Huawei GT6 Pro, ein Marathonläufer am Handgelenk, elegant und robust mit rekordverdächtiger Akkulaufzeit

Manche Geräte provozieren bestimmte Verhaltensweisen oder rechtfertigen diese zumindest vor allem. Beispiele hierfür sind die Social-Media-Besessenheit, die Sportsucht oder die Angst, etwas zu verpassen (FOMO, Fear of Missing Out) aufgrund von Arbeitsbenachrichtigungen. Smartwatches wurden auch entwickelt, um ungesunde Beziehungen zu fördern. Die Huawei Watch GT6 Pro, die wir einige Wochen lang getestet haben, ist eine elegante und robuste Uhr mit rekordverdächtiger Akkulaufzeit und erstklassigem Fitness- und Gesundheits-Tracking. Sagen wir einfach: Im Vergleich zur Konkurrenz ist sie ein bisschen so, als würde man ein kleines Kraftwerk am Handgelenk tragen. Weniger in Bezug auf die Rechenleistung, sondern auf die Akkulaufzeit: Huawei gibt eine Akkulaufzeit von 21 Tagen an, was eine Menge ist. Während meiner Tests schaffte ich es etwa zehn Tage lang, mit aktiviertem GPS und allen Benachrichtigungen (es gibt viele), die ich verwende, ohne jedoch Zeit mit dem Display zu verbringen. Für einen Sportler bedeutet das, dass man jeden Tag mit eingeschaltetem GPS trainieren, das Display konstant beleuchtet lassen und am fünften oder sechsten Tag mit halber Ladung weitermachen kann. Dies ist eine Zahl, die im Vergleich zu den zwei Tagen einer Apple Watch den Unterschied zwischen einem Marathonläufer und einem Sprinter ausmacht.

Die Konstruktion entspricht der eines schweren Uhrmachers: TC4-Titan für das Gehäuse, ein Keramikboden und Saphirglas schützen ein 1,47 Zoll großes AMOLED-Display mit bis zu 3.000 Nits. In der Praxis bleibt das Zifferblatt selbst in der Mittagssonne gut lesbar. Es ist keine diskrete Uhr: 46 Millimeter Durchmesser und 50 Gramm Gewicht machen sich vor allem an schmaleren Handgelenken bemerkbar. Wer sich für sie entscheidet, entscheidet sich jedoch nicht für minimalistische Eleganz.
Der Clou sind die Sensoren. Die GT6 Pro misst Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Herzfrequenzvariabilität, arterielle Steifheit und Körpertemperatur. Sie überwacht den Schlaf und liefert beim Laufen Daten in Laborqualität: VO2max, vertikale Schwingung, Schrittlänge und Bodenkontaktzeit. Sie zeigt nicht nur an, wie viele Kilometer Sie gelaufen sind, sondern auch wie Sie sie gelaufen sind. Das Dualband-GPS funktioniert mit allen möglichen Konstellationen – Galileo, Glonass, BeiDou – und Offline-Karten ermöglichen die Navigation auch ohne Telefon.
Das Ökosystem ist die Grenze. HarmonyOS 6.0 verarbeitet Benachrichtigungen, Gesundheit, Training und Bluetooth-Anrufe gut, bietet aber nicht die gleiche App-Vielfalt wie Apple oder Wear OS. Es gibt kein integriertes LTE, kein WLAN, und NFC-Zahlungen funktionieren je nach Land nur lückenhaft. Hier ist der Vergleich mit der Apple Watch umgekehrt: Cupertino gewinnt bei Software-Integration und App-Anzahl, während Huawei bei Akkulaufzeit und Haltbarkeit gewinnt.
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Letztendlich ist die GT6 Pro kein Vorzeigegerät, sondern ein praktisches Werkzeug für alle, die ihren Körper wie Daten behandeln, die es zu analysieren gilt. Sie ist der Reisebegleiter für alle, die laufen, Rad fahren und trainieren und Wert auf solide Zahlen statt glänzender Symbole legen. Eine Uhr, die man nicht jede Nacht aufladen muss, die aber Handgelenke erfordert, die ihrer Anwesenheit standhalten. Sie ist jedoch nicht die beste Wahl für alle, die ein 360-Grad-Smartwatch-Erlebnis mit einem riesigen Ökosystem an Apps und fortschrittlicher Smartphone-Integration suchen. Der Preis? Er beginnt bei 379 € für die Stoff- und Fluorelastomer-Armbänder und geht bis zu 499 € für das Titanarmband.
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