Trumps neue Handelsordnung wird fragil sein

Mit der Verhängung von Zöllen gegen Japan und Europa ohne Gegenleistung (und ohne einen Handelskrieg auszulösen) scheint Donald Trump seine Ziele erreicht zu haben. Andere Länder könnten Zugeständnisse machen oder ab dem 1. August mit Zöllen rechnen. Doch diesen hart erkämpften Abkommen mangelt es an der Stärke und Legitimität des Systems, das sie ersetzen sollen, warnt ein Kolumnist des Wall Street Journal.
Donald Trump hat ein Kunststück vollbracht: Er hat die Zölle noch höher angehoben als durch den verheerenden Smoot-Hawley Act von 1930, und dabei (so scheint es) vermieden, einen derart verheerenden Handelskrieg auszulösen.
Unter Berücksichtigung des am vergangenen Wochenende mit der Europäischen Union (EU) unterzeichneten Abkommens werden die Vereinigten Staaten ihren Handelspartnern nun einen durchschnittlichen Steuersatz von 15 Prozent auferlegen. Laut JPMorgan Chase ist dies der mit Abstand höchste Satz seit den 1930er Jahren.
Japan und die EU haben sich außerdem verpflichtet, insgesamt 1,15 Billionen US-Dollar in Energie- und Militärkäufe in den USA und Europa zu investieren.
Und was gaben die Amerikaner im Gegenzug? Nichts.
Trump hat seine Ziele also zumindest vorerst erreicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass mit diesen Abkommen eine neue Welthandelsordnung entstanden ist. Sie stellen lediglich einen Schritt nach vorne dar und verfügen nicht über die Solidität und Legitimität des Systems, das sie ersetzen.
Die Methode hätte nicht trumpischer sein können. Der amerikanische Präsident glaubte, dass andere in einem Handelskrieg mehr zu verlieren hätten als die Vereinigten Staaten. Und er warf sie einen nach dem anderen nieder und machte deutlich, dass die Ablehnung eines Abkommens zu den eigenen Bedingungen

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