Diese Nordsee-Insel wurde von Menschenhand erschaffen

Kennst du die Nordseeinsel Minsener Oog? Falls nicht: Sie liegt vor der Küste des Badeortes Schillig im Nordosten der ostfriesischen Halbinsel und östlich der Insel Wangerooge. Damit ist sie ein Teil des zu Niedersachsen gehörenden Wattenmeers und seit 1986 sogar offiziell Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Doch diese mysteriöse unbewohnte Insel, die Besucherinnen und Besuchern nur teilweise zugänglich ist, gab es nicht immer: Sie wurde von Menschen gemacht!
Wir verraten, wann und warum sie erschaffen wurde, welche Tiere dort leben und wie du sie zumindest ein Stück weit erkunden kannst.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es östlich von Wangerooge nichts als Sandbänke. Das änderte sich jedoch ab 1906, als Arbeiten auf den beiden Minsener Oog und Olde Oog genannten Sandbänken begannen. Warum?
Der Wind und die Strömungen drückten diese Sandbänke ständig weiter gen Osten und bedrohten damit das Jadefahrwasser – die Zufahrt nach Wilhelmshaven und Bremen. Um diese Versandung zu verhindern, ließ die Marinebaudirektion Wilhelmshaven Buhnen und Dämme errichten. Diese fingen den wandernden Sand ab und erste Dünen entstanden, die sich schnell zu einem kleinen Naturparadies entwickelten.

Schon bei der Wattwanderung zur Minsener Oog kann man oft Austernfischer beobachten.
Quelle: imago stock&people
Die Minsener Oog in ihrer heutigen Form gibt es seit den 1970er-Jahren. Da entstand nämlich durch gezielte Sandaufspülungen eine neue, stabile Düneninsel. Vor allem der südliche Inselteil wurde durch insgesamt rund zehn Millionen Kubikmeter Sand massiv erweitert. Heute erhebt sich die Minsener Oog bis zu zwölf Meter über den Meeresspiegel und misst rund 370 Hektar. Dabei ist sie etwa 4,5 Kilometer lang und 1,5 Kilometer breit.
Anders als viele andere Inseln blieb die Minsener Oog unbewohnt. Dabei entwickelte sie sich zu einem bedeutenden Rückzugsort für Seevögel und gehört heute zu den streng geschützten Ruhezonen. Bereits seit 1946 kümmert sich der Mellumrat, eine Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft, um den Schutz der Insel. Der größte Teil der Minsener Oog ist für die Öffentlichkeit gesperrt, nur ein kleiner Bereich an der Südspitze darf betreten werden.

Bei einer Wattwanderung kannst du die Vogelwärterinnen und ‑wärter auf der Minsener Oog kennenlernen.
Quelle: IMAGO/imagebroker
Touristisch ist die Minsener Oog nicht erschlossen, aber es gibt eine Möglichkeit, wie du sie aus der Nähe bewundern kannst: Unter anderem gibt es eine etwa viereinhalbstündige Wattwanderung von Schillig aus zur Südspitze der Minsener Oog (Gesamtstrecke circa elf Kilometer). Schon unterwegs bieten sich gute Chancen zur Vogelbeobachtung: Oftmals jagen Seeschwalben mit Sturzflügen nach kleinen Fischen und Kiebitze sowie Austernfischer durchstreifen das Watt auf Nahrungssuche.
Einmal angekommen, darfst du exklusiv einen kleinen, freigegebenen Strandbereich am südlichen Rand der Insel betreten. Dort bekommst du einen seltenen Einblick in eine sonst unzugängliche Welt. Außerdem triffst du die Freiwilligen des Mellumrat e.V., die den Schutz und die Beobachtung der Vogelwelt übernehmen. Sie geben spannende Einblicke in ihren Alltag als Vogelwärterinnen und Vogelwärter, die den gesamten Sommer über auf der Insel leben, um seltene Arten zu schützen.
Eine Wattwanderung zur Minsener Oog auf eigene Faust empfiehlt sich nicht! Der Fußweg durch das Watt bei Ebbe ist für Unkundige sehr risikoreich, denn das Wasser kann schnell auflaufen und dir den Rückweg abschneiden. Außerdem kann plötzlich Nebel aufkommen und die Orientierung nahezu unmöglich machen.
Witzig zu wissen: Auf der Minsener Oog gibt es eine historische Feldbahn! Zwischen 1918 und 1922 wurde ein Schienennetz mit 60 Zentimetern Spurweite angelegt, um Baumaterialien für den Küstenschutz zu transportieren. Auch heute rumpelt auf einem etwa 1,5 Kilometer langen Abschnitt noch eine kleine Bahn über die Insel – die steht Besucherinnen und Besuchern allerdings nicht zur Verfügung. Sie dient einzig dem Material- und Personaltransport zwischen Anleger und den Betriebsgebäuden des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Wilhelmshaven.
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rnd