Digitaler Fahrzeugschein erklärt: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) macht den ersten Schritt bei der Digitalisierung der Fahrzeugpapiere: Ab der zweiten Jahreshälfte soll jeder Autobesitzer die Möglichkeit haben, den Fahrzeugschein, offiziell Zulassungsbescheinigung Teil 1, digital auf dem Smartphone zu speichern. Derzeit läuft eine Pilotphase mit 2500 Testern. Der digitale Führerschein lässt dagegen weiter auf sich warten.
Nutzer brauchen die iKfz-App, die vom KBA und der Bundesdruckerei entwickelt wurde. Derzeit läuft die Pilotphase, das heißt, die App taucht bisher nicht im Google Play Store oder im App-Store auf. In der zweiten Jahreshälfte soll es soweit sein. Zur Beantragung des digitalen Fahrzeugscheins brauchen Halter außerdem einen elektronischen Personalausweis (eID) mit Online-Funktion und die dazugehörige PIN. Alternativ können sie einen QR-Code verwenden, der bei der Autozulassung vergeben wird.
Nicht wirklich. Der digitale Fahrzeugschein ist in Deutschland zwar eine rechtlich anerkannte Alternative zur Papierform. Er ist in Verkehrskontrollen gültig und kann in Werkstätten vorgelegt werden. Es gibt aber drei große Ausnahmen:
- Im Ausland ist die digitale Version derzeit nicht gültig. Auf Reisen müssen Autofahrer also bis auf Weiteres den Papier-Fahrzeugschein mitnehmen.
- Zur Hauptuntersuchung (HU) brauchen die Prüfstellen weiterhin den Fahrzeugschein auf Papier. Der TÜV Nord teilt dem RND mit: „Gemäß den Vorgaben der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung gehören Plakette und Stempel (Klebesiegel) unmittelbar zusammen. Ohne Vorlage des originalen Fahrzeugscheins ist eine abschließende HU mit Plakettenzuteilung daher derzeit nicht möglich.“ Bis zur vollständigen Anerkennung seien noch gesetzliche Anpassungen nötig.
- Soll ein Fahrzeug bei der Zulassungsbehörde umgemeldet werden, müssen Halter laut KBA ebenfalls noch den Fahrzeugschein auf Papier mitbringen, weil nur dort der nötige Sicherheitscode zu finden ist.
Es ist möglich, den digitalen Fahrzeugschein mit beliebig vielen anderen zu teilen. So können zum Beispiel mehrere Familienmitglieder ein Auto nutzen, ohne ständig den Fahrzeugschein hin und her zu tauschen. Außerdem kann ein Nutzer mehrere digitale Fahrzeugscheine in der App speichern. Das ist komfortabel.
Der ADAC weist zudem darauf hin, dass das Risiko von Verlust oder Diebstahl bei der digitalen Version geringer ist. Verliert ein Autobesitzer das grün-gelbe A-7-Faltblatt, muss er den Schein derzeit bei der Zulassungsbehörde neu beantragen. Das kostet je nach Region zwischen 10 und 50 Euro.
Die i-Kfz-App erfüllt hohe Datenschutzstandards. Allerdings gibt es wie bei jeder digitalen Anwendung Risiken. Zum einen haben Subunternehmer der Bundesdruckerei Zugriff auf bestimmte Daten, die Unternehmen sitzen zum Teil nicht in Deutschland und unterliegen anderen Datenschutzrichtlinien. Zum anderen werden die Daten beim Download der App an die US-Unternehmen Apple und Google übermittelt, wo das Datenschutzniveau ein anderes ist. Zuletzt besteht zudem ein Sicherheitsrisiko durch die Nutzer selbst: Das KBA schließt eine Verantwortung für die Weitergabe des digitalen Dokuments an Dritte ausdrücklich aus. Wer seinen Fahrzeugschein also mit anderen teilt, trägt auch die Konsequenzen.
Ja, das könnte aber noch viele Jahre dauern. Laut einem Gesetzentwurf der EU (4. Europäische Führerscheinrichtlinie) sollen die Mitgliedsstaaten ihren Bürgern künftig einen einheitlichen digitalen Führerschein zur Verfügung stellen müssen. Wenn das Gesetz verabschiedet wird, hat die EU-Kommission ein Jahr und die Mitgliedsstaaten weitere 4,5 Jahre Zeit für die Umsetzung.
rnd