Migros und Coop würden bei Twint von Vorzugstarifen profitieren


Twint ist die beliebteste Bezahl-App der Schweiz.
Twint erlebt derzeit Turbulenzen. Während die App in der Schweiz ein voller Erfolg ist und bereits fünf Millionen Kunden bargeldlos bezahlen, gerät sie bei den Einzelhändlern zunehmend in Verruf. Der Schweizer Detailhandelsverband (zu dem unter anderem Manor, Lidl und Volg gehören) reichte diese Woche bei der Wettbewerbskommission (Weko) Beschwerde gegen das Unternehmen wegen Missbrauchs seiner Marktposition und überhöhter Gebühren ein.
Und der Unmut dürfte zunehmen. Laut dem Tages-Anzeiger vom Samstag sitzen nicht alle Einzelhändler im selben Boot. Migros und Coop haben sich den Protesten nicht angeschlossen. Und das aus gutem Grund: Die beiden Giganten haben angeblich eine Sondervereinbarung mit Twint. Mehreren Quellen zufolge profitieren sie seit Jahren von Vorzugspreisen – als Anerkennung für ihre Schlüsselrolle bei der Einführung der App im Jahr 2017. Dasselbe gilt für die SBB, die ebenfalls von sehr günstigen Tarifen profitiert. Dieses „Sonderangebot“ macht nun neidisch.
Weder Coop noch die SBB wollten sich auf Anfrage dazu äußern. Auch die Migros gibt ihre Preise nicht bekannt. „Diese Informationen sind vertraulich und unterliegen internen Vereinbarungen“, sagte eine Sprecherin. Sie fügte hinzu: „Was wir sagen können, ist, dass die Migros stets bestrebt ist, die Zahlungskosten zu optimieren, um ihren Kunden weiterhin ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.“
Twint wiederum gibt an, dass Händler mit höheren Umsätzen teilweise von besseren Konditionen profitieren können. Zu den Konditionen für die beiden orangenen Riesen äußerte sich Twint jedoch nicht.
Müssen kleine Einzelhändler die überhöhten Kosten von Twint allein bekämpfen? Nicht unbedingt. Der Verband für elektronische Zahlungsmittel (VEZ) ist ein weiterer Dachverband, der sich für die Senkung der Transaktionsgebühren einsetzt. Migros, Coop und SBB sind Mitglieder, ebenso der Schweizer Detailhandelsverband (Swiss Retail Federation). Der VEZ begrüsst den mit der Weko eingeleiteten Vorstoß. Er schliesst sich der Beschwerde zwar nicht an, schliesst aber eigene Schritte nicht aus: «Wir beobachten Twint schon länger und werden zu gegebener Zeit Massnahmen ergreifen», teilte er gegenüber Tagi mit.
20 Minutes