Erste Bilder des Sonnensüdpols von europäischen Satelliten aufgenommen

Wir vergessen es oft, aber die Sonne ist der einzige Stern, dessen Oberfläche wir detailliert untersuchen können, da sie nur 150 Millionen Kilometer von uns entfernt ist und einen Durchmesser von 1,5 Millionen hat. Wir haben sie immer beobachtet, studiert und sogar gefürchtet. Für unsere Augen erscheint die Sonne als extrem helle Scheibe, so hell, dass es besser ist, sie nicht direkt zu beobachten. Betrachtet man sie jedoch mit einem Sonnenteleskop, sei es vom Boden oder vom Weltraum aus, kann man eine kontinuierliche Aktivität erkennen, wie einen Schwarm mehr oder weniger heißer und daher unterschiedlich gefärbter Gaswolken.
Wenn die Sonne ruhig ist, sind die solaren Magnetfelder schön und ordentlich, doch im weiteren Verlauf des Zyklus werden sie chaotisch und ungeordnet und begünstigen die Emission von Partikeln, Sonnenwind und Energie in einem Ausmaß, das nicht nur die wunderschönen Polarlichter erzeugt, sondern auch technische Systeme im Orbit oder sogar auf der Erde ernsthaft stören kann: die Stromnetze.
Doch bisher war es niemandem, weder Mensch noch Roboter, gelungen, den Sonnenpol zu sehen, und es ist „… ein wunderbares Ergebnis“, wie Carole Mundell, wissenschaftliche Direktorin der Europäischen Weltraumorganisation, erklärte.
Ohne auf die komplexen Details der Weltraummechanik einzugehen, können wir sagen, dass es nicht einfach ist, die für diese Aufnahmen geeignete Umlaufbahn zu erreichen, da dieses Abenteuer noch nie gewagt wurde, und dies ist bereits ein großartiges Ergebnis. Wenn wir dann noch ein grundlegendes Detail hinzufügen möchten: Wir werden wahrscheinlich nie in der Lage sein, mit einem Satelliten über die Sonnenoberfläche hinauszugehen, da der Strahlungs- und Partikelstrom selbst in Momenten geringer Aktivität wie ein starkes Abwehrmittel für jeden Annäherungsversuch wirkt: Bevor unsere selbstmörderische Sonde verbrannt oder vielmehr verdampft würde, würde sie wahrscheinlich einen kräftigen Stoß erhalten, der sie zurückwerfen würde
Der im Februar 2020 gestartete Solar Orbiter kostete 500 Millionen Euro – nicht viel für diese Art von Mission. Er ist so groß wie ein SUV und verfügt über zehn hochentwickelte wissenschaftliche Detektionsinstrumente. Dank der Umlaufbahn, die durch die Beschleunigung beim Venusflug Energie akkumuliert, konnte sich Solar Orbiter der Sonne nähern als jede Sonde zuvor, den Südpol überfliegen und wird wie erwähnt den Nordpol anfliegen. Ohne diesen Effekt wäre der Treibstoffbedarf enorm gewesen.
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