Brasilien: Der Oberste Gerichtshof bereitet sich darauf vor, die Berufung des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro abzulehnen.

Laut einer Justizquelle stimmte am Freitag, dem 7. November, die Mehrheit der Mitglieder des Obersten Gerichtshofs Brasiliens dafür, eine Berufung abzulehnen und das 27-jährige Gefängnisurteil gegen den ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro wegen versuchten Staatsstreichs zu bestätigen.
Die Entscheidung wird erst nach Ablauf der vom Gericht gesetzten Frist, dem 14. November um Mitternacht, rechtskräftig. Der ehemalige rechtsextreme Anführer (2019–2022), 70 Jahre alt, wurde im September für schuldig befunden, eine kriminelle Organisation angeführt zu haben, die sich verschworen hatte, um nach dem Sieg seines linken Rivalen Luiz Inácio Lula da Silva bei den Wahlen im Oktober 2022 seine autoritäre Macht zu sichern.
In einem 141-seitigen Dokument bekräftigte Richter Alexandre de Moraes die Rolle von Jair Bolsonaro als Anführer einer kriminellen Organisation, die sich zusammen mit mehreren Kollaborateuren verschworen habe, um die demokratische Rechtsstaatlichkeit zu untergraben.
Das Verteidigungsteam von Jair Bolsonaro hat Berufung eingelegt und darin „gravierende Ungerechtigkeiten“ sowie „Unklarheiten, Auslassungen und Widersprüche“ im Prozess angeprangert. Es fordert eine Reduzierung der Strafe für den ehemaligen Präsidenten. Die Berufung konzentriert sich mehr auf Verfahrensfragen als auf den Sachverhalt. Drei der vier Richter des Obersten Gerichtshofs, die mit der Prüfung der Berufung betraut sind, stimmten am Freitag in einer per Videokonferenz abgehaltenen Sitzung dagegen. Richter Alexandre de Moraes, der den Vorsitz im Verfahren führte, ergriff am Freitag als Erster das Wort und wies sämtliche Argumente der Verteidigung zurück.
In einem 141-seitigen Dokument bekräftigte Richter Alexandre de Moraes Jair Bolsonaros Rolle als Anführer einer kriminellen Organisation, die gemeinsam mit mehreren Mittätern die demokratische Rechtsstaatlichkeit untergrub. Er bekräftigte zudem Bolsonaros Rolle als Anstifter der Ereignisse vom 8. Januar 2023, als Hunderte seiner Anhänger Regierungsgebäude in Brasília stürmten.
Richter Alexandre de Moraes wies jegliche „Verletzung des Rechts auf Verteidigung“ zurück und erklärte, alle Beweismittel seien den Anwälten zur Verfügung gestellt worden. Er schloss zudem eine Strafmilderung aus. „Die Entscheidung rechtfertigt alle Schritte der Strafberechnung“, schrieb Richter Alexandre de Moraes.
Zwei weitere Richter stimmten kurz darauf in dieselbe Richtung. Bis zur Entscheidung steht der ehemalige brasilianische Präsident unter Hausarrest und darf sich weder öffentlich äußern noch in den sozialen Medien aktiv werden. Sollte das Urteil des Obersten Gerichtshofs für ihn ungünstig ausfallen, kann Jair Bolsonaro Berufung einlegen und sich dabei stärker auf die Sachlage konzentrieren. Diese Berufung könnte jedoch auch ohne Abstimmung abgewiesen werden. In diesem Fall droht dem ehemaligen Präsidenten eine Haftstrafe.
Die Option HausarrestAufgrund der gesundheitlichen Probleme von Jair Bolsonaro könnte das Gericht ihm gestatten, seine Haftstrafe im Hausarrest zu verbüßen, da er noch immer unter den Nachwirkungen einer Stichverletzung im Bauchraum leidet, die er 2018 erlitten hat. Der ehemalige Präsident Fernando Collor de Mello (1990–1992) wurde nach seiner Verurteilung zu acht Jahren Haft wegen Korruption aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls unter Hausarrest gestellt.
SudOuest




