Trump in Windsor: Prunk, Proteste und der Geist von Jeffrey Epstein

US-Präsident Donald Trump ist bereits zum zweiten Mal auf Staatsbesuch im Vereinigten Königreich. Während es hinter den Mauern von Schloss Windsor feierlich zugeht, finden draußen Trump-kritische Proteste statt. Sie richten sich gegen Trumps Politik und seine undurchsichtige Vergangenheit mit dem verstorbenen US-Multimillionär und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein.
Kreativer ProtestAm Dienstagabend (16. September 2025) wurden Bilder von Trump und Epstein auf die Fassade von Schloss Windsor projiziert. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie eine Art Diashow mehrere Minuten lang auf einem Turm des Schlosses ablief, während eine Frauenstimme über die Beziehung zwischen Trump und Epstein berichtet.
Die Aktivistengruppe "Led By Donkeys", die ihre Proteste mit Kunstaktionen verbindet, bestätigte, dass sie hinter der Aktion steckten. "Trump wird in unser Land eingeladen, erhält die einzigartige Ehre eines zweiten Staatsbesuchs und wird auf unsere Kosten in Windsor Castle untergebracht", sagte ein Sprecher der Gruppe dem "Guardian". Angesichts der "unglaublich engen Verbindungen des US-Präsidenten zu Amerikas berüchtigtstem Kinderhändler" dürfe das nicht verschwiegen werden.

Trump steht wegen seiner Beziehungen zu Epstein zunehmend unter Druck, seitdem ein angeblich von ihm unterschriebener Zettel geleakt wurde, in dem er dem Sexualstraftäter zum Geburtstag gratuliert und auf "wunderbare Geheimnisse" anspielt. Jeffrey Epstein, der in höchsten Kreisen verkehrte, hatte einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer fielen. Den US-Präsidenten verfolgt die Affäre seit Wochen. Zwar streitet er ab, von den Machenschaften seines früheren Bekannten gewusst zu haben, doch seine Kritiker lassen nicht locker.
Jeffrey Epstein hatte sich 2019 in einem Bundesgefängnis in New York das Leben genommen, nachdem er wegen Kinderhandels angeklagt worden war. Seine Komplizin Ghislaine Maxwell verbüßt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe.
Festnahmen wegen BeleidigungVier Menschen sind im Zusammenhang mit der Protestaktion verhaftet worden. Die Beamten hätten schnell reagiert, "um die Projektion zu stoppen", so die Aussage der Polizei. Dazu ein Sprecher von Led By Donkeys: "Wir haben einen journalistischen Beitrag auf eine Wand projiziert - und nun werden Menschen deswegen verhaftet. Das sagt mehr über die Polizeiarbeit bei Trumps Besuch aus als über unsere Aktion."

Auch die Aktivistengruppe "Everyone Hates Elon" zeigte vor Trumps Ankunft das "größte Foto der Welt" von Trump und Epstein auf einem riesigen Banner nahe Windsor Castle. Die Installation wurde mittlerweile entfernt.
"Nicht willkommen hier"Etwa 70 Demonstrierende der Gruppe "Stop Trump Coalition" versammelten sich am Dienstag ebenfalls vor Windsor Castle, um friedlich gegen den US-Präsidenten zu protestieren. "Trump raus" und "Donald Trump ist hier nicht willkommen" hallte es durch die Menge.

Jake Atkinson, Sprecher der Gruppe, sagte dem Guardian: "Donald Trumps Politik ist die Politik des Faschismus und Autoritarismus. Wir wollen nicht nur gegen Trump protestieren, sondern auch ein Signal an unsere Regierung senden: Das ist nicht das, was die britische Bevölkerung will."
Prinz Andrew ist abwesendManche Plakate erinnerten auch an Prinz Andrew, den jüngeren Bruder von König Charles III. Auch er hatte Verbindungen zu Epstein. Nach einem skandalösen BBC-Interview 2019 hatte die verstorbene Queen Elizabeth II. Andrew alle Titel entzogen und ihn aus der Öffentlichkeit entfernt. Virginia Giuffre, eine der Hauptanklägerinnen Epsteins, hatte behauptet, der Prinz habe sie als 17-Jährige mehrfach sexuell missbraucht. Andrew bestreitet die Vorwürfe, schloss 2022 jedoch einen Vergleich mit Giuffre - ohne Schuldeingeständnis oder Entschuldigung. Giuffre ist im April 2025 gestorben, mutmaßlich durch Suizid.

Prinz Andrew lebt zwar in Windsor, nimmt aber weder an den Feierlichkeiten Teil, noch steht er auf der Gästeliste für das Staatsbankett. Beobachter werten das als Versuch, Abstand zu ihm zu wahren, da mit weiteren Enthüllungen aus den Epstein-Akten des US-Kongresses gerechnet wird.
Kein "Trump-Baby" mehrSchon bei Trumps erstem Staatsbesuch im Vereinigten Königreich gingen Menschen gegen den US-Präsidenten auf die Straße. Eines der bekanntesten Symbole der damaligen Proteste bleibt diesmal am Boden: der "Trump Baby Blimp", ein riesiger orangefarbener Ballon in Form eines wütenden Babys mit Handy.

Das von Leo Murray und Matt Bonner entworfene Protestobjekt schwebte 2018 erstmals über London und wurde auch 2019 beim Staatsbesuch gezeigt.
"Damals war Trump für die Briten noch eine Witzfigur. Heute ist es kein Spaß mehr", sagte Murray dem "Independent". Nach den Protesten 2019 hätten er und seine Mitstreiter Drohungen von Rechtsradikalen erhalten. Der Ballon gehört mittlerweile dem Museum of London.
dw