Ersparnisse. Aus Sorge um ihre Zukunft schließen die Franzosen schnell Lebensversicherungen ab.

Französische Sparer, die aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage sparen, haben im ersten Halbjahr 97,8 Milliarden Euro in ihre Lebensversicherungen eingezahlt – ein beispielloser Betrag, wie aus am Donnerstag von France Assureurs veröffentlichten Daten hervorgeht.
Die Versicherer reiben sich die Hände: Die Franzosen, die aus Angst vor dem Morgen zum Sparen getrieben werden, haben ihre Lebensversicherungskonten noch nie so stark gefüllt wie seit Jahresbeginn. Laut den am Donnerstag von France Assureurs veröffentlichten Daten zahlten sie 97,8 Milliarden Euro in ihre Policen ein – ein Rekord.
Das „angstauslösende Klima“ dränge Sparer dazu, Geld beiseite zu legen, erklärt Philippe Crevel, Präsident des Cercle de l'épargne (Sparkreis). Laut INSEE erreichte die französische Sparquote im ersten Quartal ihren höchsten Stand seit 45 Jahren, wenn man die Zeit der Covid-19-Gesundheitskrise außer Acht lässt.
Jackpot für VersichererDie Debatte um die Reduzierung des Haushaltsdefizits, oft begleitet von der Aussicht auf Steuererhöhungen, ermutige vor allem Rentner, mehr Geld in ihre Lebensversicherungen zu stecken – zu Lasten des Konsums, analysiert Crevel. Sparer würden zudem die Zinsen ihrer Anlagen lieber kapitalisieren, als sie abzuheben.
Im ersten Halbjahr sanken die von den Versicherern gezahlten Leistungen bei Rückkauf durch Sparer oder bei Auszahlung an Begünstigte im Todesfall im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 71,2 Milliarden Euro.
Für die Versicherer ist das die perfekte Kombination: Die Differenz zwischen Beiträgen und Leistungen, die sogenannte Nettoeinnahmen, erreicht logischerweise einen Betrag von 26,6 Milliarden Euro für das erste Halbjahr, der seit 2010 nicht mehr erreicht wurde. Davon entfallen allein auf den Monat Juni 5 Milliarden Euro, also doppelt so viel wie im Juni 2024.
Paul Esmein, CEO von France Assureurs, hob am Donnerstag in einer Telefonkonferenz nüchtern die „gute Dynamik der Lebensversicherung (…) hervor, die sich das ganze Halbjahr über fortgesetzt hat“.
Das Wachstum im Lebensversicherungssektor verdeckt auch die gegensätzliche Realität bei den Anlageinstrumenten. Einerseits verzeichneten fondsgebundene Anlagen (UC), riskantere, aber potenziell rentablere Anlagen, Nettozuflüsse von 23,8 Milliarden Euro. Andererseits legten in Euro denominierte Fonds mit Kapitalgarantien lediglich um 2,9 Milliarden Euro zu.
Lebensversicherungen bleiben in Frankreich mit Abstand die wertvollste Anlage. Im Januar überstiegen die gesamten Lebensversicherungsaktiva erstmals die 2-Billionen-Euro-Marke. Ende Juni beliefen sie sich auf 2,052 Milliarden Euro (+5 % im Jahresvergleich).
Sparbuch A in SchwierigkeitenRegulierte Sparkonten, eine weitere wichtige Geldquelle für die Franzosen, konnten im ersten Halbjahr nicht mithalten. Laut den neuesten Daten der Caisse des Dépôts (französischer Einlagensicherungsfonds) stieg der Bestand an Sparkonten des Sparbuchs A zwischen Januar und Juni um kaum drei Milliarden Euro. Das ist neunmal weniger als bei Lebensversicherungen.
Der Rückgang des Sparzinssatzes für das Sparbuch A am 1. August von 2,4 % auf 1,7 % dürfte die Verbindung zwischen diesen beiden Sparfamilien weiter verschlechtern.
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