Gelenkknacken: Ein nutzloser Trick oder die Lösung gegen Schmerzen?
%3Aformat(jpeg)%3Abackground_color(fff)%2Fhttps%253A%252F%252Fwww.metronieuws.nl%252Fwp-content%252Fuploads%252F2025%252F05%252Fgewrichten-kraken.jpg&w=1280&q=100)
Besuche bei Therapeuten, die Gelenke „knacken“ lassen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Insbesondere die Chiropraktik – eine Behandlungsform, die in den letzten Jahren aus England und den USA eingeführt wurde – erfreut sich in den Niederlanden zunehmender Beliebtheit. Zahlreiche spektakuläre Videos von Menschen, die nach zwanzig Jahren scheinbarer Beschwerden in nur einer Sitzung wieder beschwerdefrei geknackt wurden, kursieren in den sozialen Medien.
Doch was passiert eigentlich im Körper, wenn man dieses Geräusch hört? Und ist das Knacken der Gelenke eine wirksame Behandlung – oder eher eine Scheinlösung?
Der Manualtherapeut Dominic Geuskens (MSc) behandelt täglich Menschen mit Rücken-, Nacken- und Gelenkbeschwerden . In der Praxis setzt er regelmäßig Manipulationen ein, das kontrollierte Knacken eines Gelenks. Doch er fügt gleich einen Vorbehalt hinzu: „Manipulationen sind ein wirksames Mittel, aber kein Zauberstab.“
Brauchen Sie Tipps zum Schutz Ihrer Knie beim Laufen? Lesen Sie diesen Metro- Artikel .
Das bekannte Knacken ist nicht, wie oft angenommen, das Einrenken eines Knochens. Eine der am besten belegten Theorien ist der Kavitationseffekt . „In der Gelenkkapsel entsteht kurzzeitig ein Unterdruck, der eine Gasblase freisetzt. Das hört man als Klicken“, erklärt Geuskens. Es handelt sich also um eine hörbare Folge einer Druckveränderung und nicht etwa einer physischen Wirbelverschiebung.
Darüber hinaus können auch andere Strukturen wie Sehnen, Bänder, Knorpel und Menisken Geräusche verursachen. Ein knackendes Gelenk ist selten ein Zeichen einer Schädigung, insbesondere wenn es nicht schmerzhaft ist. Einige Forscher vermuten sogar, dass Knacken ein Zeichen für gesunde, bewegliche Gelenke sein kann.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind die direkten Auswirkungen von Manipulationen vor allem neurologischer Natur. Der schnelle Druckwechsel im Gelenk stimuliert Nervenfasern, die wiederum Schmerzsignale im Rückenmark dämpfen. „Einfach ausgedrückt: Manipulationen können den Schmerz im Gehirn vorübergehend ‚überschreiben‘“, sagt Geuskens. Zudem schafft eine Manipulation etwas mehr Platz im Gelenk, was die Behandlung zusätzlich verstärken kann.
Die Wirkung hält in der Regel nur kurz an: Je nach Person und Kontext dauert sie einige Minuten bis einige Tage. Ohne zusätzliche Bewegungstherapie oder Anleitung kehren die ursprünglichen Beschwerden häufig zurück.
Bei akuten Bewegungseinschränkungen oder Schmerzbeschwerden können Manipulationen wirksam sein. „Wenn jemand Schwierigkeiten beim Drehen oder Beugen hat oder das Gefühl hat, festzustecken, kann eine Manipulation schnell Linderung verschaffen.“
Ein Wundermittel sei es jedoch nicht. „Bei chronischen Schmerzen oder strukturellen körperlichen Problemen ist Manipulation allein keine Lösung. Man muss immer das Gesamtbild des Patienten betrachten: die Beschwerden, den Hilferuf, die Funktionsfähigkeit.“ Eine nachhaltige Genesung komplexer Probleme könne nur in Kombination mit anderen Behandlungsformen, wie zum Beispiel Krafttraining , erreicht werden.
Auch der Niederländische Verband für Manuelle Therapie und die Königlich Niederländische Gesellschaft für Physiotherapie stehen Chiropraktikern deshalb kritisch gegenüber. „Sie knacken oft mehrmals pro Woche in kurzen Sitzungen von zehn Minuten, ohne zusätzliche Anleitung. Dann behandeln sie zwar Symptome, aber nicht die Ursache. Und die Patienten bekommen den Eindruck, ihre Wirbelsäule müsse ständig ‚aufgerichtet‘ werden – etwas, das in der Praxis einfach nicht funktioniert.“
Bei gesunden Menschen ist die Manipulation in der Regel unbedenklich. Schwerwiegende Nebenwirkungen , wie beispielsweise eine Verletzung der Halsschlagader, sind sehr selten. Dennoch ist eine sorgfältige Untersuchung unerlässlich. „Wir achten immer auf Warnsignale wie Osteoporose, pochende Kopfschmerzen und Beschwerden, die auch durch körperliche Betätigung nicht abklingen. Und im Zweifelsfall wählen wir eine andere Behandlungsform.“
Geuskens ist sich sicher: Er ist ein Befürworter von Manipulationen und setzt sie gerne im richtigen Kontext ein. „Wenn ein Patient nur Schmerzlinderung sucht und gut informiert ist, kann Knacken kurzfristig helfen. Wenn man aber wirklich etwas erreichen will, gehört mehr dazu als dieses eine ‚Knack‘.“
Cracking ist ein nützliches Werkzeug, kein Zaubertrick. Und wenn man es richtig einsetzt – zusammen mit Übungen, Aufklärung und der Förderung der Selbstständigkeit – kann es genau den Anstoß geben, den jemand braucht.
Möchten Sie mehr zum Thema Gesundheit erfahren? Diese Artikel helfen Ihnen dabei:
Metro Holland