Demonstranten sagen, Bezos‘ hochkarätige Hochzeit in Venedig zeige wachsende Ungleichheit

VENEDIG, Italien – Die mit vielen Stars gespickte Hochzeit des Multimilliardärs und Amazon-Gründers Jeff Bezos und seiner Frau Lauren Sanchez an diesem Wochenende in Venedig hat Aktivistengruppen aufrütteln lassen, die dagegen protestieren und dies als Zeichen der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich sowie der Missachtung der Einwohner der Stadt betrachten.

Etwa ein Dutzend venezianischer Organisationen – darunter Wohnungsaktivisten, Kreuzfahrtgegner und Universitätsgruppen – haben sich zusammengeschlossen, um unter dem Motto „Kein Platz für Bezos“ gegen die mehrtägige Veranstaltung zu protestieren. Dabei handelt es sich um ein Wortspiel, das sich auch auf den jüngsten Weltraumflug der Braut bezieht.

Sie organisierten kleinere Proteste und entrollten Anti-Bezos-Banner an berühmten venezianischen Orten. Diese Woche schlossen sich ihnen Greenpeace und die britische Organisation „Everyone Hates Elon“ an, die aus Protest gegen Elon Musk Teslas demoliert hat. Sie entrollten ein riesiges Banner auf dem Markusplatz, um gegen angebliche Steuererleichterungen für Milliardäre zu protestieren.

„WENN SIE VENEDIG FÜR IHRE HOCHZEIT MIETEN KÖNNEN, KÖNNEN SIE MEHR STEUERN ZAHLEN“, stand auf dem Banner, das ein riesiges Bild von Bezos zeigte. Die Polizei entfernte es schnell.

Von Bezos‘ Vertretern gab es keinen Kommentar zu den Protesten.

Die lokalen Aktivisten hatten für Samstag einen organisierteren Protest geplant. Ziel war es, den Zugang zu den Kanälen mit Booten zu blockieren, um Gäste daran zu hindern, einen Hochzeitsort zu erreichen . Nachdem sie ihren Sieg verkündet hatten, änderten sie den Protest in einen Marsch vom Bahnhof ab. Ihr Druck habe die Organisatoren gezwungen, den Veranstaltungsort in das Arsenale zu verlegen, einen leichter zu sichernden Ort außerhalb des überfüllten Zentrums von Venedig.

„Es wird ein starker, entschiedener, aber friedlicher Protest“, sagte Federica Toninello, Aktivistin des Netzwerks Social Housing Assembly. „Wir wollen, dass es wie eine Party wird, mit Musik, um deutlich zu machen, wie unser Venedig aussehen soll.“

Zu den 200 bestätigten Gästen der Hochzeit zählen Mick Jagger, Ivanka Trump, Oprah Winfrey, Katy Perry und Leonardo DiCaprio.

Venedig, bekannt für seine romantischen Kanalblicke, ist jedes Jahr Schauplatz von Hunderten Hochzeiten, nicht selten von den Reichen und Berühmten. Frühere Promi-Hochzeiten, wie die von George Clooney und der Menschenrechtsanwältin Amal Alamuddin im Jahr 2014, wurden von der Öffentlichkeit gefeiert. Hunderte kamen, um dem Paar im Rathaus alles Gute zu wünschen.

Bezos habe ein anderes politisches und geschäftliches Profil, sagte Tommaso Cacciari, eine prominente Figur in der Bewegung, die sich erfolgreich für ein Verbot der Durchfahrt von Kreuzfahrtschiffen über 25.000 Tonnen durch den Giudecca-Kanal im Zentrum Venedigs einsetzte.

„Bezos ist kein Hollywood-Schauspieler“, sagte Cacciari. „Er ist ein Supermilliardär, der bei der Amtseinführung neben Donald Trump saß, zu dessen Wiederwahl beitrug und direkt und massiv zu diesem neuen globalen Obskurantismus beiträgt.“

Kritiker nennen außerdem Amazons Arbeitspraktiken, anhaltende Steuerstreitigkeiten mit europäischen Regierungen und Bezos‘ politische Verbindungen als weitere Gründe zur Besorgnis.

Aktivisten argumentieren zudem, dass die Bezos-Hochzeit ein Beispiel für umfassendere Versäumnisse der Stadtverwaltung sei, insbesondere für die Priorisierung des Tourismus gegenüber den Bedürfnissen der Einwohner. Sie halten Maßnahmen wie die Tagesausflugssteuer – die laut Kritikern Venedigs Image als Freizeitpark verstärkt – für ineffektiv. Ihre größte Sorge ist der Mangel an Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und grundlegende Dienstleistungen.

Vertreter der Stadt verteidigten die Hochzeit. Bürgermeister Luigi Brugnaro bezeichnete die Veranstaltung als eine Ehre für Venedig, und die Stadt bestritt, dass es zu Störungen kommen würde.

„Venedig erweist sich erneut als globale Bühne“, sagte Brugnaro gegenüber Associated Press und fügte hinzu, er hoffe, Bezos während seines Aufenthalts in der Stadt zu treffen.

Unterdessen veröffentlichte Corila, eine venezianische Umweltforschungsvereinigung, eine Erklärung, in der es hieß, Bezos‘ Earth Fund unterstütze ihre Arbeit mit einer „wichtigen Spende“.

Corila, ein Zusammenschluss von Universitätswissenschaftlern und Italiens wichtigstem nationalen Forschungsrat zur Erforschung venezianischer Schutzstrategien , wollte nicht sagen, wie viel Bezos spendete, sagte aber, der Kontakt habe bereits im April begonnen, lange vor Beginn der Proteste.