Fahrsicherheit: Wenn die Playlist vom Versicherer kommt

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Fahrsicherheit: Wenn die Playlist vom Versicherer kommt

Fahrsicherheit: Wenn die Playlist vom Versicherer kommt

Wer schon einmal vom eigenen Kind auf der Rückbank neugierig gefragt wurde, wo denn die blöde Kuh steht, über die man die ganze Zeit schimpft, der merkt: Autofahren kann schnell aggressiv machen, und das in einem Ausmaß, das man von sich selbst im Büro oder zu Hause nicht kennt.

Für Entspannung kann dagegen die Musik sorgen, die während der Fahrt im Auto läuft. Wer entspannter fährt, fährt sicherer und läuft weniger Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden. Aber wann ist Musik entspannend?

Ein Projekt der Versicherung Allianz in Österreich ist in dieser Hinsicht quasi ein Akt der Prävention: eine personalisierte „Slow-Drive-Playlist“, deren Tracks mit weniger beats per minute auskommen, kurz BPM, also Schlägen pro Minute. Weniger aggressive Beats bedeuten ein weniger aggressives Fahrverhalten, so die Idee der Versicherung.

„Wer mit 140 BPM durch den Morgenverkehr rast, fährt nicht nur schneller, sondern oft auch riskanter“, schreibt die Allianz in einer Mitteilung zum Start des Projektes. Nun gibt es auf den beliebten Streaming-Plattformen allerdings viele Playlists von Nutzerinnen und Nutzern, die nur Songs mit 140 BPM enthalten, weil das ein beliebtes Tempo für Läufe oder Workouts ist.

Beim Autofahren aber sei diese Geschwindigkeit nicht nur auf dem Tacho, sondern auch bei der Musik gefährlich, warnt der Versicherer: „Songs mit über 120 Schlägen pro Minute erhöhen nachweislich die Wahrscheinlichkeit für riskanteres Fahrverhalten – etwa Spurwechsel oder starkes Beschleunigen“. Langsame Musik von 60 bis 80 BPM hingegen könne „die Konzentration steigern und zu ruhigerem Fahren beitragen“, so die Allianz, die auch direkt die Studien verlinkt, die dies belegen sollen.

Um die richtige Musik zu hören, muss man nicht Allianz-Kunde sein, aber mindestens einen kostenfreien Account des Streaminganbieters Spotify besitzen. Mit dem kostenpflichtigen Angebot des Musiklieferanten klappt es auch. Einmal einen von der Allianz generierten Link eingeben oder den entsprechenden QR-Code scannen – schon analysiert das Programm die eigene Musik in den Playlists.

Die Paylist wählt Prokofjew, leisen Pop und einige Jazz-Größen

Ein Freund macht den Selbstversuch. „Der durchschnittliche BPM Deiner Musik ist etwas höher als der, den wir für sicheres Fahren empfehlen“, heißt es von der Allianz-App nach zehn Sekunden Analyse im Musikprogramm Spotify. 114 BPM habe die Musik im Schnitt, hat sie herausgefunden. „80 BPM ist sicherer.“ Und sofort hat die App eine Liste von 20 Stücken zusammengestellt, die einerseits auf den gefundenen Vorlieben beruht, andererseits aber nur langsamere Musik enthält: die individuelle „Slow-Drive-Playlist“. Sie beginnt in diesem Fall mit Prokofjews „Peter und der Wolf“, der App-Tester hört öfter Klassik. Dann folgen leiser Pop, einige Jazz-Größen, noch einmal Klassik. Alles durchaus hörbar.

„Die Songs entsprechen dem individuellen Musikgeschmack und liegen gleichzeitig in einem rhythmischen Wohlfühlbereich für entspannte Pulsfrequenz und bessere Reaktionen im Straßenverkehr“, verspricht die Allianz. Das Angebot richtet sich insbesondere an die Generation Z, das sind die zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Sie streamen laut einer Umfrage des Versicherers am häufigsten beim Autofahren Musik. Gleichzeitig sei der Hälfte von ihnen bewusst, dass die Musik beeinflusst, wie sie fahren.

Die wissenschaftlichen Studien, auf die der Versicherer verweist, sollen den Zusammenhang zwischen Musik und Fahrstil belegen. Das Überschreiten der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit wie auch die häufigen Spurwechsel geschehen mit Rockmusik deutlich öfter als mit langsamer Musik oder ganz ohne. Entwickelt wurde die App von den Allianz-Gesellschaften in Irland, Australien, Großbritannien und Österreich. Aber auch Autofahrerinnen und -fahrer in Deutschland können das Angebot nutzen.

Die Nutzer müssen übrigens keine Angst haben, dass die im Auto gespielte Musik so langsam ist, dass die Entspannung zu groß wird und stattdessen die Gefahr des Sekundenschlafs am Steuer auftritt, sagt ein Sprecher des Unternehmens. „Es ist ja keine Meditationsmusik.“

süeddeutsche

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