der Woche verbrachte die Aktie noch bei rund 30 Euro.
Stefan Winter ist Wirtschaftsredakteur des RND. Er schreibt an dieser Stelle wöchentlich über Börse, Finanzmarkt, Aufstieg und Fall der Kurse – und über die Unternehmen dahinter.
rnd