USA: Inhaftierter Aktivist darf sein Baby zum ersten Mal halten

New York. Der vor mehreren Wochen festgenommene propalästinensische Aktivist Mahmud Chalil hat zum ersten Mal seinen neugeborenen Sohn treffen dürfen. Ein Bundesrichter hatte die Anordnung der Regierung von US-Präsident Donald Trump blockiert, wonach Chalil das einen Monat alte Baby nur durch eine Glasbarriere hinweg hätte sehen dürfen. Am Donnerstag konnte er das Kind zum ersten Mal im Arm halten. Der Besuch fand im Vorfeld einer geplanten Anhörung statt.
Die Bundesbehörden haben Chalil keiner Straftat beschuldigt, aber wollen ihn mit der Begründung ausweisen, dass seine prominente Rolle bei Protesten gegen den Krieg im Gazastreifen die außenpolitischen Interessen der USA untergraben haben könnte. Sein Antrag, der Geburt seines Sohnes am 21. April beizuwohnen, wurde im vergangenen Monat von der amerikanischen Einwanderungsbehörde ICE zunächst abgelehnt.
Die Frage, ob Chalil sein neugeborenes Kind im Arm halten darf, hatte tagelange juristische Auseinandersetzungen ausgelöst. Die Anwälte des Aktivisten hatten behauptet, dass er politischen Vergeltungsmaßnahmen der Regierung ausgesetzt sei. Sie wiesen auch darauf hin, dass seine Frau fast 2.400 Kilometer angereist war, in der Hoffnung ihren Sohn seinem Vater vorzustellen. „Dies ist nicht nur herzlos“, sagte seine Frau Noor Abdalla über die Haltung der Regierung. „Es ist vorsätzliche Gewalt, die kalkulierte Grausamkeit einer Regierung, die Familien ohne Reue auseinanderreißt.“ Am Mittwochabend griff Richter Michael Farbiarz in New Jersey ein und erlaubte das Treffen.
Nach propalästinensischen Protesten im Zuge des Gaza-Krieges hatte die Trump-Regierung den Universitäten des Landes vorgeworfen, dort Antisemitismus zuzulassen. Chalil war die erste Person, die deshalb am 8. März in New York festgenommen wurde. Bei Protesten gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen im vergangenen Jahr war er ein Wortführer der Studierenden an der Columbia-Universität. Er wurde innerhalb kurzer Zeit in eine Haftanstalt im Tausende Kilometer entfernten Louisiana gebracht. Chalil ist ein in Syrien geborener Palästinenser, hat aber ein gültiges Aufenthaltsrecht in den USA. Seine Frau ist eine amerikanische Staatsbürgerin.
Chalil erschien am Donnerstag nach dem Treffen mit seiner Frau und seinem Kind vor der Einwanderungsrichterin Jamee Comans. Seine Anwälte führten die Gefahren an, die Chalil im Falle einer Abschiebung drohen könnten. Sie legten Zeugenaussagen von Dozenten und Studierenden der Columbia University vor, die Aussagen über Chalils Charakter trafen.
Columbia-Professor Joseph Howley etwa beschrieb ihn als „aufrechtes, prinzipientreues und angesehenes Mitglied unserer Gemeinschaft“. Er habe nie erlebt, dass Chalil Antisemitismus oder Vorurteile weiterverbreitete, vielmehr habe er „gehört, wie er Antisemitismus bei mehreren Gelegenheiten energisch zurückwies“, schrieb Howley. Entschieden wurde nach der Anhörung noch nichts. Comans gab den Anwälten bis 2. Juni Zeit für ihre Schlussplädoyers.
RND/AP
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