Bekämpfung der Vorurteile im Rugby 7

„Wir haben mit dem Stigma gebrochen, dass Siebener-Rugby ein Sport für Kumpel und Sommerspiele ist“, sagte Paco Hernández, der aktuelle Trainer der spanischen Nationalmannschaft, gegenüber „La Vanguardia“, nachdem er vor zwei Wochen bei der Weltmeisterschaft in Los Angeles die Silbermedaille gewonnen hatte.

7er-Rugby ist eine Sportart, die in Spanien keine lange Tradition hat, aber ein enormes strukturelles Wachstum erlebt hat, wodurch die Nationalmannschaft zu einer der besten der Welt aufgestiegen ist. Den Spielern von Paco Hernández gelang es bei der letzten Weltmeisterschaft, historische Nationalmannschaften wie Fidschi, Neuseeland und Argentinien zu schlagen.

„Wir haben mit dem Stigma gebrochen, dass 7er-Rugby ein Spiel ist, bei dem man nur kickt“, sagt der Trainer.

Einer der Schlüssel zur Leistung der Nationalmannschaft in den letzten zwei Jahren sind die laufenden Trainingslager in Málaga, die das Team in eine Nationalmannschaft verwandelt haben. Die Nationalspieler leben 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche zusammen und bereiten sich gewissenhaft auf jede Meisterschaft vor. „Wir haben unsere Arbeitsweise geändert und können die körperliche Verfassung der Spieler viel besser kontrollieren, indem wir alle ihre Fortschritte überwachen.“ „Wenn man den Spielern das Feedback gibt, dass sie Fortschritte machen, erhöhen sich ihre Entwicklungsmöglichkeiten“, reflektiert Hernández.

Der aktuelle Nationaltrainer entschied sich in der vergangenen Saison für die Einführung dieser permanenten Trainingslager als seine Vorgehensweise, da es in Spanien „keine Rugby-Siebener-Clubs“ gibt. Um den Kader des Teams zu vervollständigen, verpflichtet Paco Hernández Spieler aus dem Rugby oder über einen Draft , bei dem sich diejenigen, die möchten, „auf einem Formular registrieren und Videos von sich in Aktion hinzufügen“. Es gibt auch den „Verbandsweg, der über die U18 und dann die U20 führt, bevor der Sprung zu uns gelingt“, sagt Hernández.

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Das Wachstum der Nationalmannschaft ging Hand in Hand mit der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in diesem Sport. World Rugby hatte zuvor die höchste Spielklasse des 7er-Rugbys von 16 auf 12 Mannschaften reduziert und vor kurzem bekannt gegeben, dass die Goldklasse nur noch aus acht Mannschaften bestehen wird. Damit wird der Wettbewerb verschärft: Die besten 12 Länder nehmen an den Olympischen Spielen teil. Nach der kürzlich in Los Angeles gewonnenen Silbermedaille ist für Paco Hernández klar, dass das Ziel seiner Mannschaft darin besteht, „zu den Olympischen Spielen zurückzukehren“ (die spanische 7er-Rugbymannschaft hat seit Rio 2016, als sowohl die Männer- als auch die Frauenmannschaft anwesend waren, nicht mehr an solchen teilgenommen).

„Rugby-Fans denken oft, dass Sevens ein Sommersport ist, für den man nicht trainiert“, erklärt Hernández und fügt hinzu, dass die World Series, die letztes Jahr im Wanda Metropolitano ausgetragen wurde, dazu beigetragen habe, diese Wahrnehmung zu ändern und den Leuten gezeigt habe, dass es sich um „Rugby auf hohem Niveau“ handelt. „Seitdem bekommen wir viel mehr Aufmerksamkeit“, sagt der Trainer.

Ein weiterer Zeuge des Aufstiegs dieses Sports ist Pol Pla. Der 32-jährige Spieler ist eine echte Institution in der spanischen Siebener- Welt. Er ist der einzige aktuelle Spieler, der an den Olympischen Spielen teilgenommen hat, und der erste Spanier, der in der World Series 100 Versuche erzielte. Pla stammt aus der produktivsten Familie unseres Rugby (seine Schwestern Júlia und Bárbara, die beste Spielerin im spanischen Siebener -Rugby der Frauen, haben ebenfalls das Trikot der Nationalmannschaft getragen).

Der katalanische Spieler, der in dieser Saison zu den drei besten Spielern der Welt zählt, glaubt, dass „der Sieg über die All Blacks “ bei der letzten Weltmeisterschaft „dem spanischen Rugby zu mehr Anerkennung verholfen hat“, räumt jedoch ein, dass das Ziel bei der letzten Weltmeisterschaft darin bestand, „den Klassenerhalt zu schaffen, denn wenn sie absteigen, erhält der Verband weniger Einnahmen und es wäre schwierig, das laufende Projekt aufrechtzuerhalten.“ Erst vor wenigen Tagen gab Irland die Auflösung seiner Siebener-Rugby-Mannschaft bekannt, da ihr nach dem Abstieg die finanziellen Mittel fehlten.

Auch die sozialen Medien, insbesondere TikTok, haben zur erhöhten Sichtbarkeit des spanischen Siebener-Rugbys der Männer beigetragen, da es dort Videos gibt, in denen Spieler ohne Hemd beim Feiern zu sehen sind. „Wenn Sie viral gehen, bedeutet das, dass Sie mehr Aufmerksamkeit erhalten und dass Marken und Unternehmen möglicherweise stärker daran interessiert sind, mit Ihnen in Kontakt zu treten“, meint Pla. Der aktuelle Nationalspieler gesteht, dass die erfahreneren Spieler „Angst“ hatten, dass die Leute verwirrt würden und sich nicht mehr auf den sportlichen Aspekt konzentrierten.

Der Einfluss auf die sozialen Medien hat jedoch lediglich zu einem gesteigerten Interesse an einem Sport geführt, der gerade einen seiner größten Momente erlebt.

„Ich treffe auf Rivalen, aber nicht auf Feinde“, sagt Pol Pla, stolz auf die Werte, die ihm Rugby vermittelt hat. Der erfahrene Spieler hört auf, seine Gegner zu belästigen, sobald das Spiel vorbei ist, und macht Platz für die dritte Halbzeit, in der sie „ein paar Snacks und ein paar Bier“ teilen. Die Löwen , die es gewohnt sind, ihre Gegner hart anzugreifen, haben ihren härtesten Rivalen, das Vorurteil, bereits besiegt.