Trump will Nasa-Budget radikal kürzen – Folgen für Europa befürchtet

Schon lange gab es Gerüchte, dass auch die Nasa nicht von Donald Trumps Sparkurs verschont bleiben würde. Der neue Haushaltsentwurf für 2026, den die Trump-Administration nun vorgelegt hat, zeigt es schwarz auf weiß: Der US-Präsident zückt tatsächlich bei der Weltraumbehörde den Rotstift. Um rund 24 Prozent soll das Budget der Behörde gekürzt werden. Es wäre die größte einjährige Kürzung der Nasa-Mittel in der amerikanischen Geschichte.
Für das kommende Jahr stehen der Raumfahrtagentur 18,8 Milliarden Dollar zur Verfügung. Das sind etwa sechs Milliarden weniger als in diesem Jahr. In fast allen Bereichen werden die Mittel reduziert – von der Raumfahrttechnik bis zur Weltraumforschung. Wichtige Nasa-Programme sollen gestrichen werden:
- die Mars Sample Return Mission, die Proben vom Roten Planeten zur Erde bringen sollte. Eine aus Sicht der Trump-Administration „unfinanzierbare Mission“.
- die SLS-Rakete der Artemis-Missionen, die die Menschheit wieder zum Mond bringen soll. „Allein das SLS kostet 4 Milliarden Dollar pro Start und liegt damit 140 Prozent über dem Budget“, heißt es im Haushaltsentwurf. Nach drei Flügen soll die „extrem teure und verspätete“ Rakete (technische Probleme hatten die Entwicklung um mehrere Jahre verzögert) ausgemustert werden. Ersetzt werden soll sie durch „kostengünstigere kommerzielle Systeme, die ehrgeizigere nachfolgende Mondmissionen ermöglichen“. Hiermit dürfte vor allem die „Starship“-Rakete von Trumps Vertrauten Elon Musk gemeint sein. Der US-Präsident ist ein großer Bewunderer von Musk und seiner privaten Raumfahrtfirma SpaceX.

Die Arbeitseinsätze der SLS-Rakete scheinen gezählt: Trump ist sie zu teuer, deshalb soll sie ausgemustert werden.
Quelle: IMAGO/UPI Photo
- das Lunar-Gateway – die Raumstation im Mondorbit, die bei der Rückkehr zum Mond und Weiterflug zum Mars helfen sollte.
Auch die Internationale Raumstation (ISS) ist von Trumps Nasa-Kahlschlag betroffen. „Besatzungs- und Frachtflüge zur Station würden erheblich reduziert“, kündigte die Administration an. Statt 3 Milliarden US-Dollar will Trump für die Raumstation im kommenden Jahr nur 2,5 Milliarden Dollar ausgeben.
Das frei werdende Geld soll für ein Herzensprojekt des US-Präsidenten eingesetzt werden: die Rückkehr zum Mond und zum Mars. Die Human Space Exploration ist das einzige Nasa-Programm, das 2026 eine Finanzspritze bekommt. 647 Millionen Dollar mehr sind dafür vorgesehen, die Menschheit – oder besser gesagt die USA – auf den Mars und den Mond (zurück) zu bringen. Und das am besten „vor China“, wie es im Haushaltsentwurf heißt.
Kritik an Trumps Sparkurs kommt von der gemeinnützigen Non-Profit-Organisation The Planetary Society. „Diese vorgeschlagene Kürzung wäre ein historischer Rückschritt für die amerikanische Führungsrolle in den Bereichen Weltraumwissenschaft, Exploration und Innovation“, warnt sie. „Die Kürzung des Nasa-Budgets um so viel, so schnell, ohne den Beitrag eines bestätigten Nasa-Administrators (von Trump nominiert für diesen Posten wurde der Milliardär Jared Isaacman, Anm. d. Red.) oder als Reaktion auf ein überlegtes politisches Ziel, wird die Behörde nicht effizienter machen – sie wird Chaos verursachen, die Investitionen der Steuerzahler verschwenden und die amerikanische Führungsrolle im Weltraum untergraben."
Die Organisation hat den US-Kongress aufgefordert, Trumps Vorschlag zum Haushaltsentwurf abzulehnen und die Nasa-Finanzierung vollständig wiederherzustellen. Eine Entscheidung des Kongresses steht noch aus.
Die Nasa hält sich mit Kritik an Trumps Haushaltsplänen zurück. Sie gibt sich zuversichtlich: „Dieser Haushalt stellt sicher, dass die Nasa einen finanziell nachhaltigen Kurs verfolgt, um bahnbrechende Forschungen durchzuführen und die kühne Mission der Behörde zu erfüllen“, heißt es in einer Mitteilung der Weltraumbehörde. „Aufbauend auf dem Versprechen des Präsidenten, die Effizienz zu steigern, bahnt dieser Haushalt einen zielgerichteten, innovativen und steuerlich verantwortlichen Weg zu Amerikas nächster großer Ära der Erforschung des Weltraums durch den Menschen.“
Auf der anderen Seite des Atlantiks sorgt man sich dagegen um die Zusammenarbeit mit den USA. „Wir haben eine jahrzehntelange, werte- und vertrauensgestützte Kooperation mit den USA“, betont Hermann Ludwig Möller, Direktor des in Wien ansässigen Thinktanks „European Space Policy Institute“ (ESPI). „Die sollten wir auf jeden Fall versuchen, zu schützen.“ Die Basis der Zusammenarbeit zu verlieren, sei ein viel größerer Verlust als der materielle Schaden, der durch die Einsparungen bei den Raumfahrtprogrammen entstehe.
Längst ist klar, dass auch Europa die Sparmaßnahmen bei der Nasa zu spüren bekommen wird. Schließlich ist die Europäische Raumfahrtorganisation Esa an Raumfahrtprogrammen beteiligt, die Trump nun einstellen will. Dazu gehören etwa die „Mars Sample Return Mission“, das Lunar Gateway oder das Orion-Raumschiff der Artemis-Missionen. „Man muss davon ausgehen, dass es zu wesentlichen Veränderungen kommen wird, die uns unmittelbar betreffen werden und die auch schmerzhaft sein können“, sagt Möller.
Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher erklärte, dass man prüfe, wie sich die vorgeschlagenen Änderungen auf die Arbeit der Raumfahrtorganisation auswirken könnten. Es gebe bereits Folgetreffen mit der Nasa. „Die Esa ist bei den Programmen, die eingeschränkt oder beendet werden sollen, weiterhin offen für eine Zusammenarbeit mit der Nasa, nimmt jedoch gleichzeitig mit Blick auf die Tagung ihres Rates im Juni gemeinsam mit den Mitgliedstaaten eine Bewertung der Konsequenzen vor“, sagte er.

Hält weiterhin an einer Zusammenarbeit mit den USA fest: Esa-Generalsekretär Josef Aschbacher.
Quelle: Jens Kalaene/dpa
Aus Sicht von ESPI-Direktor Möller ist Trumps Haushaltsentwurf ein „Weckruf“ für Europa, sich unabhängiger von den USA zu machen. „Das ist der Moment, in dem wir eigene Fähigkeiten und Autonomie entwickeln müssen. Auch ohne Trump hätten wir das schon tun sollen“, mahnt er. In der bemannten Raumfahrt ist Europa etwa auf die Raumkapseln von SpaceX angewiesen, um zur ISS zu fliegen. Auch bei der Satellitenkommunikation hinke Europa hinterher, so Möller weiter. In Zukunft werde zudem die Sicherheit und Verteidigung Europas vom Weltraum aus eine größere Rolle spielen.
Um sich unabhängiger von den USA zu machen, sei es wichtig, mit anderen Raumfahrtnationen zu kooperieren. Die Esa hat jüngst angekündigt, stärker mit der indischen Weltraumforschungsorganisation in der bemannten Raumfahrt zusammenzuarbeiten. Die gemeinsame Absichtserklärung konzentriert sich dabei auf Aktivitäten in der niedrigen Erdumlaufbahn und mögliche künftige Mondmissionen. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate oder Südkorea könnten als Partner noch wichtiger werden, ist Möller überzeugt. „Wir sollten uns nicht wegdrehen vom Westen“, sagt er, „aber wir sollten uns eben auch mit anderen Partnern aufstellen und gemeinsame Lösungen erarbeiten.“
rnd